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— 89 einen fuss an die grenz gesetzt“ habe, man wolle sich auch an die Iller „extendiren.“ Als sich jedoch der Sprecher der Gegen wart des tirolischen Kanzlers erinnerte, sei er „von solchem gespräeh abgestanden.“ Vienner aber hatte zugehört in dem Glauben, es sei „auf diese handlung (den Kauf Kemptens) ge meint gewesen.“ Deshalb riet er der Erzherzogin, auf diese Sache wol Acht zu haben, denn in München habe man die Mittel und trachte man darnach, Herrschaften und adelige Güter

„he vor ab bei dieser nötigkeit des adels“ an sich zu bringen 1 ). In Wien konnte er über diese Absicht ßaierns nichts weiter erfahren. Als dort ein Kenaptner Stiftsherr ankam, verlegte sich der Kanzler auf neuerliche Ausforschung. Wahrscheinlich, so schreibt Bienner, sucht Baiern zunächst solche Güter zu er werben, bezüglich derer es nicht beim Kaiserhof zu fragen braucht; auf Grund solcher Erwerbungen wird man dann in München noch andere au streben a ). Ein eigenartiges Interesse hatte Bienner an der kaiserlichen Schenkung

der wirtenbergi- schen Herrschaft Heidenheim an Baiern. Er war dahinter ge kommen, dass Kurfürst Maximilian sich im Besitz dieser Herr schaft nicht ganz sicher fühle, weil man in München das Be denken hegte, „diese donation und dismembration halte gegen den pragerischen vertrag (von 1599) nicht den stich.“ Damit sei den Baiern „der floh ins olir gesetzt“, dass Heidenheim als ein „merabrum“ des Herzogtums Wirtenberg ohne Zustimmung der Kurfürsten nicht dürfe abgetrennt werden. Der bairische Kurfürst

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Law, Politics

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1898

Kanzler Bienner und sein Prozess.- (Quellen und Forschungen zur Geschichte, Litteratur und Sprache Österreichs und seiner Kronländer ; 5)

Page 450 of 556

Sache. Darin brachte er seine Verstimmung darüber zum Ausdruck, dass sowol unter Claudia wie unter ihrem Sohne die wichtigsten Geschäfte ohne ihn, ja gegen ihn erledigt wurden 4 ). ') Die Stelle findet sich wörtlich hei Escobar, Liber Theologiae moralis (München 1646) p. 141. 2) Escobar a. a. 0. p. 153. ”) Escobar a. a. 0, p. 391. 4 ) Bienner erwähnt da einen „Tractatus Zillertalensis et Lodronensis“, bei dessen Verhandlung man ihm entgegengehalten, er kehre das oberste zu unterst, hei

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Law, Politics

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1898

Kanzler Bienner und sein Prozess.- (Quellen und Forschungen zur Geschichte, Litteratur und Sprache Österreichs und seiner Kronländer ; 5)

Page 128 of 556

in Schwaben zu betreiben. Darauf sandte der Kaiser seinen Kriegssekretär Vinzenz Ernst Ottmann nach München, der jedoch dort zu Gunsten der Erzherzogin nichts ausrichten konnte.

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Law, Politics

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1898

Kanzler Bienner und sein Prozess.- (Quellen und Forschungen zur Geschichte, Litteratur und Sprache Österreichs und seiner Kronländer ; 5)

Page 35 of 556

Tage später leistete der Ankömmling die „pflichterstattiing“ Zuin „Auf zug“ nach Tirol hatte ihm der Erzherzog 500 Taler bewilligt, *) Da« Ileiehiiarchif in München betilst ein kurb&irisehe* Dekret von» 8cpt, 1830: Verleihung einer goldenen Gnadenkette an den ge- w(*«**iii?n Hat und Kanzler zu Arnberg Dr. Johann (offenbar Ver«ehrettmng f'fir Wilhelm) Bienner. Bien new Verteidigung 1638. Pro*. Akt. a j l'i» war ein Halbjabmdd im Betrage ton 050 G. Dennach hat Bienner, »o lang er |{eie-h«hofrot

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1898

Kanzler Bienner und sein Prozess.- (Quellen und Forschungen zur Geschichte, Litteratur und Sprache Österreichs und seiner Kronländer ; 5)

Page 107 of 556

Wiesensteig an sieh bringen könne; das wäre die „tür“, meinte Nenner, zum berühmten Geislinger Zoll, aber Vorsicht sei nötig. Grosse Aufmerksamkeit schenkte er den wiederholt auftauchenden Gerüchten, denen zufolge Baiern das Stift Kempten kaufen wollte. Der Kanzler erinnerte sich, wie während seiner Anwesenheit in München 1630 ein kur fürstlicher Bat „hat schiessen lassen“, dass sein Herr „schon Ferdinand hat einmal irt.'jren l'ienner geiiusgert, er wünsche, dass man mar „viele pertinenzen deoionatriren

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1898

Kanzler Bienner und sein Prozess.- (Quellen und Forschungen zur Geschichte, Litteratur und Sprache Österreichs und seiner Kronländer ; 5)

Page 34 of 556

sich vollzog, scheinen auch die Ueichshofratsprotokolle zu bestätigen Kaiser Ferdinand 11. i) Diese und die nachfolgenden Notizen über Amberg verdanke ich der Güte de« Hrn, Prof. Sticvo, welcher sie hei dem kün, allg. Kcir.hs- archive in München erhoben hat. -) II. II. u. St. Arch. in Wien. Bienner erscheint, erst, im September IG.'M) in den Protokollen, nicht früher; das letzte Mal am 12. November I6.'M. Als jflngst. ei ii getretenes Mitglied des Beiehshofrates nimmt, er unter den votirenden Hüten

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1898

Kanzler Bienner und sein Prozess.- (Quellen und Forschungen zur Geschichte, Litteratur und Sprache Österreichs und seiner Kronländer ; 5)

Page 533 of 556

— 5l5 nicht trauern könne, „sich gleichwol alsbald wieder rekolligirt und um Verzeihung gebeten.“ Sonst haben sich die Gesandten von Trier gar freundlich gezeigt und viele Worte gemacht, wie lieb es dem Kurfürsten wäre, die zwischen ihm und E. D. schwebende Irrung in Güte beizulegen *). In der Relation, welche der bairische Generalkommissär Ruepp wegen der Leipziger „rotta“ nach München schickte, ist auch Folgendes zu lesen und vom Lizentiaten Richel im Refektorium der Dominikaner 1 2 ) offen

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1898

Kanzler Bienner und sein Prozess.- (Quellen und Forschungen zur Geschichte, Litteratur und Sprache Österreichs und seiner Kronländer ; 5)

Page 545 of 556

v. 18, 114, 1281, 133 £, 139 £, 144, 148, 150, 151, 1522, i55, 1991,. 201, 202, 205, 213. 225', 345®, 353, 365, 366, 369 £, 383', 387', 405, 412. Molarth 158. Molina 75. Montafon 74, 76, 79, 407'. ■ ' del Monte Antonio 198, 308', 317 4 , 330. Montecuculi Hieronymus Graf y. 19®, 46®, 47, 90', 96 s , 120, 190', 209, 213, 218, 234', 240 £, 343, 423, 442. Moos, Schloss 208. Morhart Hans Friedrich 424. Morus Thomas 448, 454. Motzel Volpert Dr. 52. Miihlau 336. München 38, 88, 109', 485'.- Münster

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1909

Page 713 of 896

Physical description: XVI, 875 S.. - 2., durchges. Aufl., 3. bis 6. Tsd.

Die in München gefangenen Tiroler 695 sich die Schlussformel : „Alle Tiroler sind Krieger gegen das bayrische Militär, also gehört jeder Tiroler, welcher betroffen wird, vor das Militär gericht.' Es wollte ihm gar nicht in den Sinn, als die Militärbehörden sich mit diesen harmlosen Leuten nicht abgeben wollten. Ilm so mehr fühlte sich sein Eifer noch aufgestachelt. Selbst regelrechte Pässe, aus gestellt von königlichen Generalkommissären wie Graf Arco, boten keinen Schutz. Man wusste

Max Josefs noch mehr, als er von der Härte seiner Behörden vernahm. Eines Tages er hielt Stetten den schärfsten Verweis wegen des Transportes nach Passau, unter dem meist „Leute, die nichts verbrochen haben, sondern nur als Händler und Arbeiter in Bayern sich aufhielten und höchstens unter Polizeiaufsicht zu stellen waren'. 1 ) Auf seine Kosten mussfe der Polizei direktor die Zurückführung nach München veranlassen und dann sorgen, dass das eingeleitete Verfahren ein schnelles Ende finde. 2 ) Hofer

s ) zu sich kommen und eröffnete ihnen seine Absicht. Kollegial lud er säe ein zu einem Trunk, versicherte sie der Teilnahme an ihrer Lage und versprach, das Beste zu tun. Gesprächig, wie er war, (Obst) zugrunde und müssen ihre Pferde verpflegt werden.' Anfang Juni wurden aus dem Gericht Miesbach allein wieder 36 eingebracht, obgleich gegen sie „kein militärisches Verschulden' vorlag. Sie kamen zu München in das Korrektionshaus, wo schon mehr als 100 ihrer Landsleute waren. Die Pferde der Hausierer wurden

jetzt verkauft, aus dem Erlös bestritt man ihre Verköstigung. Die Akt dar. in M. St. Unter den Gefangenen in München war ein 76jähriger Mann, Kassian Hofer von Innsbruck, welcher das Objekt besonders eifriger Untersuchung bildete, weil man in ihm einen Bruder des Sandwirts vermutete. Schon am 12. Mai ersucht die Schutzdeputation Hormayr um Repressalien wegen harter Behandlung der Gefangenen in München. ] ) Unter den 69 Transportierten waren 48 schuldlose Leute. 2 ) König an Stetten, 28. Aug. Ebend. 8 ) Ignaz

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1909

Page 289 of 896

Physical description: XVI, 875 S.. - 2., durchges. Aufl., 3. bis 6. Tsd.

A re os Haihing 271 auf dem Theaterzettel an die Wohltätigkeit des Publikums und wählte dazu die Worte .unico sollievo a si critiche circonstanze.' Ein solcher Zettel gelangte nach Mailand und bewog den Vizekönig zu einem Schreiben nach München, worin er über die arge Gesinnung der Tiroler und die sträfliche Nachlässigkeit der Trientiner Behörde Klage führte.') Das Inns brucker Gubernitim, das nun der Sache nachgehen musstc. konnte dann freilich die beruhigendste Aufklärung geben. Dass

Österreich in bayrischen Landen an die Aufrichtung von Handelskonsulaten schritt, hat man in München gar nicht gern gesehen. Wie sehr würde erst das Misstrauen gestiegen sein, hätte man die Worte gekannt, die in Stadions Gutachten an den Kaiser über diese Kommerzagenten vorkamen: „In Tirol ist es besonders interessant, einen solchen Agenten zu haben, den Baron Graff in Bozen, welcher bei weitem die vorzüglichsten der dortigen Geschäfte macht, in Feldkirch und Verona Kommandithäuscr besitzt

und sich durch seine Treue und unter den Augen Wurmsers bezeugte Bravour den Thcresienordcn erworben hat.' 1 ) Gencralkommissär Arco hat zeitweilig kälteres Blut bewahrt. Wiederholt schrieb er nach München, die Lage in Tirol gestalte sich besser und aussichtsvoller; noch 1808 glaubte er, von Welschtirol sei sicher nichts, aber auch von Deutschtirol, das „durch Osterreich so sehr verwöhnte' Bozen abgerechnet, kaum etwas zu be fürchten.') Seitdem sich aber die Anzeichen eines bevorstehenden Krieges mehrten, stieß

die Aufregung auf bayrischer Seite. 11 A Zur Sicherung Tirols forderte Arco sogleich militärische Massnahmen, «wenn auch nach der gegenwärtigen Stellung der französischen Armee von Österreich für das Land nichts zu fürchten sein dürfte'. In München ging man bereitwillig darauf ein und ordnete eine zweckentsprechende Verteilung der anwesenden Truppen. Einberufung der Urlauber und Verstärkung mit zwei hskadronen Dragoner an. ) Arco zweifelte nicht, dass Österreich im Kriegsfall „ein ') < 1e Otfo an Moitlgrlas

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1909

Page 435 of 896

Physical description: XVI, 875 S.. - 2., durchges. Aufl., 3. bis 6. Tsd.

. Vorgestern, so machte Bettina v. Arnim ihren Gefühlen vor Goethe Luft, glühte der Himmel über jenen Alpen nicht vom Feuer der untergehenden Sonne, sondern vom Mordbrande. „Da kamen sie um die Mütter und Kinder, die wehrlosen in den Flammen. Hier (in München) lag alles im schweigenden Frieden, der Tau tränkte die Kräuter und dort verkohlte die Flamme den mit Heldenblut getränkten Boden. Ich stand die halbe Nacht auf dem Turm im Englischen Garten und be trachtete den roten Schein. Das Schloss der blinden

Tannenberge haben sie verräterisch verbrannt, Heiligtümer zerstört, Greise und Kinder getötet, und die Bayern haben sich dessen jubelnd gerühmt.' 4 ) Wie erst in Tirol Es waren Amtsgebäude und Vorräte. Bericht der Zentraldirektion der Berg werke in München, 27. Mai 1809. M. K. Hompesch schreibt an Montgelas 4, Aug., bei der vollständigen Zerstörung von Schwaz sei es unmöglich, Beamte dort unter zubringen. Deshalb dachte man später an die Verlegung der Ämter nadf Hall. 2 ) Pfarrer Martin Wintersteller

v. Schwaz an den Pfarrer Ledermayr in Serfaus. 20, Juni. J. M. Wertvolle Aufzeichnungen wurden im Kloster gemacht, bereits von Rapp benutzt. 3 ) Apotheker Joh. Felix Würstl und Jos. Isser an d. König, 16. Mai 1811. M. K. 4 ) Bettina datiert an Goethe, München, 18. Mai. Ihre Worte machen doch den Eindruck 'des Erlebten. — Polizeidirektor Stetten' an Montgelas, München, 17. Mai (M, St.): „Seit drei Nächten schon werden in der Richtung gegen Tirol furcht bare Brünste gesehen, vorgestern aus der Gegend

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1909

Page 101 of 896

Physical description: XVI, 875 S.. - 2., durchges. Aufl., 3. bis 6. Tsd.

ein Klavier war, nebst verschiedenen kostbaren Uhren für das physikalische Kabinett reklamiert worden. — Dem Schlosse drohte damals vollständige Entleerung. Graf Anton Törring, der Obersthofmeister, machte den König aufmerksam auf die in Ambras verwahrten römischen Münzen, Modelle und alten Meilensteine. Die Akademie der Wissenschaften in München habe sich darum beworben. Er empfahl wärmstens dieses Gesuch, denn „diese vereinzelten Bruchstücke werden jetzt in Ambras nur von wenigen beäugt, sind nutzlos

dem benagenden Zahn der Zeit aus gesetzt und werden von keinem mit Kenntnissen beaufsichtigt'. Bei der Akademie stünden sie doch „unter dem Einfluss voller Konservation'. (4. März 1809. M. K.) Der. König liess ein Verzeichnis anlegen und der Akademie behufs Auswahl vor legen. Schon das Jahr vorher war der königliche Büchsenmeister Wolfgang Riegl nach Innsbruck gegangen, Um Gewehre und sonstige Seltenheiten in Ambras aus zusuchen und nach München zu führen. J ) Ein Bericht, des Direktors Senger über Ambras

datiert noch vom 11. Apr. 1809, also vom Tage, da der Aufstand in Innsbruck ausbrach. Der Bericht konnte deshalb auch nicht mehr nach München gehen. — Probst a. a. O. (und nach ihm Egger) rühmt einmal p. 280 die durch Bayern hervorgerufene Grossartigkeit der Universität, weil die Zahl der Professoren auf 30 vermehrt wurde. Diese Vermehrung war nicht sehr grossartig, sie betrug nur 3, und Probst korrigiert sich selbst p. 287, wenn er sagt, die Hochschule habe unter Bayern nicht besonders hervorgeragt

. Richtig ist 2weifellos seine Bemerkung p. 288: „Die Universität würde wahrscheinlich unter Bayern sich zu einem grösseren Rufe erschwungen haben, wenn sie länger bestanden hätte.' ä ) 1789 war er schon Hofrat in München, 1795 Oberlandesregierungsrat, 1799 Hof ratsvizepräsident, 1805 Vizepräsident der obersten Justizstelle. Diesem Gange ent sprechend bemerkt er von sich selbst, er halte sich zum Justizrat geeigneter als zum politischen Dienst. Qualifikationstabellen der polit. Beamten für 1808. M. K. 6*

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1909

Page 66 of 896

Physical description: XVI, 875 S.. - 2., durchges. Aufl., 3. bis 6. Tsd.

48 Post und Strassenbau der Postwagen von München über Weilheim und Mittenwald nach Inns bruck. Von hier an fehlte es freilich noch sehr mit dem Anschluss nach dem Süden, der Reisende musste, wollte er dessen warten, in Innsbruck nicht weniger als sechs Tage zubringen. Der für Tirol bestellte Post direktor v. Brück schaffte 1808 auch hierin Wandel. 1 ) Das Briefporto, anfangs so hoch, dass man die Briefe fast immer den reisenden Geschäfts leuten anvertraute, wurde um mehr als die Hälfte

verhelfen. 2 ) Dass man im bayrischen Finanzministerium die Mittel zum Bau und zur Erhaltung der Verkehrswege sehr karg zumass, vernahmen wir schon aus berufenem Munde. Es ist daher nicht zu verwundern, wenn manche Berichte über den Zustand von Strassen und Brücken gar kläg lich lauten. Wer da die Strasse durch den Achenpass wanderte, fand sie „in einem vollständig ruinösen Zustand'. Nach 1805 hat daran keine Hand mehr etwas gebessert. Die Direktion für Strassenbau in München enthob sich dadurch

weiterer Verantwortlichkeit, dass sie die Strecke als Vizinalweg erklärte, um den sich der Staat nicht mehr zu kümmern brauche. Von München bis Tegernsee war die Strasse vortrefflich, von dort an begann es, um mit einem bayrischen Strassenkommissäf zu sprechen, lebensgefährlich zu werden. Bei Nacht durfte selbst ein Fuss gänger sich nicht vorwärts wagen. Wo die Strasse längs des Sees führte, standen Fähren bereit, um die Fuhrwerke zu befördern, weil ihnen auf der tief durchlöcherten Strecke der Absturz

drohte. Auslagen für eine Strasse wie diese hielt man nicht allein für unerschwinglich, sondern auch für überflüssig, ging doch schon eine Strasse von München über Kufstein und eine über Seefeld nach Innsbruck. Wenn ein Land, so dozierte die Generaldirektion, zu viel Parallelstrassen hat, so wird der Verkehr leiden, weil die Fuhrleute zu wenig Verdienst finden und dann Länder aufsuchen, ') Nicht Innsbrucks wegen, sagt einmal Brück, das „merkantilisch ganz un wichtig', sondern wegen Südtirol sei

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1909

Page 457 of 896

Physical description: XVI, 875 S.. - 2., durchges. Aufl., 3. bis 6. Tsd.

Dipauli nach München 439 bestimmte verzögerte um einige Tage ihre Abreise und konnte infolge der kommenden Ereignisse Innsbruck gar nicht verlassen, die andere be gab sich am 21. nach München, konnte aber aus demselben Grunde nicht mehr ungehinderte Rückkehr finden. Auch eine Abordnung der Beamtenschaft ging an das königliche Hoflager, um Rechenschaft zu legen über ihr Verhalten während des Auf standes und neuerlich Huldigung zu leisten. Mitglieder des Appellations gerichtes als der eigentlich

Pfarrer konnten sie aufspüren. Auch ihnen blieb dann bis auf weiteres Tirol versperrt. Dipauli traf in München Hörmann, seinen alten Freund vom Sammler her, welcher sich seiner wärmstens annahm, ihm auch im Hause Montgelas Zutritt verschaffte. Wie wir Dipaulis Wesen kennen, begreifen wir, dass er seinen unfreiwilligen Aufenthalt in München als glückliche Fügung betrachtete, durch die er den folgenden Szenen der Erhebung in Tirol entrückt blieb. 2 ) Wredes aufbrausender Zorn hat sich in Innsbruck

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1909

Page 18 of 896

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in Bozen. A. J. Denkwürdigkeiten des Erzherzogs Johann im Graf Meranschen Archiv. A. St. Archiv des Stiftes Stams. A. W. Purtschersche Papiere bei Herrn Ludwig v. Wörz in Innsbruck. H. M. Handschriften der Staatsbibliothek in München. J. M. Materialien im Ferdinandeum zu Innsbruck. J. St. Statthaltereiarchiv in Innsbruck. J. W, Archiv des Ministeriums des Innern in Wien. L. A. Archiv der Tiroler Landschaft in Innsbruck. M. K. Kreisarchiv in München. M. St Staatsarchiv in München. W. St. Haus-, Hof

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1909

Page 130 of 896

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. Er fügte seinem Vorschlag nach München die Bitte bei um rasche Entschliessung. Bis eine solche eintraf, gedachte er den Kirchenfürsten in Innsbruck fest zuhalten. Bereits war Arco gesinnt, noch auf zwei andere in Trient das Strafverfahren auszudehnen. Domherr Eyrl, ein Mann mit „gefährlichen Grundsätzen', sollte wenigstens die Lehrstelle für Kirchenrecht im Priester seminar verlieren und der deutsche Kaplan Josef Anton Grati, der als einflussreicher Berater des Bischofs bekannt war, wurde zur Abführung

, da er nun selbst das Land verliess, um die königlichen Befehle nicht vollziehen zu müssen. Ohne auf Antwort aus München zu warten, erliess Arco an Bischof Thun das Berufungsschreiben: „Zur freundlichen Beilegung der über die Differenzpunkte noch bestehenden Zweifel finde ich nichts geeigneter als eine mündliche Unterredung, wozu ich hochdieselbe hiemit einzuladen die Ehre habe und binnen vierzehn Tagen hier in Innsbruck erwarte.' 2 ) In der Innsbrucker Hofburg wuchs die Aufregung. Arco berührte es unangenehm, dass

man in München seine Anfrage nicht postwendend beantwortete. Auf irgend einem Wege war er auch zur beiläufigen Kennt nis der Beschwerdeschrift gelangt, welche die drei Bischöfe im Juni an den Papst gerichtet hatten.®) Um die Entschliessung am königlichen Hof *) Arco setzt hier bei: „obgleich ich die grösste Mässigung und Schonung gebrauchte'. An den König 27. August 1807. 2 ) Arco an Thun 7. Sept. 1807. M. St. *) Inhaltsangabe dieser Schrift bei Sicherer p. 155. Arco hatte erfahren, dass die Bischöfe

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1909

Page 716 of 896

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ò98 Versuch durch Völderndorff München entlassen, um Schneeburgs Rückkehr zu erwirken. Er sollte binnen zehn Tagen wiederkehren. Da Schneeburg schon nach Strassburg geliefert war, so hatte man in München über ihn noch weniger zu ver fügen als früher. Der König sandte deshalb Völderndorff zu Napoleon nach Wien und liess bei demselben durch seinen General und Gesandten Verger den Antrag Hofers wärmstens befürworten. Es kümmerte ihn, doch endlich seine 1400 Soldaten und die Miesbacher

, 10. Okt. M. St. Die eigenh. Unterfertigung zeigt die sonderbaren Worte: „Warer manns liebling Andre HoferOberkommandant in Diroll.' 5 ) In einem Privatbrief aus Innsbruck schreibt ein Ungenannter seinem Freunde in Bayern 29. Aug. (M. St.): „Nächsten Donnerstag werden auch Briefe von gefangenen Bayern und Sachsen auf der Post nach München gehen. Diese, wie alle Verwundeten, die sich meist in Hall befinden, werden sehr gut behandelt und verpflegt.' Graf Zinzendorf schreibt in seinem Tagebuche

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1909

Page 29 of 896

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für die königliche Kasse doch vorteilhaft wäre. Dass die in Wien liegenden Stiftungs kapitalien einiges edlen Schweisses wert seien, darüber war man sich in München schon klar. Arco hatte mit vertrauten Männern zu beraten, wie man sie auf jeden Fall herausbekäme. Handelte es sich doch um eine Summe von 940 000 G. Noch ein anderer Punkt erforderte gründ liches Nachdenken. Bei der Schwazer Kreditkasse waren nahezu 4 Millionen hypotheziert. Sollte diese Schuld Bayern übernehmen müssen? Während in dieser Weise

zwischen Innsbruck und München korre spondiert wurde, teilten die zwei kaiserlichen Gesandten dem Hofkommissär mit, was ihnen vom Wiener Hof zugekommen : auf Grund des Pressburger Friedens sei es nur Sache des Kaisers, Tirol abzutreten und die Beamten der Pflicht zu entlassen, so sei es auch mit Venezien gehalten worden; daran werde man so lange festhalten, bis durch fremde Weigerung das Hindernis evident ist, erst nach erfolgter Übergabe werden die jetzt in Temeswar liegenden Regierungsakten ausgeliefert

. Das alles stimmte ihn nach giebiger, und sein Rai an den König ging dahin, dem österreichischen Kaiser möglichst entgegenzukommen. In München war man hartnäckiger. Hinter den Einwürfen der Österreicher witterte man andere Absichten, der bayrisch französische Übergabsakt sei im Völkerrecht begründet. Auf die Fonde ') Die ganze Korrespondenz hierüber in M. K.

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1909

Page 796 of 896

Physical description: XVI, 875 S.. - 2., durchges. Aufl., 3. bis 6. Tsd.

778 Der bayrische Hofkommissär beide in Innsbruck anwesend, sich beizugesellen. Es wurde ihm gestattet, und unverweilt suchte er um die königliche Bestätigung dieser provi sorischen Massregel an. Rapp sei schon im August für den Innkreis bestimmt worden, für den andern spreche seine ausgezeichnete Geschick lichkeit und Sachkenntnis; beide hätten „sich während der Anarchie durch Rechtschaffenheit der königlichen Gnade würdig gemacht'. 1 ) In München entschied man, die zwei seien

. Hat der König deshalb vielleicht seinen Sohn so plötz lich aus Tirol zurückgerufen? Ungern, das wissen wir, hat der Kronprinz Innsbruck verlassen. Noch in München scheint er Anstrengungen ge macht zu haben, um bei seiner Division zu bleiben. 4 ) Mit welchen eigen artigen Schwierigkeiten der Hofkommissär werde zu kämpfen haben, ersah er, kaum als er die Landeshauptstadt betreten. Man wies ihm die Prokla mation des Vizekönigs vom 12. November. Hören wir, was er selbst darüber sagt: „Der nachteilige Eindruck

Äusserung in Mém. et Corr. du Prince Eugène p. Du Casse VI, 265. *) Ludwig an Raglovich (der an seine Stelle kam), München, 5. Nov.: „Der König hat entschieden, dass ich hier bleibe und nicht mehr zum Heere zurückkehre. Von meiner tapfern Division mich zu trennen, war mir schmerzlich. Als ich an den Lagerfeuern vorbeifuhr, kamen mir die Tränen.' Dem General wird ans Herz ge legt, das Möglichste zu tun, damit in alle Täler Tirols der Friede einkehre. M. St. 5 ) Thürheim an d. König, 17. Nov. M. St.

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1909

Page 839 of 896

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keiner sich der bayrischen Untertänigkeitspflicht erinnerte und vor der Annahme an fragte, verletzte den an Strammheit gewöhnten Finanzdirektor aufs tiefste. Daher hatte er nur noch eine Bitte an den König: ihn nach München abzurufen. Während dieses Stadiums der Ungewissheit und der sich häufenden Verdriesslichkeiten kreuzten sich in bayrischen Regierungskreisen die ver schiedensten Meinungen, wie künftig das Land — wenn Thürheim mit gutem Bescheid aus Mailand zurückkäme — zu behandeln wäre. Der königliche geheime Rat

, wie die Gnade und Humanität unserer Regierung von dieser dummen, fanatisierten, hinterlistigen und doch feigen Nation ge lohnt wird. Ich möchte stets mit Cato rufen, ceterum puto Tyrolim esse delendarn. Wir erleben noch eine fünfte Insurrektion dieser niederträch tigen Kerls. Und wenn man mich in München auslacht, so erinnere ich daran, dass ich am 11. April auch ausgelacht wurde. Aber in München ') Widder an den König, 20. Dez. 2 ) Widder: „Auch Thürheim in Mailand wollte ich benachrichtigen

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1909

Page 40 of 896

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