Deutschland und die europäische Ordnung.- (Weltpolitische Bücherei)
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Author:
Herre, Paul / von Paul Herre
Place:
Berlin
Publisher:
Deutscher Verl.
Physical description:
217 S. : Kt.. - 2. durchges. Aufl.
Language:
Deutsch
Subject heading:
g.Deutschland ; s.Politisches System ; g.Europa ; z.Geschichte
Location mark:
II A-19.111
Intern ID:
75703
. Nicht weniger bezeichnend war die Behandlung, die das deutsche Volk erfuhr. Es ging nicht nur auf den Wunsch Englands zurück, sondern entsprach auch den Ideen, die im Fürsten Metternich, dem führenden Träger des mitteleuropäischen Ordnungsgedankens dieser Epoche, wirk sam waren, und es geschah schließlich ebenso im Einverständnis mit dem fortbestehenden Partikularismus, wenn der deutschen Nation als staatlicher Zusammenhalt nur das lockere Gebilde des Deutschen Bundes zuteil wurde. Gewiß lag
auch ihm ein organisatorischer Plan zugrunde, und bestimmte geschichtliche Verdienste um die Aufrechterhaltung eines mittel europäischen Gedankens sind ihm trotz aller Unzulänglichkeiten seiner Verwirklichung nicht abzustreiten. Aber er war allzu übernational gedacht, und die autoritative Leitung, die die nationalen Risse überdecken sollte, hatte nicht die lebendigen Volkskräfte auf ihrer Seite. Er umfaßte nicht einmal das ganze deutsche Sprach- und Kulturgebiet, während anderseits ein nichtdeutscher Staat wie Dänemark
in ihm vertreten war. Er war ein Bund ohne Staats- und Volksidee, ohne gemeinsame wirtschaftliche Ein richtungen, ein Bund rein föderalistischen Charakters, der gegenüber dem alten Reich nur den Vorzug besaß, daß die Libertat der Einzelstaaten nicht wiedererstand. Et stellte eine durchaus zeitgebundene Form mittel europäischer Organisation dar, und indem seine Grundakte der zwischcn-