Erinnerungen aus meinen Feldzügen in Oesterreich, Tyrol, Russland, Sachsen und Frankreich in den Jahren 1809 bis 1815 und Episoden aus meinem Garnisonsleben
und hatten wir diesen Tag, wie noch so viele Andere, nichts, um den Hunger stillen zu können. Jedoch des -andern Morgens in aller Frühe, als wir eben, abmarschiren wollten, brachte nur einer unserer Soldaten Wein..zum Trinken, diesen aber, in Ermangelung, eines anderen Gefäßes, in einem Nacht topfe. Das war ein köstlicher Wein! Mein einziger Habetrunk auf unserem ganzen Rückzüge! — Unser kommandircnder General, Graf Wrede, hatte den selben Abend in der Stadt Wilna am Rathhausc ebenfalls ei nen Tbeil unserer Mannschast
gesammelt, wovon wir aber keine Äenntntß hatten, und dieses erst vernahmen, als wir am 10. De cember ans dem Marsche nach dem Stadtthore mit dieser Äbthei- lung zusammtnlraftn. Am 10. December, in aller Frühe, zog unser kleines Häuflein Bayern, unter Anführung seines Feld- Herrn Wrede, von Wilna ab und stellte sich, nicht weit von der Stadt, in Reihe und Glied auf, um die zügellose Menge des fliehenden napoleonischen Heeres, welche die Rächt hindurch sich in der mit Kranken, Verwundeten und Todten
angefüllten Stadt, Obdach und Nahrung suchend, herumgetrieben hatte, vorüberzie- |cii' zu Lassen. Unterdessen kam auch der kleine Rest der bereits auch der Auflösung verfallenen Division Loison bei uns an, und vereinigte sich mit uns. Wir machten sodann zusammen die Nachhut des napoleonischen HaupthccreS. Nachdem der große Haufe vorüber war, begannen wir den Rückzug und marschirten auf der Straße nach Komm ab. Wir wurden von den Kosaken p beiden Seiten und im Rücken stets verfolgt, allarmirt und oft