Vom alpinen Osträtien zur Grafschaft Tirol : die raumpolitische Entwicklung einer mittelalterlichen deutschen Grenzlandschaft.- (Schlern-Schriften ; 29)
Tirol ein einheitliches und halbselbständiges Gebilde sei, so sehr ins Bewußtsein der Zeitgenossen zu treten, daß es die Kaiser Ludwig IV. und Kar! IV. in den Jahren 1335, 1339, 1349, 1350 und 1363 wagen durften, dieses Herrschaftsgebiet mit Einschluß der beiden Hochstiftsvogteien als Reichslehen zu behandeln, nachdem bereits König Albrecht I. 1305 die Zölle im Lueg, auf der Töll und in Bozen als vom Reich lehenrührig betrachtet hatte. Die der Sache nach im wesentlichen reichsunmittelbare Stellung
und die festgefügte Einheitlichkeit der Grafschaft Tirol, die als Wappen das Aufgebotszeichen der alten Vinschgau- grafen, den deutschen Reichsadler in Rot, übernahm, kamen nachmals auch in der Tatsache zum Ausdruck, daß dieses Herrschaftsgebiet, dessen Herren 1286—1335 als Herzoge von Kärnten Reichsfürsten gewesen und deshalb schon um 1310 gelegent lich von Notaren des Burggrafenamtes ungenau principes terre genannt worden waren, seit dem Ende des 15. Jahrhunderts als eine fürstliche (später gefürstete
) Grafschaft, mithin als ein Fürstentum galt, als das es schon 1363 anläßlich seiner Erwerbung durch Rudolf IV. von Österreich aus eigener Machtvollkommenheit von diesem ehrgeizigen und eitlen Herzog bezeichnet worden war. Die feste innere Geschlossenheit, zu der die Grafschaft Tirol bereits unter den Meinhardingern erwachsen war, offenbarte sich aber am deutlichsten in der Ent wicklung der Tiroler Landstände, deren Anfänge in die Zeit der Görzer fallen. Schon unter Meinhard II. läßt sich ein herzoglicher
' Heinrich, unter dem sich auswirkte, was sich bereits früher vorbereitet hatte, zeitweise die Ver waltung des „Landes im Gebirge' einem Ausschuß von Adeligen und Geistlichen übergeben und sich in der Folge bei wichtigeren Regierungsbandlungen an die Zu stimmung seines Rates binden. Allein in Tirol, dessen Städte Bedeutung besaßen und dessen Landbevölkerung dank der Gebirgsnatur ihrer Heimat und des Ganges der geschichtlichen Entwicklung für die Gesamtheit wichtig geblieben und nicht in drückende