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Title A - Z
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Books
Category:
Fiction
Year:
1925
Ernst III. : Roman
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Page 83 of 487
Author: Ompteda, Georg ¬von¬ / von Georg von Ompteda
Place: Berlin [u.a.]
Publisher: Dt. Verl.-Anst.
Physical description: 482 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: II A-19.706
Intern ID: 88441
Gesellschaft meinte auch der schöne Theodor, er sei als Osterburger aus ganz besonderen Zellen ausgebaut. Der junge König hatte kaum je mit dem Händlerprinzen ein Wort gewechselt, und nun wartete der alte Herr, der in Gehrock und hohem Hut eingetreten, fast untergeben aus die Anrede. Die Unterhaltung der beiden ist doppelt ver bürgt. Ernst der Dritte begann etwas von einem traurigen Anlaß. Der Prinz senkte sein Fuchsgesicht und beglück wünschte den Vetter zur Thronbesteigung: König: »Ich hätte

lieber meine Schwadron behalten.« Prinz: »Aus ähnlichen Gründen habe ich dem Throne entsagt, Euer Majestät!« König: »Bitte, nicht Majestät, verehrter Onkel!« Prinz (dreht sich den gefärbten Bart): »Darf ich dann um den Vetter bitten? Es klingt jünger.« König: »Und ich wollte, ich wäre älter.« Prinz: »Lebensklugheit ist: nie etwas wollen, was man nicht kann.« König: »Es ist auch nur eine Sehnsucht.« Prinz: »Sehnsucht verdirbt die Nerven.« König: »Ich habe gute Nerven.« Prinz: »Als König verliert

man sie.« König (begeistert): »Aber als König kann man seinem Volke Segen bringen.« Prinz: »Das Volk hält den König für edel, wenn er Raubmörder bejnadigt. Das Volk verlangt, daß er mit jedem gnädig sein soll, auch wenn der Kerl ihn umbringen will. Sorgt der König für Ordnung, so ist er ein Tyrann. Ist er gut, nennt man ihn schlapp. Hält er sich zurück, schilt man ihn stolz. Geht er unters Volk, so wahrt er nicht seine Würde. Der König ist König und hat doch keine Macht. Die ist heute auch nicht beim Kaiser

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Books
Category:
Fiction
Year:
1925
Ernst III. : Roman
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Page 84 of 487
Author: Ompteda, Georg ¬von¬ / von Georg von Ompteda
Place: Berlin [u.a.]
Publisher: Dt. Verl.-Anst.
Physical description: 482 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: II A-19.706
Intern ID: 88441
ebensowenig beim Reichstage, sondern bei der Börse. Geld ist die Macht!« König: »Ich bin immer arm gewesen.« Prinz: »Ein König sollte reich sein.« König: »Der König von Tillen hat, soviel ich weiß, kein Hausvermögen. « Prinz: »Er wird es haben. Ich habe einst in Amerika Stiebel jeputzt, aber ich bin Monarchist, weil ich die Mon archie für die unschädlichste Staatsform halte. Beim großen Kladderadatsch, wie Bebel sagt, stehlen sie vielleicht dem Könige das Hausvermögen, wer kann'ö wissen

, aber mein Geld können sie nicht stehlen, weil das nicht hier ist, auch nicht von den Tillen kommt, sondern das ich mir selbst ver dient habe wie jeder Börsenjobber. Ich habe den jeweiligen König zum Erben einjesetzt. Du wirst also mal reich wer den, lieber Vetter ... Euer Majestät...« Wie dieses Gespräch geendet, stehe dahin — man muß nicht alles wissen. Tatsache ist, daß Ernst der Dritte mit dem schönen Theodor ins Nordische Palais suhr, aber in de^en Kraftwagen, denn er war besser als jener des spar samen

Ernst des Zweiten. Der Generaladjutant folgte. Der Prinzessin küßte der junge König genau wie Ernst der Zweite ritterlich die Hand, doch verlegen, und sie war im Gegensatz zur merkwürdigen Hausergànheit ihres Ge mahls von freier Liebenswürdigkeit. Ja, der Engel für Wöchnerinnen, ledige Mütter, Krüppel und Kranke erwies sich von leise überlegener Haltung gegen den bescheidenen König, fühlte sich doch Prinzessin Jngeborg hochgezogemr mit Olaf dem Großen (946— 1027) im Blut als Oster-- burg-Slivovitz

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Category:
Fiction
Year:
1925
Ernst III. : Roman
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Page 265 of 487
Author: Ompteda, Georg ¬von¬ / von Georg von Ompteda
Place: Berlin [u.a.]
Publisher: Dt. Verl.-Anst.
Physical description: 482 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: II A-19.706
Intern ID: 88441
König (sichtlich betroffen): Ach, Sie sind wieder da? Warum sind Sie denn schon früher zurückgekommen? Auffrecht: Euer Majestät, ich wollte lieber wieder Dienst tun. König (enttäuscht): Ach, Sie hatten nur Ihren Urlaub ge nießen sollen! Ich habe meinen Urlaub immer bis zum letzten Tage ausgenutzt. Ich ging immer in die Munde. Wo hätte ich denn auch sonst hingesollt? Beim Osterbauern war es am billigsten. Auffrecht: Gestatten Euer Majestät alleruntertänigft zu mel- den ... Regierungsrat Bockbein

. (Ab.) Vierzehnter Auftritt Die Vorigen, ohne Auffrecht. Bockbein König: Nun? Bockbein (lächelt archaisch erst den König an, dann Sturz, dann den Rauhreiter, dann Kleber, dann Malthus. Alle lächeln zwangsweise archaisch zurück): Euer Majestät, ich war auf Befehl Seiner Exzellenz beim ,Proleten'. Es ist alles in schönster Ordnung. König: Wieso? Bockbein : Nun, Herr S. Gold hat gemeint, das sei ja alles nur für die Masten. Er müffe so schreiben. Er selbst findet die Rede Euer Majestät sehr schön. Er hat überhaupt

sehr anerkennend von Euer Majestät gesprochen. Rauhreiter (für sich): Frechheit! Sturz (schmunzelnd): Dachte ich mir! König (verbeugt sich lächelnd): Sehr schmeichelhaft! Was hat er denn von mir gesagt? Bockbein (zögernd): Euer Majestät, ich weiß doch nicht... König: Los! Haben Sie Angst?

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Category:
Fiction
Year:
1925
Ernst III. : Roman
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Page 73 of 487
Author: Ompteda, Georg ¬von¬ / von Georg von Ompteda
Place: Berlin [u.a.]
Publisher: Dt. Verl.-Anst.
Physical description: 482 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: II A-19.706
Intern ID: 88441
wissen, daß die weiblichen dienstbaren Geister der König lichen Hofhaltung nach alter Überlieferung so und nicht anders hießen) fand später die schöne Mappe durch allerlei Tintenkleckserei völlig verschimpft. Deutsch, lateinisch, liegend, stehend, groß, klein stand dort immer das gleiche: »Ernst« — »Ernst« - »Ernst« — »Ernst« — »Ernst« —. Kein Zweifel: Vorübung zum neuen Amt. Just als Piephacke fragte, ob er vielleicht zum Abend essen Wurst und einen Schnitt Lagerbier holen solle, wurde

das »Diner« gemeldet. Und nun sehen wir einen jungen König im großen Heinrichssaale sitzen bei Kerzenglanz und ganz allein. Gewahren im halben Dämmer die steinernen Gesichter der Hofdienerschaft und das gespenstische Blinken alter Schätze aus der Hofsilberkammer. Ja, erleben auch, wie der greise Oberhofmarschall eintritt und vor dem jungen Herren, der nun sein König ist, tief sich verbeugt. Aber was geschieht? Jener, am Morgen noch Rittmeister, erhebt sich wie im Kasino, das Mundtuch in der Hand

, und lädt den Greis ein, Platz zu nehmen. Mehr noch: der, kein schellenlauter Tor, wie der hochselige König einst spöttisch den Hausmarschall genannt, aber ein treuer Diener Crnsts des Zweiten, gewohnt, daß der König allein speist, lehnt ab: es sei nicht der Brauch, überdies erwarte ihn seine Familie zu Haus. Seit dem Hintritt feines alten Herrn sei er noch nicht einmal zum Sitzen gekommen : » Ich bin sechsundfiebenzig, Euer Majestät, und seit über vierzig Jahren im Dienst. Aber wenn Euer Majestät

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Category:
Fiction
Year:
1925
Ernst III. : Roman
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Page 74 of 487
Author: Ompteda, Georg ¬von¬ / von Georg von Ompteda
Place: Berlin [u.a.]
Publisher: Dt. Verl.-Anst.
Physical description: 482 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: II A-19.706
Intern ID: 88441
möchte ich allen helfen, wenn auch Seine Majestät mir ge sagt hat, eS fei kein Vergnügen, König zu sein. Bitte, Exzellenz, gehen Sie heim!« Und dann sitzt Ernst der Dritte wieder ganz allein im großen Heinrichssaale, und im Halden Dämmer gewahrt man steinerne Gesichter und das gespenstische Blinken alter Silberschätze. Seine Majestät wird festgenommen Ist es ein Wunder, wenn der Schlaf den König floh? Es sei nur zugegeben: er hatte »Zeit lang«, wie sie in der Munde sagten

. Wenn er auch in Jüzenau oft Abende allein verbracht oder Sonntage, die seine Kameraden nach der Hauptstadt fuhren, so gab es doch ein gutes Buch, auch was der arme Narr, der Zeichenlehrer Raffael Kreis, ihm bei gebracht, kürzte die Stunden. Dann kam wohl der Wacht meister, es galt, eine Felddienstübung anlegen, Fräulein Jnne (Innocentia) Unschuld, Tochter des Hauswirts, plau derte zwischen Tür und Angel oder Piephacke erzählte von Pferden. Hier aber Todesschweigen, und drüben irgendwo lag König Ernst der Zweite

, gräßlich ausgeschnitten. An solches dachte der junge König, der ohne Buch, Mal zeug oder Ansprache in seinen einsamen Gemächern saß. Und er beschloß, sich einmal umzuschauen in dem weit läufigen, ihm fast unbekannten Bau. Da Piephacke die be staubte Uniform zum Reinigen mitgenommen, der König jedoch unmöglich in Unterkleidern hinausgehen konnte, zog er den Zivilanzug an. Es war aber jener, den er beim Kronprinzen, kurz vor dessen Ende, getragen. Denken wir uns nun Ernst den Dritten in seinem weilen

6
Books
Category:
Fiction
Year:
1925
Ernst III. : Roman
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Page 65 of 487
Author: Ompteda, Georg ¬von¬ / von Georg von Ompteda
Place: Berlin [u.a.]
Publisher: Dt. Verl.-Anst.
Physical description: 482 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: II A-19.706
Intern ID: 88441
ihren jüngsten Rittmeister ans die Schultern, wie einst die allen Deutschen ihren Heerkömg auf den Schild. Dort oben, jäh zur Höhe gelangt, erblickte er eine Flügeladjutanten- uniform: Puppchen meldete sich mit tiefer Verbeugung und fragte, wann Seine Majestät in Höchftdero Hauptstadt ein zutreffen gedenke. Hin und her geworfen in seinen Gefühlen, hätte der junge König wohl am liebsten erklärt, er verzichte wie der schöne Theodor und behielte seine Schwadron, doch Puppchen über reichte

ihm ein versiegeltes Schreiben, das der Kabinett- fekretär Geheimrat Doktor Kleber ihm mitgegeben hatte. Darauf stand von weiland Ernst des Zweiten Hand: »Sei ner Durchlaucht dem Prinzen Ernst Arbogast von Osterburg- Hilligenstadt nach meinem Tode einzuhändigen.« Der junge König trat in einen Erker, wo ein Spieltisch stand, und las, «ährend Puppchen, umdrängt, flüsternd er- zählte, der Kammerdiener Treu habe Ernst den Zweiten, als er ihm Helm und Säbel gebracht, weil der König zur Grund steinlegung

eines SiechenhaufeS fahren wollte, tot am Schreibtisch aufgefunden, die Feder in der Hand, mit der er eben noch die Begnadigung eines Raubmörder» vollzogen. Ernst der Zweite unterschrieb nämlich grundsätzlich kein TobeSurteil, da er doch einmal gesagt: »Der Tod ist Glück, Leben Strafe.« Kaum hatte er fertig erzählt, als der junge König, blaß und ernst, sich bereit erklärte, sofort nach der Hauptstadt zu kommen. Und seltsam, das fürstliche Amt regte fl- schon in einer gewissen Überschätzung irdischer Möglichkeiten

. Der jung« König dachte nämlich daran, nach Tillenau zu reiten. Schnell gab er es auf und fragte nach dem nächsten Zuge. Puppchen schloß klirrend die Absätze, der königliche Kraft, wagen, mit dem er gekommen, hielte vor dem Kasino.

7
Books
Category:
Fiction
Year:
1925
Ernst III. : Roman
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Page 346 of 487
Author: Ompteda, Georg ¬von¬ / von Georg von Ompteda
Place: Berlin [u.a.]
Publisher: Dt. Verl.-Anst.
Physical description: 482 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: II A-19.706
Intern ID: 88441
Dame hat uns durch ihr Einspringen gerettet, wie einst die Gänse das Kapitol!« Zum ersten Male wurde Ernst der Dritte unangenehm, und zwar in der erstaunlichen Fassung: »Gänse empfange ich nicht!« Als der Vorhang über den Schlußworten sich gesenkt, gab wieder der König das Zeichen zum Beifall. Der König liche Hofschauspieler Femina und Fräulein Brüftlein zerr ten den Verfasser an die Rampe, der ungeschminkt-blaß, jenen hilflosen Eindruck hervorrief, wie das Publikum gern den Dichter sah, hätte

es ihm doch ein Zurschautragen seines Wertes nie verziehen. Da nun der König die Loge nicht verließ, so erwartete man besonderes, und nur jene brachen auf, die grundsätzlich gegen Gewinn einer Minute, die sie früher zum Nachtessen kamen, Ellenbogenstöße eintauschten, oder den Verlust von Knöpfen, wie sie — wir wissen es nun — auch Seine Maje stät verlor. In der Tat sah man den Generalintendanten in die Königsloge treten, gefolgt vom Dichter und Herrn Femina; sah, wie Ernst des Dritten blasses Gesicht etwa den Ton aufwies

des käsigen von Herrn Theodor Schlampe; sah, daß der geschminkte König eine Krone trug, während der echte, so versicherte Kommerzienrat Bast seinen schönen blonden Töchtern, nie eine aufgehabt; sah, daß Ernst der Dritte abwechselnd in die linke und in die rechte Hosentasche fuhr und goldene Uhren verteilte, die er den Auchienbehäl- tern des Herrn Hofturm-- und Kunstuhrenmachers Pendel entnommen. Herr Femina verneigte sich, die Hand mit der Uhr aufs Herz gepreßt, so tief, daß am siebenten Halswirbel

unter dem Panzer ein buntes Herrenhemd sichtbar ward, wie König

9
Books
Category:
Fiction
Year:
1925
Ernst III. : Roman
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Page 78 of 487
Author: Ompteda, Georg ¬von¬ / von Georg von Ompteda
Place: Berlin [u.a.]
Publisher: Dt. Verl.-Anst.
Physical description: 482 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: II A-19.706
Intern ID: 88441
» Seine Majestät war mir immer ein gnädiger Herr. < Der König flüsterte: »Warum liegt er ganz verlaffen?« Der Greis entschuldigte sich, er habe nur ein Viertel- ftündchen geruht. Ernst der Dritte schüttelle den Kopf: »Ihnen mache ich keinen Vorwurf, aber warum ist fein Posten aufgezogen?« Sie waren aber in das Neben ge mach getreten, das Ar beitszimmer des Königs, denn der Herr über Schlöffer und Säle hatte für sich nur zwei Räume bewohnt. Run hörte Ernst der Dritte, daß man die Posten

zurückgezogen, als die Königshülle zur Leichenöffnung fortgebracht worden, und es jetzt so gelaffen, denn schon früh fünf Uhr sollte die Aufbahrung beginnen. Der junge König aber sprach ein bitteres Wort vor sich hin: (Der Alte hat es später er zählt.) »Vor dem Lebenden lagen sie auf dem Bauche, nun er tot ist, liegen sie auf dem Rücken - sie schlafen. In meiner Schwadron sind viel anständigere Kerle, wenn sie vielleicht auch nicht orthographisch schreiben können.« Klang das nicht fast wie Ernst der Zweite

? Dachte er mit solcher Wendung an ihn? Wir wissen es nicht. Wissen nur, daß eine Viertelstunde darauf ein junger Rittmeister der Zweiten Dragoner, statt eines Adjutanten einen Ge freiten hinter sich, auf der Leibdragonerschloßwache er scheint, den Leutnant weckt und sagt: »Seine Majestät der Hochselige König liegt oben ganz verlaffen. Sorgen Sie dafür, daß sofort ein Doppelposten auftritt. Das ist eine Sauerei, Herr Leutnant! « Der Leutnant, übrigens Graf Druff, Sohn jenes ersten Kommandeurs

des Prinzen Arbogast, ist so erschrocken ge wesen, daß er später nur noch gewußt hat: der König trug

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Books
Category:
Fiction
Year:
1925
Ernst III. : Roman
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Page 329 of 487
Author: Ompteda, Georg ¬von¬ / von Georg von Ompteda
Place: Berlin [u.a.]
Publisher: Dt. Verl.-Anst.
Physical description: 482 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: II A-19.706
Intern ID: 88441
festzustellen, er als Verfasser müsse doch eigentlich wissen, wie er sich seinen König gedacht! Da meinte auch Herr Femina, augenscheinlich gereizt durch den Tadel, vor allem in Gegenwart Seiner Majestät, daß er sich die Rolle nun einmal so zurechtgelegt habe und sie un möglich noch bis zum Abend ändern könne. Der Oberspiel leiter Endlos aber, der schon Angst bekam, der, wenn auch glänzend veranlagte, doch überaus launische Schauspieler möchte alles'hinwerfen, rief aufgeregt: »Herr Lampe, Sie kennen

die Bühne nicht. König Roter- mund ist so und nicht anders!« Nun hätte Herr Theodor Schlampe, ohne Gefahr für überheblich zu gelten, wenigstens seinen Namen richtig stellen können, aber angesichts der betrübenden Tatsache, daß er seine eigenen Gestalten nicht kannte, stand er geschlagen da, ja hätte erledigt genannt werden dürfen, wäre nicht in diesem Augenblick etwas geschehen, das noch lange unter dem Künstlervölkchen widerhallte.Aus der Dunkelheit des Hauses klang nämlich eine tiefe Baßstimme

: »Der König war doch im ersten Akt, ehe er König wurde, Rittmeister? Da kann er doch im zweiten Akt nicht so schlapp sein? « Die Schauspieler auf der Bühne hoben gewohnheits- 3Z0 l .

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Books
Category:
Fiction
Year:
1925
Ernst III. : Roman
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Page 286 of 487
Author: Ompteda, Georg ¬von¬ / von Georg von Ompteda
Place: Berlin [u.a.]
Publisher: Dt. Verl.-Anst.
Physical description: 482 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: II A-19.706
Intern ID: 88441
Vielleicht ist es gut für den jungen König, daß solche Preisgabe der Geschäftsgeheimnisse in dem Gewirr des Aufbruches niemand gehört hat, denn schon rüstet man zum Besuch der Sigismundgrube, der ältesten und jener, die Be suchern meist gezeigt wird. Vorher aber bekommt Ernst der Dritte, der wie der Generaladjutant und der Leibarzt Zivil trägt, gleichfalls jenen merkwürdigen Kochtopf aufgestülpt, etwas noch viel Erstaunlicheres aber umgebunden. Ein Salz- knappe schnallt Seiner Majestät

ein Leder um. Der König kennt es von früherer Einfahrt als Schüler, aber ist es ihm zu verargen, wenn er, wahrscheinlich nur um Unterhaltung zu machen, fragt, was das fei? Wie die Sole aus dem Sinkwerk schießt, wenn das Wehr geöffnet wird, so ruft der Salzknappe in soldatischem Ton: »Das Arschleder, Euer Majestät!« Ernst der Dritte, der einst seinen Rekruten oft genug ein geschärft, beim Galopp nicht mit jenem Körperteil zu klappen, lacht laut, und Bergmeister, Bergräte, Geheime Bergräte, Oberbergräte

, Geheime Oberbergräte, vielleicht sogar Ganz Geheime Oberbergräte lachen mit. Der König sagt zum Salzknappen in jenem Wahn der Regierenden, in Zivil unkenntlich zu sein, etwa wie der Tintenfisch, wenn er sich in seine Wolke hüllt: »Woher wissen Sie denn, wer ich bin?« »Grenadier Sole. Eier Macheftät, von die Ehrenkum- panie bei's Begräbnis von Eier Macheftät!« »MeinS kommt erst!« lacht der König. Alles lächelt pflichtschuldigst mit. Durch die erstorbenen Gaffen geht es nun nach dem Salzbergwerke, Ernst

13
Books
Category:
Fiction
Year:
1925
Ernst III. : Roman
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Page 203 of 487
Author: Ompteda, Georg ¬von¬ / von Georg von Ompteda
Place: Berlin [u.a.]
Publisher: Dt. Verl.-Anst.
Physical description: 482 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: II A-19.706
Intern ID: 88441
treibe, und jener lächelte: Er habe, dem Befehle Seiner Majestät folgend, sich für später zur Verfügung zu halten, den ganzen Tag im Schlosse gewartet. Ernst der Dritte er kundigte sich besorgt, ob er denn zu essen gehabt? Das Bock bein lächelte verhungert: Er werde nachher im Bürgerbrau essen. Da begab sich wieder einer jener Vorgänge, die nun ein mal zum Bilde Ernsts des Dritten zu gehören scheinen: Der junge König, immer von einer Rücksichtnahme, die den Vor merkkalender gefährdete, befahl

ein Nachtmahl für den Herrn Regierungsrat. Dann saß er mit dem Bockbein im großen Heinrichssaale und nahm ihn ins Gebet ob jener be rüchtigten Verordnung von zweiundachtzig Seiten, die den Ministerpräsidenten zum Freiherrn mit Brillanten gemacht- Sofort überreichte der Regierungsrat Seiner Majestät die erste Fassung. Und sie hatte, o Wunder, statt zweiundachtzig nur sechs Seiten. Während Demuth I dem Gaste Gänseleberpastete mit Endiviensalat (Reste vom Forsichtmahle) auftrug, rief der König

: »So eine Sauerei! Und ich muß zweiundachtzig Seiten durchackern! « Dann aß Ernst der Dritte ein Butterbrot mit Käse und trank ein Glas Bier dazu wie als Offizier, nur daß er sich jetzt Pilsener leistete. Das Bockbein aber erhielt Sekt aus einer angebrochenen Flasche und verschlang beängstigend viel Pastete, während der König las. Er rief: »Ausgezeichnet! Das kapiere ich! Knapp und klar!« Der Regierungsrat sprach mit vollem Munde: »Seine Exzellenz nannte es lückenhaft, oberflächlich, dürftig!« Der König: * '

14
Books
Category:
Fiction
Year:
1925
Ernst III. : Roman
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Page 149 of 487
Author: Ompteda, Georg ¬von¬ / von Georg von Ompteda
Place: Berlin [u.a.]
Publisher: Dt. Verl.-Anst.
Physical description: 482 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: II A-19.706
Intern ID: 88441
macht, beffe« Weltanschauung das Nehmen von Wasser- sprüngen grundsätzlich verbot. Kurz und gut, bald sah sich Ernst der Dritte mit seinem Generaladjutanten allein. Nur eine Dragonerpatrulle wurde gesichtet: Auf einem spillrigen Vollblüter nahm Leut nant von Immerfroh in windender Fahrt das Tillchen. Kann man es da verwunderlich nennen, wenn in dem jungen König das alte Reiterblut sich regte und er eine Weile hinterdrein ritt wie in alten Zeiten? Wo sie dann nur immer auf Truppen stießen, Hai

Ernst der Dritte, der Rauhreiter mag es bezeugen, mit den Leuten gesprochen. So trifft der König einen Jnfanterieposten und fragt: »Wo steht der Feind?« Der Mann lacht listig und sagt in seinem gemütlichen Eulenton (schon den Saxonen genähert): »Nu, das «echi' mer doch grade wissen!« Dann wieder nennt der Reservelenknant Flöz, im Zivil- Verhältnis - Bergaffeffor in Untergrubenstadt, den König »Herr Major«, «eil er von unten nur des Reiters dicke Achselstücke sieht. Ernst der Dritte lacht innerlich

: » Ich bin nicht Major ! « »Verzeihung, Herr Oberschtleitnant!- »Ich bin nicht Oberstleutnant!« »Ach so, bitte, Herr Oberfcht!« .''Ich bin nicht Oberst!« Der Sommerleutnanl mustert den König: »Sich mal ha, nu ich Hab' mir'- ja jleich chedacht... tiu natürlich Nr Kenich!« ' ' Ernst der Dritte lacht fast so fröhlich wie gestern abend und befiehlt dem Rauhreiter, feinen neuen »Freund«, wie

15
Books
Category:
Fiction
Year:
1925
Ernst III. : Roman
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Page 127 of 487
Author: Ompteda, Georg ¬von¬ / von Georg von Ompteda
Place: Berlin [u.a.]
Publisher: Dt. Verl.-Anst.
Physical description: 482 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: II A-19.706
Intern ID: 88441
Mil einem Male blickt ihn ein Offizier an, und plötzlich, entsetzlich, macht der Offizier Front, Front auf der belebten Straße. Wer ist es? Graf Druff, der junge Leibdragoner, dem er nachts auf Schloßwache gesagt hat: »Das ist eine Sauerei, Herr Leutnant!« Wie da der König dankt, steigt ihm das Mut in die Wangen, denn schon bleiben die Leute stehen. Da sieht er Haarfalben, Riechwäffer, drei lächelnde Machsköpfe mit übertrieben geordnetem Haarwuchs, und in schnellem Entschluß rettet

er sich in den Laden. Zwei Herren liegen hingegossen im Stuhl in weißen Mänteln. Ein Wild- gelockter, den Kamm im Haar, nimmt ihm mit speckig- glänzenden Händen den Hut ab. Wie er ihn aufhängt, blickt er schnell hinein:, kein Namenßzug, ein einfacher Filz, darin: Adolf Haasenhaar, Hutfabrik, Iüzenau. Ehe der König es sich versieht,, hat auch er einen weißen Mantel um. Was soll er tmi? Rastert ist er, also sagt er zu dem im Spiegel ihm gegenüber: »Haarschneiden, bitte. Rundherum kurz.« Die Schere klappert

, und der König sitzt versunken. Der Herr neben ihm, Generaldirektor Doktor Siegmund Erfasser von der Essay (Fäkalien-Veredlungs-Gesellschaft m. b. H.), abgemagert und mit still-grämlichem Ausdruck, fetzt ununter* brschen die dicke, rissige Zunge in Bewegung. Als der König den Ramen seines Ministerpräsidenten hört, merkt er auf. »Warum hat der Forsicht dem Gchreyer nicht eins auf die Finger jejeben? Cr ist eben kein Debatter, verstehn Sie »ich!« (Siehe das Urteil des Kronprinzen.) Da fährt der andere Herr

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Books
Category:
Fiction
Year:
1925
Ernst III. : Roman
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Page 76 of 487
Author: Ompteda, Georg ¬von¬ / von Georg von Ompteda
Place: Berlin [u.a.]
Publisher: Dt. Verl.-Anst.
Physical description: 482 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: II A-19.706
Intern ID: 88441
der König, mit strengem Hohn. Wäre nicht der Hauptmann vom Schloßdienst zufällig auf seinem Rundgange gekommen, hätte der König bis zur Ablösung, das Gesicht zur Wand gekehrt, in der Ecke stehen muffen. Nun fand es sich, daß es kein anderer war als jener Hauptmann von Standfest mit Leberanschoppungsverdacht, den der tote Basileus einst einen aufrechten Mann genannt. Er kannte den jungen Herrscher von seiner Rittmeistermeldung her, schien sichtlich betroffen über solch peinlichen Irrtum, verteidigte

jedoch den Posten, weil er nur seine Pflicht getan habe. Ernst der Dritte sah jenen, der ihn vor ein paar Augenblicken erst festgenommen, billigend an und ging mit der Absicht, den Mann belohnen zu lassen. Das sagte er dem Hauptmann, der Seine Maje stät begleitete. Im richtigen Geschoß bat der König seinen Führer, sich nicht weiter zu bemühen, und schied mit der in Tillen unter Offizieren üblichen Wendung: »Abendsegen, Herr von Standfest! « Nun geschah aber das Erstaunlichste dieses Tages

: auf seinem Wege zu den »Fremdenappartements« fand Ernst der Dritte eine Tür angelehnt, Kerzen schimmerten, und der König stand unvermutet vor einem einfachen eisernen Bett, daraus unter einem Leintuch ein kaum die Matratze über-

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Books
Category:
Fiction
Year:
1925
Ernst III. : Roman
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Page 119 of 487
Author: Ompteda, Georg ¬von¬ / von Georg von Ompteda
Place: Berlin [u.a.]
Publisher: Dt. Verl.-Anst.
Physical description: 482 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: II A-19.706
Intern ID: 88441
lenke» klug genüge verficherte er also den Oberhofmarschall seiner Gnade und bat ihn herzlich, zu bleiben. Der verneigte sich tief: »Wenn Euer Majestät befehlen, aber nur, bis ein Ersatz da ist.« Und der junge König hatte schon genug gelernt, um uà- fangen den Gespräch-gegenständ zu «echseln. Er fragte, ob denn Mrst Gro-ny wiedergefunden sei, der yeinlicherweise bei der Abreise de- Thronfolgers Michail Alexejewilsch ge< fehlt Hatte. Da kam dem alten Hofmann ein Lächeln

wieder: »Er ist mit dem jungen Herrn von Immerfroh ins Städtchen jegangen und bi» dato (er sagte .Städtchens er sagte ,bi» dato') unauffindbar, Euer Majestät!« Solche» in Ernst de- Zweiten Hand wäre gewiß nicht ohne Folgen geblieben. Der junge König aber lächelte. Als nun der Oberhofmarschall meldete, der Großherzog sei mit seine« Platze an der Tafel nicht zufrieden gewesen, weil die Westerwälder Ichon beim Tacitu» vorkämen, die A»ka. ride» dagegen «st weit später geschichtlich austraten, meinte Ernst der Dritte, froher

Laune voll: »Exzellenz, ab« die Askariden find doch älter. Sind ft« nicht fo alt wie da« Menschengeschlecht?« Der alt« Oberhofmarschall fing so herzlich an zu lachen, Laß der König fragte, unsicher, weil er nicht recht wußte, vergab man sich als Herrscher etwas damit: Ma, find Sie wieder gut?« Erzellenz von Flimmer Verbeugte sich abermals: -Euer Majestät kann man ja nicht böse sein!« Und nun wußte eigentlich der alte Hoserfabrene nickt recht, ob nicht jetzt er zuviel gesagt hatte. Dan» bleibt

der König allein in seinem Zimmer, dessen Durstigkeit ihm, der nur Kasernenmäbtl gewohnt ist, kaum

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Category:
Fiction
Year:
1925
Ernst III. : Roman
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Page 138 of 487
Author: Ompteda, Georg ¬von¬ / von Georg von Ompteda
Place: Berlin [u.a.]
Publisher: Dt. Verl.-Anst.
Physical description: 482 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: II A-19.706
Intern ID: 88441
ri| und er verzWeifelte Blicke warf, wobei der Greisrnbogen in seinem Auge gleichsam körperlich glänzte. Was hatte Ge neraldirektor Doktor Siegmund Erfasser gesagt: Forficht war > fein Debatter-' ! Der bescheidene junge König freute sich seines Erfolges und befahl den Bearbeiter dieser »nicht ganz reifen.- Verordnung zum Vortrag. Der Minister ver beugte sich tief, draußen aber sagte er erregt zu Doktor Kleber: »Seine Majestät ist ja ebenso schwierig wie der hoch selige König, nur fehlt

« e- doch nun erkannt, wollte aber keines wegs verdiente alte Leut« ums Amt bringen. Run begab es sich, daß jener Bearbeiter (irgendein uns wie gewiß auch Ernst dem Dritten völlig gleichgültiger Re- gierungSrat), den er zum Vortrag befohlen, sich nicht meldete. Der König ließ durch den Kabinettsekretär daran erinnern - er blieb aus. Eine zweit« Ermahnung fruchtete ebensowenig: e» hieß, der Herr Regierungsrat sei krank. Da befahl ihn der Rer zum Dortrage, sobald er gesund sei. Inzwischen nabten jene zwei Tage

, die Seine Majestät mit Erlaubnis Seiner Erz«ll«nz des Herrn Kriegsministers feine Truppen in den Herbstübungen sehen durfte. Dieser Manöverbesuch war nicht ohne Bedeutung: zum ersten Male würde der junge König von Tillen seiner Armee sich zeigen,

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Books
Category:
Fiction
Year:
1925
Ernst III. : Roman
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Page 63 of 487
Author: Ompteda, Georg ¬von¬ / von Georg von Ompteda
Place: Berlin [u.a.]
Publisher: Dt. Verl.-Anst.
Physical description: 482 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: II A-19.706
Intern ID: 88441
Hengst. Der Kommandeur las, fuhr sichtlich zurück und reichte das Papier dem Briga dekommandeur. Der setzte be dächtig den Kneifer auf, las, fuhr gleichfalls sichtlich zurück und wechselte mit dem Oberst einige Worte. Dann stand dieser auf. Die Trompeter schwiegen auf einen Wink, und Oberst von Hengst sprach: »Meine Herren, ich habe Ihnen eine ernste und traurige Mitteilung zu machen. Ich bitte Sie, sich zu erheben. Seine Majestät unser allergnädigster König ist heute mittag -inhalb zwölf Uhr

plötzlich am Herzschläge verschieden ...« Während er den betroffen dastehenden Offizieren noch ein paar Worte sagte, war der Regimentsschreiber Unteroffizier Federspirl zu Prinz Arbogast getreten und überreichte auch ihm eine Drahtung mit einer Strammheit, sonst dem Büroblaffen, durch Dienst außer der Front etwas Unmili tärischen, fremd geworden. Der junge Rittmeister schien nicht zu begreifen und wies das Blatt zurück. Doch der Adjutant deutete auf die Worte: »Seiner Majestät dem König.« Da entfärbte

sich der jung« König und las: »Rach dem Hintritt Seiner Majestät Königs Ernst des Zweiten und der schon früher festgelegten Verzichtleistung Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Theodor haben Euer Majestät den Thron bestiegen. Euer Majestät Befehle ge wärtigend alleruntertänigst von Jorsicht, Staatsminister.«. Der neue König blickte sich ein wenig hilflos um: » Ja, aber meine Schwadron? « Dieses ist, geschichtlich erwiesen, fein Allerhöchsterster Wort gewesen. Und nun geschah etwas Erstaunliches

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Books
Category:
Fiction
Year:
1925
Ernst III. : Roman
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Page 396 of 487
Author: Ompteda, Georg ¬von¬ / von Georg von Ompteda
Place: Berlin [u.a.]
Publisher: Dt. Verl.-Anst.
Physical description: 482 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: II A-19.706
Intern ID: 88441
»Jetzt kommst au dran!« Und fangt schon an zu schneiden. Da steht der Osterbauer und kraut sich den struppigen Bart, der den Blähhals verdeckt. Er blickt den König an: Est er's, ist er's nicht? Spricht kein Wort. Sie treten in die große Bauernstube. Zum Ersticken heiß. Die Osterbäuerin, den Ehering auf dem dritten Finger, wischt den Stuhl ab. Äm großen Tisch in der Ecke hat einst Prinz Arbo gesessen. Er fragt, was es zu essen gibt, denn er hat Hunger: Pamms. Der König strahlt: Pamms! Gleich

zieht er den Rock aus wie die Knechte, die mählich die Stube füllen, in Hemds ärmeln alle, und alle im Bart. Braungebrannt von der Ar beit stehen sie da mit Riesenhänden: der große Ernst und der kleine Ernst und der Stallernst und der Holzernst und der Äickenernst. Und wie Bauern untereinander reicht der König l'edem die Hand. Nun kommen die Mägde: die große Lene und die kleine ^ene und die Küchenlene und die dürre Lore und die dicke Lore. Blond alle. Und Mundezähne. Man sieht sie, denn alle grinsen

. Einer jeden gibt der König die Hand, aber erst wischen sie sich die Finger an der Schürze. Dann treten sie an den Tisch, Ernst der Dritte, der Leib arzt und der Osterbauer. Piephacke will auf der Ofenbank ^ssen, doch die Küchenlene, die aufträgt und ihn wegen des weißen Selbstbinders für den obersten der Fremden hält, Möchte ihn obenan fetzen. Da deutet der Osterbauev ohne ein Äort auf ein Bild an der Wand: Ernst der Dritte, aus der 'Illustrierten Beilage des Landwirtes^ geschnitten und mit ' einer Haarnadel

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