Politische und culturhistorische Aufsätze.- (Gesammelte Werke ; 2)
294 Deutschland. mehr gewagt, und wenn Philspömen der letzte Grieche war. so ist der finstere Wallenstein des dreißigjährigen Krieges der letzte deutsche Mann. Die Wahl Zwischen Revolution und moskowi- tischem Protectory (denn eine dritte Macht gibt es heute nicht mehr für die.schwachen Gebieter des Continents) war im Ge- müthe der deutschen Machthaber nicht einen Augenblick zweifel haft, und ,,t?MSàs àità8, wie Justin sagt, àm imperare àZmlàs oupwm, impsàm omnes peräiäsrunt^). Wer nur Ruhe
liebt und nach weichlichem Genüsse dürstet, hat kein Recht und meistens auch nicht einmal den Wunsch und das Bedürsniß , frei zu sein. Unter allen Thorheitm die größte aber Ware es, ein abgelebtes, in der Mehrzahl faules, für Joch und Gehorsam gebornes, langsam athmendes und stumpfsinniges Volk Zu freiem Denken und zu thatkraftigem Handeln anzutrei ben. Wir sagen nicht, daß dieses traurige Sittenbild geradezu den Deutschen unserer Tage gleiche- wohl aber soll man wissen, daß es in Rußland
und auch anderswo als ein zum Sprechen Ahnliches Conterfei des „großen' Volkes zwischen Belt und Alpen gilt. Nicht bloß altersschwach und ausgeartet nennen uns die Russen, sie beschuldigen uns laut und unverschämt, wir hatten für Freiheit und Nationalehre sogar den Sinn verloren. Als Symbol dieses Glaubens ist eine russische Flotte im Sund er schienen, um zum Hohn des deutschen Freiheitsschwindels nicht weniger als zur Berlachung eines patriotischen Fürstenworts die schreiendste Rechtsverletzung der neuesten
Zeit — die Lostrennung Schleswig-Holsteins vom deutschen Bundesstaat und seine Ver schmelzung mit der dänischen Monarchie — Zu fördern und zu unterstützen. Preußen, welches der Ungenannte „Vom andern Ufer' ohne allzugroßen Respect geradezu für ein russisches Paschalik *) àà. VIII. 1.