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Title A - Z
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Category:
History
Year:
1928
Tirol unterm Beil
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Page 83 of 266
Author: Reut-Nicolussi, Eduard / Eduard Reut-Nicolussi
Place: München
Publisher: Beck
Physical description: 244 S. : Ill., Kt.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: g.Südtirol ; z.Geschichte 1918-1928
Location mark: II 64.035
Intern ID: 162545
Stimmenabgabe für die Deutschen Kandidaten gegen die Annexion oder zum mindesten gegen die zum Werdruß gewordene italienische Verwaltung zu demonstrieren. Andrerseits war man sich in Trient klar, daß die Zweiteilung des Wahlkreises auf die spätere Schaffung einer eigenen Provinz Bozen deuten würde. Auf jeden Fall waren alle Trientiner darin einig, daß, wenn ein eigener Wahlkreis Bozen geschaffen werden sollte, das Unterland und Ladinien nicht dazu- geschlagen werden dürsten. Das Unterland

, das Etschtal von Bozen südwärts bis Salurn, ist ebenso wie das Land nördlich davon uralter deutscher Volksboden. Otto Stolz hat in seinem Werke: „Die Ausbreitung des Deutsch- tums in Südtirol im Lichte der Urkunden' dafür so reichliche Be- weise erbracht, daß hinsichtlich der Vergangenheit nur darauf ver- wiesen zu werden braucht. Die Gegenwart bestätigte den deutschen Charakter. Die Bevölkerung war in ihrer erdrückenden Mehrheit deutsch und auch die von den Seitentälern zugewanderten Landar- beiter

italienischer Zunge fügten sich dem deutschen Wesen zwanglos und gerne ein. Die ganze Bevölkerung lehnte italienische Neue- rungen ab. Die Gemeinden amtierten nach wie vor in deutscher Sprache. Die italienischen Schulen blieben unbesucht. Die politische und wirtschaftliche Verbindung mit Bozen wurde stärker ausgebaut. Die Tiroler Volkspartei hatte in jeder Gemeinde eine blühende Ortsgruppe unter Leitung hervorragender Führer. Vor dem Kriege hatten die Trientiner nach dem Unterlande die Hand

nicht ausgestreckt. Auf den offiziellen Karten der Trientiner Nationalisten endete das Trentino unterhalb Salurn. Nur in der kleinen Gemeinde Pfatten hatten einige italienische Grundherren soviel welsche Pächtersleute eingeschleppt, daß ihnen eine italienische Schule von der Lega nationale eingerichtet werden konnte. Nach dem Kriege aber fand man in Trient das ganze Unterland, bis vor die Tore von Bozen begehrenswert. Einmal, weil es für den Fall einer Zweiteilung der Provinz einen Landgewinn bedeuten konnte

, dann aber auch, weil in der Kriegszeit die vormals viel umstrittene Fleim- talbahn statt in der Richtung Lavis—Trient, über Auer gegen Bozen geführt worden war und die Trientiner diesen Eisenbahnstrang mit allem was daran hing, für ihre wirtschaftlichen Interessen erobern 7i

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Category:
History
Year:
1928
Tirol unterm Beil
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Page 177 of 266
Author: Reut-Nicolussi, Eduard / Eduard Reut-Nicolussi
Place: München
Publisher: Beck
Physical description: 244 S. : Ill., Kt.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: g.Südtirol ; z.Geschichte 1918-1928
Location mark: II 64.035
Intern ID: 162545
ihnen wollte auch Bischof Maitz von Innsbruck in Bozen in den Zug sieigen. In fieberhafter Aufregung und mit allerlei Mätzchen versuchten Karabinieri und faschistische Milizsoldaten die Bozner am Betreten des Bahnsteiges zu verhindern; als dies nicht zum Ziele führte, ließ man de» Zug in Bozen gar nicht halten, sondern in wildester Fahrt durch den Bahnhof rasen, so daß man die Ge- sichter der Pilger an den Wagenfenstern gar nicht erkennen, sondern nur mit den Taschentüchern Grüße austauschen

konnte. Die Bozner selbst wurden auf dem Heimwege verfolgt und mißhandelt» Jeder einzelne Faschist in Bozen glaubte sich zeitweise berufen, die „religiöse Frage im Alto Adige' selbständig zu lösen. Immer wieder regierten die Podestà und die Sekretäre des Faschio in die Kirche hinein, verlangten Gottesdienste zu den Nationalfeiertagen, nament- lich, wenn wieder einmal der Duce wunderbar errettet worden war, und scheuten auch vor Gewalttätigkeiten nicht zurück. Als der Dekan Frenademetz in Cortina

die Beitragsleistung zum Cesare-Battisti-Denkmal ablehnte, wurde er von den Faschisten tätlich mißhandelt. Der Domherr Psenner in Bozen wurde von den Faschisten vor der Pfarrkirche geschlagen, weil er aus Neugierde ein auf dem Boden liegendes eingerolltes Papier mit dem Fuße ausbreiten wollte, ohne zu ahnen, daß es sich um ein faschistisches Wahlplakat handelte, das gegen die Kommunisten gerichtet war. Dieses stellte einen Kommunisten dar, der auf einen Geistlichen losging, und trug die Inschrift: „Sie schlugen

sogar die Priester!'... Der letzte deutsche Pfarrer von Salurn, Delueg, welcher 22 Jahre im Orte gewirkt hatte, war den Faschisten ein unerträglicher Dorn im Auge. Nach einem Trommelfeuer in der Presse zog der Faschisten- führer Barbesino von Bozen Mitte Dezember 1922 abends mit einer Bande von hundert Mann nach Salurn. Während die Horde auf dem Platze vor dem Pfarrhof im Chore wüste Schimpfworte gegen den Pfarrer ausstieß, stieg Barbesino um 11 Uhr abends mit einigen Begleitern zum Pfarrer hinauf

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Category:
History
Year:
1928
Tirol unterm Beil
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Page 128 of 266
Author: Reut-Nicolussi, Eduard / Eduard Reut-Nicolussi
Place: München
Publisher: Beck
Physical description: 244 S. : Ill., Kt.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: g.Südtirol ; z.Geschichte 1918-1928
Location mark: II 64.035
Intern ID: 162545
düngen. Die Regierung Facta, welche auf Bonomi gefolgt war, wankte bereits unter dem Ansturm der regierungshungrigen Faschi- sten. Diese stellten zunächst ein Programm für die Neuordnung der Dinge in Südtirol auf und verlangten, die Regierung solle es so- fort verwirklichen. Facta ließ durch Credaro für die Städte Bozen und Meran und für die Gemeinden Gries, Salurn, Margreid, Neu-- markt, Branzoll, Auer, Leifers und Kurtinig die Zweisprachigkeit der Orts/ und Straßenbezeichnungen

und die Gleichberechtigung der italienischen Sprache im Verkehr vor dem Gemeindeamte ver- fügen. Wir waren darüber nicht entrüstet. Die Form allerdings, in der die von uns schon früher gewünschte Regelung der Sprachen- frage nun geschah, war nicht nach unserem Sinn. Sie widersprach der Zuständigkeit der Gemeinde, außerdem befriedigte sie auch die Faschisten nicht. Auf Grund eines Beschlusses der faschistischen Gesamtpartei stell- ten die Faschisten von Bozen am 12. September 1922 zehn Forderun- gen an den Gememderat

von Bozen, welche klipp und klar angenom- men werden sollten: „1. Rücktritt des Dr. Julius Perathoner als Bürgermeister und Gemeinderat der Stadt Bozen. 2. Aufstellung von Höchstpreisen für die unbedingt notwendigen Lebensmittel und Bedarfsgegenstände und Sorge für die Einhaltung derselben durch den Stadtmagistrat. 3. Auflösung der städtischen Polizei in Bozen und Umwandlung derselben in eine Stadtwache. 4. Zweisprachigkeit in allen öffentlichen Verlautbarungen der Gemeinde und der von ihr abhängigen

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Books
Category:
History
Year:
1928
Tirol unterm Beil
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Page 221 of 266
Author: Reut-Nicolussi, Eduard / Eduard Reut-Nicolussi
Place: München
Publisher: Beck
Physical description: 244 S. : Ill., Kt.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: g.Südtirol ; z.Geschichte 1918-1928
Location mark: II 64.035
Intern ID: 162545
„Gelobt sei Jesus Christus' stand. Als in Bozen unter ungeheurer Beteiligung der beliebte Gesellen- vereinspräses Felderer beerdigt wurde, beschlagnahmten sie alle photographischen Aufnahmen. Bei Konzerten verlangten sie, daß auch Musik italienischer Komponisten aufgeführt und daß sogar bei Tanzveranstaltungen die Marcia Reale gespielt werde. In Tramin veranlaßten die Karabinieri die formelle Verwarnung des Gemeindearztes Dr. Gamver und seiner Frau, welche während der Verbannung des Lehrers Riedl

dessen Kindern beigestanden waren. Die Polizei verbot die Anbringung einer schlichten Gedenktafel im Treppenhause des Ansitzes Stillendorf in Bozen, wo Franz Inner- hofer ermordet worden war, und die Einsetzung einer Gedenkplatte am Geburtshause des Sterzinger Gelehrten Konrad Fischnaler. Mit den Sprachenvorschristen wurde die Geschäftswelt bis aufs Blut gequält. Die große Buchhandlung des Vogelweiderverlages in Bozen wurde auf acht Tage gesperrt, weil bei einer Preisangabe im Schaufenster dem Worte

„nur 4 L' keine Übersetzung in ita-- lienischer Sprache vorausgestellt war. Das größte Kaufhaus von Bozen, das Geschäft der 125 Jahre alten Firma Joh. F. Amonn, wurde auf zehn Tage geschlossen, weil in einer entlegenen Schublade durch Haussuchung außer Gebrauch gesetzte Etiketten mit dem 204

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Category:
History
Year:
1928
Tirol unterm Beil
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Page 244 of 266
Author: Reut-Nicolussi, Eduard / Eduard Reut-Nicolussi
Place: München
Publisher: Beck
Physical description: 244 S. : Ill., Kt.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: g.Südtirol ; z.Geschichte 1918-1928
Location mark: II 64.035
Intern ID: 162545
forge die städtische Hilfe entzogen, der deutschen Bürgermusik der jährliche Zuschuß eingestellt und dem greisen Altbürgermeister Pera/ thoner der Ehrensold vorenthalten, den ihm der Gemeinderat an-- läßlich seines siebzigsten Geburtstages vollkommen ordnungsmäßig für seinen Ruhestand zuerkannt hatte, und als der Mann, der Bozen durch fast go Jahre verwaltet hatte, im Jahre 1926 starb, da wurde an keinem städtischen Gebäude die Trauerfahne gehißt, keine Blume legte die faschistische

Stadtverwaltung dem größten Förderer Bozens auf das Grab und auch die Beisetzung seiner Leiche im Ehrengrabe der Gemeinde an der Seite feiner schon früher ver- storbenen Gattin hielt der faschistische Kommissär Steffanini nicht für nötig. Die Roheit der Gewalthaber kannte keine Grenzen. Für die eigenen Freunde aber gab es Geld und Verständnis in Fülle» Als Lebensmittelinspektor der Stadt Bozen wurde ein Indi-- viduttm namens Canetti angestellt, der wegen Diebstahls mehrfach vorbestraft war. Das Bauamt

Beamten ergebnislos verliefen. Der Kommissär Steffanini, der diese Plünderungen der Gemeinde Bozen durchführte oder duldete, war gleichzeitig faschistischer Partei- sekretär und genoß den vollen Schutz des Präfekten Guadagnini, der ihn sogar zum Leiter des gefamten landwirtschaftlichen Genossen- fchaftswesens ernannte. Steffanini besaß aber in seiner eigenen Partei Feinde, so den Führer des faschistischen Gewerkschaftswesens Radina, der ihn gelegentlich in der gemeinsten Weise bloßstellte

. Als die Provinz Bozen gegründet wurde und Ricci an Guadag- ninis Stelle trat, gewannen die Feinde Steffaninis Oberwasser und dieser mußte seine Ämter über Nacht niederlegen, damit andere an diesen einträglichen Posten kommen konnten. Noch schlimmer hausten die Faschisten in Brixen nach der Auf-

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Books
Category:
History
Year:
1928
Tirol unterm Beil
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Page 242 of 266
Author: Reut-Nicolussi, Eduard / Eduard Reut-Nicolussi
Place: München
Publisher: Beck
Physical description: 244 S. : Ill., Kt.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: g.Südtirol ; z.Geschichte 1918-1928
Location mark: II 64.035
Intern ID: 162545
ausnahmsweise bekannt und ihre Verfolgung durch die Behörden geschah notgedrungen, damit die Italiener auf ihre „unerbittliche Gerechtigkeit' pochen konnte». Als in Bozen Dr. Julius Perathoner und der ganze deutsche Gemeinderat gestürzt wurde, hinterließen sie einen geordneten Haus- Halt mit ansehnlichem Vermögen. Die nun folgenden Kommissäre Guerriero, Mossino, Boragno und Steffanini überboten sich in steigender Linie durch patriotische Verschwendung an italienische Vereine, Reisegesellschaften, Denkmäler

und Stiftungen. Die fa- schistische Verwaltung meldete so die Stadt Bozen beim Verein Dante Alighieri als ewiges Mitglied an, schenkte einem italienischen Kindergarkenverein tausend Meter Grund, schüttete dem italienischen Pächter des Stadttheaters für die Verluste bei den italienischen Vor- siellungen einen jährlichen Zuschuß von hunderttausend Lire aus und stellte außerdem unentgeltlich Beleuchtung, Einrichtung, Werbe- mittel, technisches Personal, Schneider und Friseur bei, spendete tausend Lire

für das italienische Kriegerdenkmal auf dem Monte Grappa, gab viele Hunderttausende für Empfänge von italienischen Kriegervereinen, Jnvalidentagungen, Studenten aus allen mög- lichen Städten, Mitgliedern des Königshauses aus. Da die Italiener die bei ihnen üblichen Begrüßungsessen „vermut d'onore' heißen, so entstand damals in Bozen der Schüttelreim: „Der Kommissär spendet immer Wermut, die Bürger erfaßt immer mehr Wut.' Die Gäste dankten mit entsprechend schneidigem Verhalten. Wenn sie mit ihren zweideutigen

Wimpeln durch die Straßen zogen, mußten die Hüte der Bürger nur so von den Köpfen fliegen, sonst gab es handgreiflichen Unterricht in Patriotismus. Die Paduaner Stu- denten, die auch einmal nach Bozen kamen, fühlten sich gleich am .ersten Tage so daheim, daß sie am Schalter der Schwebebahn nach 'Tirol unterm Beil 15

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Category:
History
Year:
1928
Tirol unterm Beil
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Page 130 of 266
Author: Reut-Nicolussi, Eduard / Eduard Reut-Nicolussi
Place: München
Publisher: Beck
Physical description: 244 S. : Ill., Kt.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: g.Südtirol ; z.Geschichte 1918-1928
Location mark: II 64.035
Intern ID: 162545
sie Dr. Julius Perathoner ab. Der König mußte zu diesem Zwecke das seinerzeitige Besiätigungsdekret in aller Form widerrufen, ein Vorgang, der das Gesetz und das Statut der Stadt Bozen verletzte und den König zur Marionette eines unwürdigen Spieles machte. Dr. Julius Perathoner erhielt die Verständigung hiervon noch im Rathause. Die italienischen Behörden boten ihm für den Heimweg eine Bedeckung an. Er wies sie zurück. Furcht war ihm unbekannt. Vom Gemeinderate verabschiedete er sich mit einem Schreiben

, worin es hieß: „Ich gehöre dem Gemeinderat der Stadt Bozen seit 30 Jahren an. Seit nahezu 28 Jahren leite ich als freigewähltes Ober- Haupt der Stadt die Geschäfte der Gemeindeverwaltung. Es erfüllt mich mit Stolz und Freude, in dieser langen Zeit, welche wohl nicht mit Unrecht als eine Zeit der Renaissance der Stadt Bozen bezeichnet wurde, durch meine Arbeit meinen Teil zum Emporblühen meiner schönen Vaterstadt beigetragen zu haben.' Das Schreiben schloß: „Wenn nicht alle Zeichen trügen, geht

die deutsche Bevölkerung der Stadt Bozen sehr trüben Zeiten entgegen. Ich bitte aber meine beut- schen Mitbürger, den Mut nicht sinken zu lassen und das Vertrauen auf eine bessere Zukunft sich zu bewahren.' Die Faschisten waren aber damit nicht zufrieden. Sie verpflegten sich in den Gasthöfen vortrefflich und belasteten die Gemeinde mit den Unkosten. Sie erklärten nicht eher zu gehen, als bis der Gemeinde- rat alle ihre Forderungen angenommen habe. Die höfliche und ver- handlungsbereite Form

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Category:
History
Year:
1928
Tirol unterm Beil
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Page 19 of 266
Author: Reut-Nicolussi, Eduard / Eduard Reut-Nicolussi
Place: München
Publisher: Beck
Physical description: 244 S. : Ill., Kt.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: g.Südtirol ; z.Geschichte 1918-1928
Location mark: II 64.035
Intern ID: 162545
konnte seine Korps wie auf einem Tische hin und Herschieben, nach Herzenslust Provinzen erobern und mehr Gefangene zusammen- treiben, als er zu verpflegen vermochte. Im Verlaufe der ersten Novembertage kam er bis zur Salmnerklause und auf den Mendel- paß. Dort wurde gestoppt. Indessen versuchte Generaloberst Scheu- chenstuel, der mit uns in Gries bei Bozen saß, in die wilden Menschen- Haufen, die noch immer längs Etsch und Eisack nordwärts drängten, Ordnung zu bringen. Nur das Salzburger

Hausregiment, die prachtvollen Rainer, stellten sich zwei Tage in den Dienst, um in Bozen Ausschreitungen der aufgelösten Massen zu verhindern, dann verlangte es auch heimzukehren, um nicht auch noch in Gefangen- schaft zu geraten, wie die anderen Kameraden vom Edelweißkorps. „Bozner, bleibt stramm!' riefen die Rainer beim Abschied, alle Augen, die ihnen nachblickten, wurden naß. Außerstande, das Chaos von Etappenvolk, russischer Kriegsgefan- gener, rumänischer Arbeiterabteilungen, Train und weiblicher

einiger Abtei- lungen zu besprechen. Ich wurde vom Armeekommando beauftragt, den kleinen gesprächigen Major und die beiden Hauptleute nach Bozen zu führen und sie dem aus der Bozner Bürgerschaft gebil- deten Wehrausschusse vorzustellen. In der Gastwirtschaft „Zur Sonne'

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Category:
History
Year:
1928
Tirol unterm Beil
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Page 100 of 266
Author: Reut-Nicolussi, Eduard / Eduard Reut-Nicolussi
Place: München
Publisher: Beck
Physical description: 244 S. : Ill., Kt.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: g.Südtirol ; z.Geschichte 1918-1928
Location mark: II 64.035
Intern ID: 162545
Als die Schollen hart auf Franz Jnnerhofers Sarg ausschlugen, schloß sich auch das Grab unserer Hoffnung, daß unserem Volke unter italienischer Herrschaft ein erträgliches Los beschieden sein könnte. 18. Die Wahl' der Landesboten Der Werfall von Bozen hatte eine von den Faschisten nicht ge- ahnte Wirkung. In jenen Wochen trafen wir die Vorbereitungen für die Wahl der ersten Tiroler Abgeordneten zum römischen Par-- laments. Das Ereignis vom Georgitag brachte eine Erkenntnis in unser Volk

, die fasi den ganzen Wahlkampf überflüssig machte. In ganz wenigen Versammlungen wurde unser völkisches Ziel aufgezeigt. Im Wahlkreise Bozen sollten vier Abgeordnete gewählt werden. Es war für den Deutschen Verband nicht leicht, die Liste zustande zu bringen. Niemand übernahm gerne ein solches Mandat. Die Aufgabe war voraussichtlich schwer und undankbar. Sie erforderte Sprachkenntnisse, juristische Schulung, Vertrautheit mit italienischen Menschen und Verhältnissen. Endlich hatten wir aus der Tiroler

den Deutschen so unbedeutend, daß sie gar keine Kandi- daten aufstellten. Die technische Vorarbeit für den Wahltag mußte trotzdem gut ausgebaut werden. Einer der hervorragendsten Agitatoren war der Kaplan Josef Felderer von Bozen, Präses des Gesellenvereines, ein tatkräftiger Mann voller Ideen, den wir in der Zwischenzeit durch einen all- zufrühen Tod verloren haben. Auch der alte Postrat Pseuner sei m wähnt, ein Veteran von 1866, mit seinem deutschen Feuerherzen.

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