Bilder aus den Kriegszeiten Tirols : geschichtliche und poetische Erzählungen
die den Männern das Schießen mäßigen wollen, seien Närrinnen.' Eine sanfte Rothe flog über das blühende Gesicht der Wirthin; sie erwiederte: „Frau Anwaltin, das ist nicht wahr. Habt ihr es selbst aus dem Munde der Wagnerin gehört? ' — „ Nein, sag' ich: mir hat es die. . die. . die. . Mein Gott, wie doch mein Gedächtniß schon abnimmt.' — „Bemüht Euch nicht. Mir ist es lieber, daß Euch der Name nicht einfällt.' — „Frau Wirthin, Ihr dürft nicht meinen, sag' ich, daß ich's geglaubt habe. Ich sagte
sogleich: nein, das hat die Frau Wirthin nicht gesagt. Sie ist zu gescheidt und zu vernünftig, als daß sie das Unheil nicht einsehen sollte, welches das Schützen- Wesen anstiftet. So habe ich gesagt; und hatte ich nicht die rechte Meinung von Euch?' — Die Adlerwirthin besann sich einen Augenblick; dann sprach sie: „Unter den Regeln, die mir meine selige Mutter am Borabende der Hochzeit gab, war auch diese: Nicht deines Nachbars Haus regier'; Kehr' fleißig vor der eignen Thür. Diesen Spruch
habe ich bisher immer befolgt und es nie bereut. Ob das Schießen für Andere schädlich ist oder nicht, mögen jene selbst bedenken, die es angeht.' — „Frau Wirthin, entgegnete die Anwallin mit wichtiger Miene, man soll nicht blos sich selbst im Auge haben, sag' ich, sondern auch das Gemeinwesen.' Die Wirthin lächelte und sagte: „Mein Gott, Frau Anwaltin, so etwas steht wohl Euch zu, aber nicht mir.' — Die Anwaltin erwiderte mit Ernst: „Wozu kann eine Anwaltschaft führen, sag' ich, wenn Niemand mitwirkt