Kriegspolitische Denkwürdigkeiten aus Tirols Befreiungskämpfen : das Jahr 1797
Kundschafter oder Führer auf den verborgenen Gebirgspfaden auftreiben konnten. Indessen konnte der Kriegsrath zu Bozen die vom Ober general der Bürgerschaft gegebene Zusicherung, was in seinen Kräften wäre, en faveur der Stadt anzuwenden, wenn man sich ruhig verhalte, doch nicht ganz von der Hand weisen. Im Gegen satze zu manchem seiner Unterfeldherren, welche die schranken lose Willkür als Mittel des Kriegszweckes betrachtend, Gesittung und Gewissen bei Seite setzten, hielt er es als selbstverständliches
verbreitet, der Feind habe die Plünderung der Stadt, die Ein treibung einer ungewöhnlich hohen Contribution und die Justi- ficierung aller Patres, deren man habhaft werde, beschlossen. War es doch in diesen Tagen ausserster Bedrängnis der tirolische Clerus, welcher das Landvolk in guter Zucht erhielt, dasselbe zur Stand- haftigkeit aneiferte, insbesondere aber bewirkte, dass die Fran zosen auch für schweres Geld nicht — sie boten 1.000 Ducaten und mehr — unter den Bauern einen brauchbaren
Gebot überkommener Kriegssitte, auch dem Feinde das ver pfändete Wort zu halten und vermied es aus Klugheitsrücksichten, durch rücksichslose Harte die Bevölkerung zum Aeussersten zu treiben. So erklärt es sich, dass die Franzosen, auch um es mit der Unterwerfungspartei nicht gänzlich zu verderben, mit ihrer Drohung, der Stadt mit Brand und Plünderung aufzuwarten und einige der Herren vom Stadtregimente als Geiseln mitzuschleppen, schliesslich doch nicht Ernst machten. Man wird es dem Bürgermeister
hinter ver schlossenen Tbüren zu bleiben, und ab und zu nur in aller Frühe, ehe die Franzosen aufgestanden, einen Kirchgang zur Mutter gotteskapelle gewagt. Als sodann die Landmiliz in die Stadt kam,