¬Die¬ gefürstete Graffschaft Tirol und Vorarlberg.- (¬Die¬ Länder Oesterreich-Ungarns in Wort und Bild ; 3)
und da geltend. Diese Lauben siud ein Vermächt nis der alten romanischen Weinbauern, von denen man ja auch alle Aus drücke, welche sich auf ven Weinbau beziehen, sich angeeignet und bis heute bewahrt hat. Die Meraner und Etfchländer-Trauben, welche von den Cur- gästen gerne genossen und auch weithin versendet werden, reifen oft iw mächtigen Exemplaren heran und geben einen ganz trefflichen Wein, der an heißen Sommertagen gar labend durch die Kehle rinnt. In der Gegend von Meran, um Bozen und in den Gefilden
um Koltern wächst, zumal an den Halden — Leiten — manch gutes Getränke. Vor allem werden der Loisacher, der Siebeneichener und der Terlaner, die in der Nähe von Bozen aufkommen, und der Kälterer Seewein gerühmt. Auch der Meraner Küchelberger und Lebenberger genießt einen guten Ruf. Merkwürdigerweise ist der Jubel der Weinlese im Etschlande gänzlich un bekannt. Man geht zwar zur Zeit der Traubenreife in die Gärten und kostet die „Weimer' am Stocke, aber es geschieht in aller Stille. Die ländliche
Freudenzeit in diesem Lande ist nicht die Weinlese, sondern die Zeit der Sommerfrische, die in Tirol sich selbst Knechte und Mägde vergönnen, und vor allem die lustige Heumahd auf den Hochalpen. Die merkwürdige Figur des Meraner Weinhüters, des „Sattncrs', darf aber nicht unerwähnt bleiben. Unter Saltner versteht man im all gemeinen einen Flurschützen, auf der Alpe einen Hirten, im Wemlande aber zunächst den Traubenhüter. Er muß ein Mann von bestem Leumunde sein und noch nie eine Strafe erduldet