39 items found
Sort by:
Relevance
Relevance
Publication year ascending
Publication year descending
Title A - Z
Title Z - A
Newspapers & Magazines
Der Südtiroler
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/DERSU/1931/01_07_1931/DERSU_1931_07_01_3_object_7915506.png
Page 3 of 6
Date: 01.07.1931
Physical description: 6
die breite Dorfstraße hinab. Nach Brixen — in die Polizeistube im Rathaus wollte er. Die Lampe hätte er am Rad anzünden sollen — aber nein! Nur nicht Zeit vergeuden! Schon rauschte und grollte der Eisack neben ihm. Auf die Brücke zu — die den Zusammenstrom von Rienz und Eisack überspannt — dann irrt Rücken des Doms vorbei — so würde er sein Ziel am schnellsten erreichen. Schon biegt er flitzend auf die Brücke ein — „Himmeldonnerwetter! Haben Sie keine Augen . . .?" Julius liegt mit dem Rade am Boden

. Der Wetternde beugt sich aber doch, um ihm aufzuhelfen. „Augen — wenn Sie wie ein Brückenpfahl in der Finsternis stehen?!" „Warum stecken Sie Ihre Lampe nicht an?" „Habe ich Sie verletzt?" „Nein! Danke! Bin heil! Unsereins muß ja Nerven lvie Stahl haben." Ein wildes Lachen. „Alfred — bist ou's?" — Julius leuchtet mit der Lampe, die er rasch entzündet, seinem Gegenüber ins Ge sicht. Das ist wie zerrissen von Wut und Weh. „Alfred," durchMerts Julius, „Alfred — du weißt schon — und deshalb hier auf der Brücke

. . .?" „Frag nicht! Der Name ist gleichgültig! Es ist einer wie der andere!" Und jählings packte er Julius mit beiden Armen. „Julius, ich sage dir, einer von uns ist zuviel auf der Welt! Er oder ich!" Julius erbleichte — kein Blutstropfen war mehr in seinem Gesicht. „Junge," sagte er dumpf. „Was soll dann werden! Deine armen Eltern! Und deiner Schwester dienst du damit nicht! — Komm mit mir," fügte er in leichterem Ton hinzu. „Wir wollen sehen, wie wir sie am ehesten frei kriegen." „Geh

du! Ich bin gebunden. Muß zur Kaserne.. Ver gißt du? Ich bin Soldat — Soldat — im Heere dieser S-ieger!" Wieder schüttelte ihn ein Lachen — aber jählings hatte er di>e Arme um Julius' Hals geworfen und weinte — wesnte, als wolle er sich auflösen in Tränen. Julius hielt still. Und stand doch wie auf Kohlen« Sein Herz war zerrissen von Schmerz. Endlich richtete Alfred sich auf. „Nun geh! Hab Dank! Rette meine Schwester!" „Und du . . .?!" * „Um mich sorge dich nicht. Was an mir ist — ich will versuchen

, mit mir fertig zu werden. Hier - meine Hand ! darauf." * Julius war davon gefahren. Alfred irrte durch die ! Nacht. Er konnte nicht in die Kaserne! Mochte er sich j auch der Gefahr aussetzen, für sein Ausbleiben streng i bestraft zu werden! Unmöglich! Ein Wahnsinn kochte ! in ihm! Wenn er ihm in den Weg käme irgendwie ! — dieser Sieger! Er würde ihn niederknallen! Trotz Ju- i ligs! Nicht nur ihn! Alle! Würde die ganze Kaserne in Brand stecken — das ganze Kasino! — Eine Hölle loderte in ihm — ein ganzes Heer

1
Newspapers & Magazines
Der Südtiroler
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/DERSU/1931/15_01_1931/DERSU_1931_01_15_2_object_7915441.png
Page 2 of 8
Date: 15.01.1931
Physical description: 8
nicht mehr erlebt. Sanft war sie in die Ewigkeit hinübergeschlummert. Auf ihrem kummervollen Gesicht lag ein tiefer Friede. Auf dem Tischchen bei ihrem Bett lag neben der Bibel Brunos Photographie. Auf der Rückseite stand in seiner Handschrift geschrieben: „Nur wer die Sehnsucht kennt. . ." Und darunter mit Bleistift gekritzelt, von zit ternder Mutterhand: „Gott schütze dich!" 18. Kapitel. Julius stieg rüstig hinan — aufwärts von Klausen — ins Villnöstal. Er war durch die unbeholfenen Schriftzüge

eines Bauern gebeten worden, einmal nach ihm zu sehen — er wisse nicht ein und aus. Oft kamen solche Hilferufe an Julius. Helfen können! Wenn die Kasse nur immer reichte! Regina war an seiner Seite. Es war das erstemal, daß sie sich von dem kleinen Erdenbürger, den ihnen der Himmel geschenkt, den sie kurz zuvor von ihrer Brust ent wöhnt, für ein paar Tage getrennt hatte. Marie-Theres war bei den Kindern geblieben. So konnten sie ruhig sein. Mit beglücktem Stolze blickte Julius auf die geliebte Frau

. Ihr Körper war von schlanker Fülle — und auf ihrem Ge sicht, über ihrem ganzen Wesen lag eine köstliche Reife, wie sie das Mutterwerden edlen Frauen bringt. Das grüne Lodenkostüm mit dem kurzen, weitfallenden Rock kleidete sie gut. Froher denn seit langem stieg sie mit Julius bergan. In unvergleichlicher Wildheit ragten in der Ferne vor ihnen die senkrecht abstürzenden Geißlerspitzen auf. Und um sie her in den goldenen Farben des Herbstes getaucht, lagen die lieblichen Anwesen und Dörfer

standen, i saßen über Papieren zwei Männer. Der eine rechnete — i rechnete. Der andere paffte. Eben kam die Bäuerin mit i kummergebeugtem Rücken herein und trug Kaffee und Brot ) und Butter auf. Verstohlen wischte sie sich die unaufhaltsam i ! rinnenden Tränen ab. „Herr Dr. Keßler! Sie hier?!" enffuhr es Julius. „Ja! Ich! Und nicht zu meiner Freude!" Dr. Keßler i ! rückte den weißhaarigen Kopf empor. Er reichte Julius und i ! Regina grüßend die Hand, stand auf und plötzlich

. Vier unmündige Kinder! Wegen zweitausend Lrre Steuern müssen sie von Haus und Hof. Morgen sindft obdachlos . . ." er wandte sich ab. Auch Julius kehrte den Rücken ins Zimmer hinein- Da legte sich eine leichte Hand auf seine Schulter. „Könnten wir diesmal nicht helfen, Julius?!" „Regina!" er wandte sich — blickte sie an — ffagen und dankbar zugleich. „Wir haben jetzt drei Kinder! D> Konkurrenz durch die italienischen Rechtsanwälte macht pq sehr fühlbar, und auch unser Gut bringt nur mühsam Steuern

2
Newspapers & Magazines
Der Südtiroler
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/DERSU/1930/15_04_1930/DERSU_1930_04_15_2_object_7915333.png
Page 2 of 8
Date: 15.04.1930
Physical description: 8
beide — lauschten beide. — Tritte klangen — gedämpfte Stimmen — die Kinder j reckten die Köpfchen, liefen hinüber in Großvaters Zimmer. „Onkel Julius! Onkel Julius!" Ein glückseliges Lächeln verklärte Reginas Gesicht. > Martin erhob sich. „Kommst du nicht mit?" Sie wehrte verneinend. Da schnitt er allein hinüber. „Martin! Martin!" „Julius!" Fest hielten sich die beiden Männer um- j schlungen. „Mutterte, schau! Die schöne Schokolade, die uns Onkel j Julius mitgebracht!" Die Kinder kamen zur Mutter

zurück- j gelaufen. Julius aber richtete sich aus und trat vor Dr. Dol- j linger hin: „Herr Doktor — Sie haben nun Ihren Sohn wieder," j sagte er schlicht. „Nun kann ich mit meiner Bstte 'nicht ; länger zurückhalten, eine Bitte, von der meines Lebens j ganzes inneres Glück abhängt, all seine fernere Vertiefung / und Gestaltung. Ich habe Ihre Tochter Regina lieb ..." ! Er holte tief Atem. „In jener denkwürdigen, uns allen ! unvergeßlichen Herz-Jesu-Festnacht, hat sie mir die Zu- ! sage gegeben

, daß sie mein werden wolle. Ich bitte Sie: ! Sagen Sie Ja und Amen dazu! Lassen Sie Regina die ' Meine werden." Der gealterte Mann war um einen Schein blasser ge- j worden. Seine. Augen hingen am Boden. „Es wird mir nicht leicht, Regijna von mir zu lassen. ! Sie war die warme Sonne unseres Hauses. Sie ist es, die mit liebevollen Händen alle Steine, alle Schatten aus dem Woge zu räumen sucht. Aber Regina ist ja ihr eigener Herr und kann tun und lassen, was sie will." Und nun blickte er auf und Julius fest und warm

dann die himmelschreiende Vergewaltigung klar, die man über uns verhängte. . „Das ist auch meine Hoffnung!" sagte feierlich der Arzt. „Onkel Julius, kommst du denn nicht, die Muttet? begrüßen?! Und sieh doch, was ich noch Feines zu Ws nachten bekommen habe!" Agnes steckte das Blondkopf um den Türrahmen. Lieblich, wie ein Engelstöpfchen ^ zur Himmelspforte den Eingang öffnete, erschien sie > Plötzlich-. Und er hob sie behutsam empor, sie, die nun ^ sein Kind werden würde und trug sie, die ihn zäM mit den Aermchen

3
Newspapers & Magazines
Der Südtiroler
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/DERSU/1930/01_10_1930/DERSU_1930_10_01_1_object_7915400.png
Page 1 of 4
Date: 01.10.1930
Physical description: 4
!" Liebkosend strich er über ihre Köpfe, aber er sandte den Blick nicht von den beiden Frauen und tat Schritt vorwärts. Regina erhob sich — schritt auf ^ zu — zog die drei langsam ins Zilnmer hinein. ^ „Marie-Theres hat mir eben berichtet, was sich in ^ zugetragen. Wußtest du's schon?" Prüfend sah sie M ins Gesicht. „Julius! Um Mariä Schmerzen willen! % siehst du aus?!" „Laß" — wehrte er tonlos. „Ich habe gewußt, was ^ in Bozen zugetragen . i .!" "Und hast mirs verschwiegen?" h . „Lieb . . Verzeihung

heischend, blickte er sie an. Sein 7^cher, warmer Blick glitt an ihrer Gestalt hinab, die ^ Schlankheit eingebüßt hatte. . Sie errötete. „Julius! In einer solchen Zeit müssen m die Kinder im Mutterleibe daran gewöhnt werden, und Karlherzigkett. ? zum Pasubio. In Rovereto fand der Gräberbesuch mit ; einer Gedächtnisfeier seinen Höhepunkt. Es war am 30. ! August. Jedes Jahr wird an diesem Tage die große Frie- \ densglocke für die österreichischen Helden geläutet. Die - Teilnehmer marschierten bei Anbruch

Nicht ab, schlossen die Sitzung und gingen. Die Faschisten zogen brüllend davon und tobtejn auf der Straße weiter. — Heute hat der Präfett, der Regierungspartei Rechnung tragend, wie er schreibt, unfern Gemeinderat für aufgelöst erklärt." Schwer aufstöhnend sank Julius auf die eichene Truhenbank vor dem Bettchen der Kinder Nieder. „Der Bürgermeister berief uns zum letzten Male ein — es ; war eine der schwersten Stunden meines Lebens." Ganz j wie zerknickt war er. „Julius — du hast noch deinen Beruf, dein Besitz

- wieder in ihn. „Die im Krieg ganz verarmt find, die ! Gehalt als besoldete Beamte bezogen! Die Bande muß ! ihnen Pension zahlen!" „Ich fürchte, damit werden sie hier wie in Bozen lange auf sich warten lassen," sagte Marie-Theres dumpf. „So müssen wir suchen, Rat zu schaffest, Julius," fügte Regina schnell hinzu. „Irgendwie. . ." „Regina, Hab Dank für die Anregung! In meinem Schmerz wie erschlagen, Hab ich nicht daran gedacht. Wir Begüterten müssen für die armen Kameraden zusammen- legen, daß ihnen die ärgste Not

den Herrn Doktor. . ." „Julius!" Voll Entsetzen umschlingt ihn Regina mlit beiden Armen. „Ruhe! Ruhe, Liebste! Wer wird gleich das Schlimmste befürchten?! Sanft löst er sich los — führt sie den Kindern zu — winkt Marie-Theres mit rascher bittender Gebärde und tritt dann hinaus in den hölzernen Um gang. Unten die Diele ist gefüllt mit Faschisten. „Was wünschen die Herren?" ruft er auf Deutsch i hinunter. „Hier wird italienisch verhandelt!" tönt es auf Jta- j lienisch zurück. „Also che vuole signori

4
Newspapers & Magazines
Der Südtiroler
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/DERSU/1931/01_10_1931/DERSU_1931_10_01_1_object_7915538.png
Page 1 of 8
Date: 01.10.1931
Physical description: 8
. „So will ich gehen — vielleicht wEd er einen Tee nachher mit uns nehmen!" Mistreß Lunsingen erhob sich, ^ie war eine große, fast derbknochige Frau. „Mary gib acht auf den Vater, daß er sich nicht erregt." Damit schritt ' lte durch die offene Tür ins Eßzimmer Hinteln. Dann saß Julius auf ihrem Platz am Lager Lmrsingens. Mary an der andern Seite des Vaters auf dem Hocker. Mit schweigendem Groll stellte sie bei sich fest, welch schmerzliche Runen der grausame Schrecken um sein heiß geliebtes Weib in Julius' edles

Gesicht eingegraben hatten „Ich habe mich überzeugt, es ist so: Die Faschisten haben das von Ihnen der Stadt geschenkte Haus talsäch- hich beschlagnahmt. Es soll eine Kleinkinderschule für ita lienische Kinder hineingelegt werden," beantwortete Julius Lunsingens Frage. „Rach den neuesten Verordnungen darf auch für diese jüngsten Rekruten des Faschismus, die nach ! den Wünschen der Regierung schon mit drei Jahren den - Kindergarten besuchen sollen, einzig nur die italienische Sprache, als Spiel

- und Unterrichtssprache dienen — alle deutschen Kindergärten werden ebenso aufgelöst, wie die deutschen Schulen..." „Und dagegen ist man wirklich machtlos . . .?" „Was wollen Sie, Miß Mary. Wir leben in keinem Rechtsstaat. Macht geht vor Recht. „Aber in meinem Fall. Ich bin Amerikaner . . Es handelt sich um keine Kleinkinderschüle, sondern um ein Waisenhaus. Und — Julius warf einen prüfenden Bück auf den Leidenden. Er erriet seine Gedanken — aber, wie krank sah der Mann aus. Nachdenkend sagte er deshalb: „Ich glaube

Händen zuzusehen. . .?" Aus den j grauen Augen des Amerikaners brach ein Feuer hell, drohen- ; den Zornes — Blut schoß in sein scharf gemeißeltes Haupt, alle Poren füllend: jetzt war er ganz der eisenharte Sproß der Tiroler Berge. . . „Um Gotteswillen, Herr Lunsingen, regen Sie sich nicht auf!" wehrte Julius begütigend, die Hand auf seinen abgezehrten Arm legend. „Verfügen Sie über mich — jederzeit werde ich den Prozeß für Sie führen. Ich habe mir nur erlaubt, offen meine Ansicht ausznsprechen

5
Newspapers & Magazines
Der Südtiroler
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/DERSU/1931/15_01_1931/DERSU_1931_01_15_3_object_7915442.png
Page 3 of 8
Date: 15.01.1931
Physical description: 8
Staat uns das Fell über die Ohren zieht. . .! Ah . . ." Er klammerte die ver arbeiteten Hände um den alten versorgten Kopf und schüt telte ihn in rasendem Schmerz. „Vom Hof zu müssen, auf den man seit Jahrhunderten gesessen! Obdachlos! Mit den Kindern in die Nacht hinaus! — Und wie unsereinem gehts andem auch! Wir sollen eben verrecken. . " Er versank in ein Meer von Schmerz. Julius langte in seine Brieftasche — warf ein paar Zeilen auf ein Papier . . . „Fertig, Signori?" Der Italiener stand ans

der Schwelle. Das schwarze Hemd kennzeichnete ihn als Fa schisten, die schmalen gelben Streifen am Kragen der grau grünen Uniform als Finanzer. Keck saß ihm die Mütze im Zacken und die Zigarette im Munde. „Fertig!" entgegnete Julius mit fester Ruhe. „Zwei tausend Lire hat Dr. Keßler errechnet für die Steuern... „Stimmt! Mehr ist das ganze Anwesen hier oben nicht ^rt! Ich belege es . . " ^ „Halt! Herr Dr. Keßler wird die Güte haben, nnt der Dank als Steuerpächter zu unterhandeln, ob sie mit 1500 Lire

zufrieden ist! Wie dem aber auch sei: Der fällige Steuerbetrag wird in bar von mir erstattet. Hier meine bindende Unterschrift. . -" Der Finanzer blickte Julius an — ungläubig — prüfte das Blatt, wandte es um und um. . ." „Es hat seine Richtigkeit Signor Fanelli," sagte Keß ler mit tiefem Aufatmen. „Ich kenne den Herrn und bürge für ihn." Seine Stimme zitterte vor Freude. „Darf ich Ihnen vielleicht ein paar Zigaretten an bieten, Signor Fanelli," fragte Julius verbindlich und ließ eine Schachtel

an. „Und Sie — Sie haben das gemacht?!" Er stürzte ans Julius zu — ungewohnte Tränen brachen ihm aus den Augen — er ergriff seine Hand, küßte sie und sank in die Knie: „Mein Wohltäter! Wohltäter meiner Kinder! Jesus Maria! Segnet ihn! Segnet ihn!" 19. Kapitel. Aus Dr. Dollingers Ansitz war man daran, den „Tür ken" einzuernten. Die hartgelben Maiskolben, um die noch die weißgelben Fruchtblätter wie Fahnen standen, wurden auf hochgetürmten Wagen eingefahren. Regina war seit einiger Zeit hier mit den Kindern, die sich lustig

bei der Ernte herumtummelten, und das kleine Brüderchen, das Vater und Mutter ihnen geschenkt, wie das süßeste Kleinod hüteten. Julius hatte gewünscht, daß die geliebte Frau wieder einmal aus der drückenden Atmosphäre der Walthersburg herausgerissen werde. Wundervoll war während der Svm- mermonate, in denen Schulferien waren, die tiefe Glückselig keit der kleinen Familie im Frieden ihres Hauses gewesen. Die Tage waren so traumhaft schön gewesen, daß sie sich nicht einmal hatten entschließen

6
Newspapers & Magazines
Der Südtiroler
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/DERSU/1929/15_12_1929/DERSU_1929_12_15_2_object_7915281.png
Page 2 of 8
Date: 15.12.1929
Physical description: 8
Fernen kommend ittib doch ganz klar und nah in meines Herzens Tiefe. Und hier im Angesicht Gottes offenbart sich mir dasselbe Geheimnis, hier, wo es kein schmerzlich-tragisches Hüben und Drüben, kein zerspaltenes Oben und Unten gibt, daß wir, wenn wir nur immer wollen, Eins sind mit Gott! Und ich habe hier eins- Bestätigung von Leopolds Antwort bekommen: Ich darf-Ihnen au gehören, Julius!" „Regina!" Er ergriff ihre Hand. „Erwarten Sie nicht zu viel! Ich habe Leopold sehr gesiebt!"" ; ' \ „Regina

!. Nicht wie ein Schatten soll Leopold zwischen uns stehen. Als ein Verklärter soll er, von uns verehrt, und uns segnend, in unserer Mitte leben und uns den Weg hinan weisen! Ich will der Vater seiner Kinder werden, will seinem Weibe, das er mir anvertraut, der beste Freünd Und Gefährte werden! Will mit- ihr zu-, summen ringen., wie einst er, um die höchsten Güter des Lebens, will leben für mein Volk, auf daß Volk und Vaterland wieder frei werde aus den Banden der Knecht schaft!" „Julius — t so gehöre

" und der ; „Volksbote". Man braucht bloß einen Blick in die Sammluiy der letzten Jahrgänge zu werfen. Sapienti sat!" Jawohl, sapienti sat! Mdriidi oder IlMllW der Mälzt erbet«! Stirn darauf. Sie aber strich mit der freien Linken wie segnend über sein braunes, welliges Haar. Da tönten muntere Stimmen heraus. So laßt euch doch endlich finden! Julius! Regina! „Ah! Hier bist du, Helene!" „Dort ist die Waldöff- nung!" ries es durcheinander. Julius sprang empor. „Hab Dank, Regina!" „Da seht die Flüchtlinge

sie herunterznholen vermochte?!" „Da! Am Rosengarten lodert das erste Feuer auf!" jubelte Marie-Theres. „Und dort am Schlern das zweite — an der Seifer Alp das dritte!" rief Alfred begeistert und sein kraftvoller Arm reckte sich in die Helle Nacht. Julius hatte sich umgewandt. „Au»h dort am Ritten, auf dem Rittner Horn, aus der Saruer Scharte — bis gegen die Oetztaler Berge zu flammen Feuer um Feuer auf!" „Herrlich ist solch Erleben!" Ein Lobgesang und ein Treuschwur ists an das hei ligste Herz Jesu, dessen Fest

wir heute feiern! Und ein flammendes Gelöbnis an unsere Heimat, an unser Volk , und Land, auch unter der Fremdherrschaft ihm die deutsche ! Treue zu halten!" sagte der junge Kaplan feierlich. „Ja es ist ein Flammen und Geloben von Herz zu j Herz, von Berg zu Bergt" bejahte Julius. „Brüder! j Uns alle erschüttert die Feier bis in die innerste Ssk-le» ; Alfred, du hast dem Kriege noch nicht ins Auge gescharrt, i Aber Siegfried und Dietrich und ich, wir haben im heißesten Schlachtgetümmel gegen die Feinde

7
Newspapers & Magazines
Der Südtiroler
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/DERSU/1930/15_12_1930/DERSU_1930_12_15_3_object_7915430.png
Page 3 of 8
Date: 15.12.1930
Physical description: 8
er an den Mantelklappen herum. Das Mädchen aber sagte: „Herr Siegfried, das war chön von Ihnen, das Sie der Mutter das zulieb getan, ^asür danke ich Ihnen!" Siegfried starrte sie ungläubig an — dann wurde * wieder dunkelrot und — Sonne, leuchtende und dankbar Äelnde Sonne brach aus seinen Augen. In diesem Augenblick trat Julius auf sie zu. Lehrer verthold mit ihm. Sein enganliegender Sommermantel fadenscheinig und abgetragen. Siegftied fühlte sich Dadurch sofort wieder beklemmt. Er hätte am liebsten Mutt Mantel

ausgezogen und ihn Berthold angetragen. ^ begann Julius — jetzt erst gewahrten sie, wie dessen tunlich schönes Gesicht von Sorge überschattet war: «Herr Berthold sucht nach Herrn Kaplan Dietrich. ^ glaubte ihn in Bozen, bei deinen Eltern, Marie-Theres. dort ist der Kaplan nicht — ebenso wenig wie bei m auf der Walthersburg." Und anschließend berichtete Berthold in großen Zügen geschehen war. . «Nun," brachte Siegfried stockend hervor, „da wäre der Kaplan doch in Bozen oder Brixen am denkbar ^echtesten

sich Ju lius ins Mittel. „Die Hauptsache ist, daß wir — ihn zu nächst vor seinen Verfolgern retten, die, wie Herr Bert hold mir sagte, noch immer insgeheim nach ihn fahnden. „Ja," sagte Klein-Agnes ganz kindlich-schlicht, „unser Herr Christus ist ja auch einmal in Knechtsgestalt über die Erde gewandelt." Alle blickten sich betroffen an. Keiner vermochte in innerer Ergriffenheit, die ihn erfaßt hatte, etwas zu sagen. Endlich fand Julius Worte: „Hast Recht, Kleine! Wenn wir nur schon wüßten, wo ! der Herr

Kaplan wär. . ." Da kommt einer spornstreichs aus der Kirchtür ge rannt. Eine schmächtige, behende Gestalt in kurzer Pelz jacke. Es war im Dom noch eine kurze, stille Messe ge wesen. Er läuft vorbei, streift mit flüchtigem Blick die Gruppe — stutzt — steht — ruft zurück: „Ah! Holzer! Kamerad! Auf einen Augenblick!" fast gleichzeitig lüftet er den Stutzenhut verbindlich grüßend gegen die anderen. Julius tritt rasch zu ihm — der andere schiebt ver traulich den Arm in den seinen und zieht

ihn mit sich fort. „Ich weiß ja, du bist schweigsamer wie das Grab," hören ihn die Zurückbleibenden noch sagen. Ein paar kurze Minuten stehen die harrend. Plötzlich schallt vom Ausgang des Kreuzgangs verbindlich grüßend: „Habe die Ehre!" herüber. Der Unbekannte vom winter lichen Sonnenlicht umspielt, tritt auf den Domplatz hin aus — Julius kehrt zu den seiner Wartenden zurück. Sein Auge blickt froher. „Ein Kriegskamerad wars," sagte er erläuternd. Und: „Ein guter Freund!" Dann hakt er sich vertraulich

8
Newspapers & Magazines
Der Südtiroler
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/DERSU/1930/15_08_1930/DERSU_1930_08_15_3_object_7915382.png
Page 3 of 8
Date: 15.08.1930
Physical description: 8
sich j selbst zu regieren!" Sein Auge war feucht. „Brixen war stets besonders stolz aus seine deutsche Herkunft und Ge- i sinnung." Der Wagen rollte, den Domplatz verlassend, an der j Frauenkirche vorbei, durchs Tor der inneren Stadt und ; sollte eben auf der Holzbrücke den schäumenden Eisack über- ' Mm, als Julius rief: „Regina! Sieh! Hier zur Linken j tm Hause am Strom, im „Goldenen Adler" hat Goethe, ! vuf seiner Reise nach Italien Halt gemacht!" Die Bergriesen des Puster- und Zillertales wurden l vom Strome

sich über einen Graben, auf den zwei weiße Schwäne schwammen. Die alte Schließerin kam, im sauberen Feier- tagskle-ide, aus der schmalen schwereigenen Pforte und bewillkommnete die neue Herrin. Sie traten ins Haus. Eine weite Diele, durch zwei Stockwerke reichend, umfing sie. Zur rechten und linken mündeten je zwei eichene Türen. Links Küche, Vorrats räume, Mägderäume — rechts ein großes heimeliges, h-el'l- getäseltes Wohnzimmer und daneben anschließend, Julius' Arbeitszimmer mit schweren alten Möbeln. Droben lief

ein breiter Umgang an der Jnnenhauswand entlang, auf den die vier Zimmer sich öffneten. Die beiden zur linken, die Julius' Muster bis zu ihrem Tode bewohnt, wärest unverändert geblieben und sollten später als Gastzimmer für liebe Freunde dienen. Rechts waren die Schlafzimmer von Eltern und Kindern. Von einem achteckigen Erker hatte man Ausschau weit hinein ins Land. „Bist du zufrieden, Regina?" fragte Julius mit heim lich bebender Stimme, als sie da Hand in Hand am Vutzen- scheibenfenster standen

. „Liebster — es ist ein Eden voll Frieden! Gott gebe, daß es uns nie zerstört werden wird." Da zog er sie an sich. „Liebste . . . hoffe! Vertraue . . .!" „Ach Julius!" Scheu legte sie die Arme um seinen ; Nacken. „Wenn man nicht schon durch so viele dunkle Ab gründe gewandert war, könnte man leichter hoffen!" „Dennoch . . .!" sagte er. „Wir haben unsere Kinder! Wir müssen wieder zur Höhe hinan, Regina! Aufwärts zu den Bergen, von denen die Hilfe kommt!" In dieser stillen Sehnsucht nach den Höhen

9
Newspapers & Magazines
Der Südtiroler
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/DERSU/1931/01_06_1931/DERSU_1931_06_01_1_object_7915492.png
Page 1 of 8
Date: 01.06.1931
Physical description: 8
ab. In wenigen Minuten war sie mitten in der Stadt, unter den Lauben, wo sie sich mit Julius treffen wollte, um mit ihm zusammen nach der Walthersburg hinaus zu wandern. In den wenigen Mi nuten würde man ihr sicher kein Haar krümmen, auch Mmn sie allein ging. Und doch beflügelte sie ihren Schritt. Warf im Vorübergehen nur einen flüchtigen Blick auf das Eeste Gasthaus der Stadt — den Elefanten, um dessen Hausfront sie eben bog. Ja, der Elefant, der da großmächtig m alter Freskenmalerei prangte, war eine Figur

gewesen. Da kamen Schritte hinter ihr drein. Elastisch, federnd der Gang. Hastig schritt sie aus, bog durch das alte ^ in die innere Stadt. Hier waren Menschen. Unter Lauben waren die Geschäfte noch nicht geschlossen, war es nicht ganz Mittag. Ein paar Minuten noch ud Julius würde, vom Büro kommend, bei ihr sein. Aufatmend stand sie vor den Auslagen eines Läd- ^us still. Es war zufällig ein Hutladen für Herrenhüte. Auch ein paar Sporthüte für Damen lagen aus. Achtlos glitt ihr Auge darüber hin. Sie überlegte

und Empörung in ihrem Herzen. Wohin nur? Um Gottes Willen wohin? In die Kirche stürzt sie — in die Pfarrkirche — wie eine Mutter steht die am Weg. Vor zum Altar in Verzweiflung und Angst. Kurz vor den Stufen stürzt sie — Christus, der sein Kreuz trägt, blickt schmerzvoll auf sie nieder. Aufschluchzend reckt sie die Hände zu ihm empor, um dann stöhnend den Kopf darin zu bergen. Die Schreie ihres Herzens steigen aus zu Gott, dem Allerbarmer. Draußen, unter den Lauben, geht Julius auf und ab. Unruhe

10
Newspapers & Magazines
Der Südtiroler
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/DERSU/1931/15_09_1931/DERSU_1931_09_15_1_object_7915534.png
Page 1 of 4
Date: 15.09.1931
Physical description: 4
! Dr. Dollinger war nicht wieder heiimge- kehrt, Regina in Ketten abgeführt. Ueber Vater Dollingler hatte man schließlich noch am heilig 'Abend am Bahnhof ^fahren, daß er in Ketten, mit anderen verkoppelt, nach Orient transportiert worden war — Waffen sollte er in seinem Hause verborgen gehalten haben. Norbert wach ihm noch am selben Abend nach gereist, um sich für seine Befreiung einzusetzen. Aber von Regina hatte man keine Spur. Der arme Mensch, der Julius, war ganz verzweifelt. Und die armen, weinenden

Kinder! Man würde das alles nicht für wahr halten, wenn mans nicht selbst miterlebt hätte! Und als man noch erfahren, daß der Dr. Nohdin und ein Lehrer Riedl ebenfalls ohne jede andere Ursache als ihre deutsche Gesinnung abgeführt und- nach den schrecklichen liparischen Inseln verbannt seien, hatte man gefürchtet, daß auch Vater Dollinger und Regina das gleiche Schicksal blühen werde. Da war denn, kurz nach Neujahr, eine Bäuerin aus der Meraner Gegend- bei Julius ins Büro eingetreten

und hatte ihm mitzgeteilt, wo Regina sich be finde. Sie selbst habe zehn Tage mit ihr im gleichen Ge fängnis gesessen. Julius war, nachdem er noch zuvor Mary kurz gebeten, die Freunde zu benachrichtigen, sofort nach Reginas Aufenthaltsort abgefahren. Und seiner glänzenden Beweisführung war es gelungen, ihre gänzliche Schuldlosig- keeit nachzuweisen. Vielleicht hatte auch ein brauner Lappen mitgeholfen. Wer die schuftigen Briefe geschrieben, war nicht zu ermitteln. Es war ja auch gleich, da eine Bestrafung doch nie

11
Newspapers & Magazines
Der Südtiroler
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/DERSU/1931/15_11_1931/DERSU_1931_11_15_1_object_7915558.png
Page 1 of 8
Date: 15.11.1931
Physical description: 8
Schwierigkeiten mit unseren Nachbarn Hervor rufen wollen; im Gegenteil» wir haben seit Abschluß des österreichisch-italienischen Freundschaftspakles vor zwei Iah- Das namenlose Laad. 44 Roman aus dem letzten Jahrzehnte Südtirol. Von. * * . „Kommt Kinder! Mix wollen den Vater abhölen!" Frohe Zustimmung antwortete ihr. Da schritt sie hoch- aufgerichtet mst ihnen davon. Erst ifa der Nachmittags^ stunde, als Julius wieder in das Büro zurückgekehrt war, Agnes, die sich für den Schulbesuch bei den .Englischen

. * Am Dienstag Nachmittag schritt Regina npch einmal mit KleH-Agnes prüfend durch Haus und Garten, ob es auch hübsch hergerichtet für alle Gäste sei». Gäste! Wie lauge hatte man keine empfangen! All zu hart drückte das Leben, drückten die Lasten, drückten die Ketten. Aber — „Gäste" waren es ja auch nicht! Liebe, alle Freunde des Herzens! Sie würden sich heimisch fühlen in dem hübschen Landhause, das Julius' Mutter noch kurz) vor dem Kriege i für ihren Verwalter hatte erbauen lassen. Run war der Verwalter

in die unteren Räume dev Walthersburg gezogen, die gar zu schmerzliche Erinnerungen für Regina und Julius barg». Der Verwalter über, dessen Kinder sich schon eigene Herde gegründet, und der, wie seine prächtige Frau, etwas schwerhörig war, war gern bereit, an seines Herrn Stelle die Unbill der Schule,zu ertragen. Ein Schloß freilich war das Landhaus Acht. Der neue Präfekt hatte jedoch jede bauliche Erweiterung ver weigert. Auch die Anlegung eines Radio hatte man JuZ lius versagt, ebenso wie Dr. Keßler

12
Newspapers & Magazines
Der Südtiroler
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/DERSU/1930/15_10_1930/DERSU_1930_10_15_1_object_7915404.png
Page 1 of 8
Date: 15.10.1930
Physical description: 8
sicher keine erfreulichen sein: an- > statt an der nördlichsten Grenze ein zufriedenes Volk, das Dar namenlose Land. 22 Roman aus dem letzten Jahrzehnte Südtirol. Von» * * In Julius schießt das Blut eisig, dann mit siedender zum Herzen. Soll er hinuntergehen? Soll er sich tigern? Aber Regina — und das Kind unter ihrem Herzen — und seine und des toten Freundes Kinder?! Dill er die vielleicht den Roheiten dieser Menschen preisr- flt&en?! Und er geht. Stolz steigt er die Treppe hinunter, der letzten

, daß in Ihrem Hause genügend Raum für eine 3% Schule sei." , Ein tödlicher Schrecken durchzuckt Julius. Er will etwas senden — aber schon springt der Miliz ofsizijer an ihm Drüber und mit katzenhafter Geschmeidigkeit die Treppen ^An, uls wüßte er längst Bescheid in diesem Hause. : le andern, soweit sie nicht die unteren Zijmmer inspj)- ff*", springen ihm nach. Welch «ein Elender muß diesen Aschen sein Paradies verraten haben? Schwerfällig steigt ihnen folgend, die Treppe hinauf. Sie haben droben nlle vier Türen

ausgerissen — eine siedende Glut >H)utteTt Julius — die Frauen — die Kinder . . .! Schon hat er sich zu ihnen durchgefunden, schirmend tritt er an Reginens und Marie-Theres Seite: „Die Herren wünschen Zimmer für eine Schule," würgt er hervor. „Gib ihnen, was sie wünschen^" sagte Regina. Ihr Herz jubelt auf, daß sie nicht ihren Mann, daß sie nur ein paar Zimmer hergeben soll. „Signora ist einsichtsvoller als der Gemahl!" Der junge Offizier, auf dessen Brust eine Menge Ordensbänder prangen, verbeugte

13
Newspapers & Magazines
Der Südtiroler
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/DERSU/1933/01_02_1933/DERSU_1933_02_01_3_object_7915761.png
Page 3 of 8
Date: 01.02.1933
Physical description: 8
! junger Leute. Wir haben bereits berichtet, daß der in Dramin bedienstete ! Julius Wegschcider von Earabinieris erschossen und unter demon strativen Ehren der deutschen Bevölkerung' von Montan dortselbst begraben wurde. Nun mußte auch sein damaliger Begleiter, Richard Tetter, der am 6. Dezember als angeblicher Brand stifter verhaftet wurde, mangels jeglichen Verhaftungsgrundes freigelassen werden. Aus die mehrfachen Brandstiftungen, bezw. Brandstiftungsversuche hin, die seit Mitte November ganz

! Tramin in Aufregung hielten, wurde nach dem Uebeltäter gefahndet. So patrouillierten Sicherheitsorgane am Abend des 6. Dezember stach dem neuerlichen Brandstiftungsversuch auch auf einem Feldwege, der sich zwischen dem sogenannten Roten Torhof und dem Elzenbaumhof hinzieht. Ueber Auftrag des Besitzers des erfteren Hofes, des auch in Eppan begüterten Herrn Karl Tetter, sollte sein Sohn Richard und der ebenfalls bei Tetter bedienstete Julius Wegscheider miteinander zum Elzenbaumhof gehen

, um dort nach vorher bestellten „Pennen" für die Erdarbeiten nachzufragen. Auf diesem Wege vernahmen die Burschen nun plötzlich in der Dunkelheit einen Ruf in italie nischer Sprache, den Wegfcheider anscheinend nicht verstand, unib der „Halt" bedeutete. Während Tetter stehen blieb, be gann der Begleiter Julius! Wegscheider zu laufen, was, zur Folge hatte, haß einer der Carabinieri ihm nachschoß und ihn dabei schwer verwundete. Der durch Bauchschuß vorletzte Wegscheider wurde dann nach Tramin gebracht und erst

am nächsten Tage nach Bozen ins Krankenhaus geliefert. Es war aber für die Operation bereits zu spät geworden. Richard Tettür wurde in Hast gesetzt und dann! am 7. Dezember ins, Präturgefängnis von Neumarkt gebracht. Wie oben schon mitgeteilt, ist nun seine Enthaftung erfolgt. Er war mit seinem gleichaltrigen Kame raden Julius Wegscheider am 5. Dezember vom Vater auf den diesem gehörigen Roten Torhof in Tramin zur Vornahme von Arbeiten gesandt worden,, war also zur Zeit dejr Brände, bezw. Brandstiftungen

15
Newspapers & Magazines
Der Südtiroler
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/DERSU/1930/15_08_1930/DERSU_1930_08_15_2_object_7915381.png
Page 2 of 8
Date: 15.08.1930
Physical description: 8
und von ihm dann nach der Walthersburg, dem neuen Heim Reginas bei, Brixen, ge bracht werden. Regina und Julius hatten eine dreitägige Hochzeitsreise machen wollen. Aber als sie dann auf der Bahn saßen, und der Zug iln Bozen hielt, brachten sie es nicht fertig, an dem Ort, wo sich so Schreckliches zugetragen, auszu steigen. Schnell entschlossen fuhren sie weiter. Hoch rauschte der Eisack dahin. Schloß Karneid war sichtbar — die Trost burg flog vorbei — das Stammschloß Oswalds von Wol kensteins, des Ritters und Minnesängers. Hinein

ging es in die herrlichen Dolomiten, die er so oft durchstreift. Zur Linken winkte dann Klausen mit dem stolzen, burgartigen Kloster Soeben malerisch am schäumenden Strom». Das Städtchen trug noch die Spuren der Ueberschwemmung, unter der es im Frühjahr gelitten. Regina und Julius blickten sich fragend an — aber keiner zeigte Lust zum Aussteigen. Wohin sie es zog, das war in ihr Hehn, das ja von Julius mit so viel Liebe hergwichtet, harrend für sie bereitstand. Und dann traten sie hinaus

auf den Gang des dahinsausenden Zuges. Albeins flog vorbei — die Geißlerspitzen tauchten blitzartig auf — huschten vorüber — da — dort ein Schloß — nun Millan — lichtgrüner Kasta nienwald am breit sich hinziehenden Mittelgebirge unter halb des Plosekopfes. „Dort! Auf kleiner Anhöhe! Das ist die Walthersburg!" sagte Julius weich. „Unser Heim!" Sie nickte. „Ganz so ist mir das Bild in Gedanke» geblieben! Als ich sie das letztemal betrat, lebte drst Mutter noch!" Leise, ehrfürchtig kams

16
Newspapers & Magazines
Der Südtiroler
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/DERSU/1931/01_05_1931/DERSU_1931_05_01_1_object_7915480.png
Page 1 of 8
Date: 01.05.1931
Physical description: 8
und Enkelkind zu sehen, umso mehr, als Marie-Theres mit der Mutter aufs Land, nach dem Keßlerschen Ansitz gefahren war und erst an einem spä teren Tage Nachkommen konnte. Nun saß der Großvater mit sorgenvoller Miene am Bettchen seines Enkelkindes. Agnes fieberte stark; aber sie erkannte den Großvater doch. Regina kam herein. Theo war mit Julius im anstoßenden Wohnzimmer. Forschend haftete sich ihr Blick auf den Vater. „Ich hoffe, es wird noch glimpflich vorübergehen," beantwortete er die unausgesprochene

Frage. „Die Nacht wird aber unruhig sein — und immerhin — ich werde erst morgen früh zurückreisen. So sind wir beide ruhig, Gina," versuchte er zu lächeln und strich ihr seltsam zärtlich über das wellige, gescheitelte Blondhaar. „Du kannst mir drüben auf dem Diwan ein Lager für die Nacht zurecht machen." Sie nickte und ging. Es war doch wohl ernster, als sie gedacht hatte. Gut, daß er da war der liebe gute Vater! Aus den zwei großen Zimmern hatte Julius durch Einziehen von Wänden vier machen lassen

. Ein jedes war noch geräumig genug. Sie trat ins elterliche Schlafzimmer hinüber, wo ihr jüngstes Knäblein, das sie Gerhard getauft hatten, friedlich schlummerte. Theo würde heute neben dem Vater in ihrem Bett schlafen — sie bei Agnes im Lehnstuhl wachen. Lautlos begann sie alles zu ordnen. Theo hatte sich in Mutters Bett in den Schlaf geweint. Die beiden Herren rauchten in Julius' Arbeitszimmer, in ernste Gespräche vertieft, eine Virginia, Regina saß lautlos betend am Bett ihres Kindes. Eine heiße Angst quoll

17
Newspapers & Magazines
Der Südtiroler
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/DERSU/1931/01_07_1931/DERSU_1931_07_01_2_object_7915505.png
Page 2 of 6
Date: 01.07.1931
Physical description: 6
Leitung der Kirche — und dies ist die dritte Tatsache, die für die Beurteilung der jetzigen Lage in Italien Alles. Nur nicht, was am Morgen geschehen. Sie fühlt ; nicht, wie seltsam scheu der Knabe ist. Sie wendet ihr Haupt ! in die Kissen. Der Schmerz, der sie durchwühlt, hat keinen > Laut. Die Bäuerin bringt die Kinder in die Küche zu der alten Johanna. Dann geht auch sie. Jenseits der Brücke stößt sie mit Julius zusammen. „Jesus Maria, Herr Doktor! Ist das a Leid!" Und wie ein Wasserstrahl

zu sehen. Was sie endlich beschließen, das ist, daß Julius sich sofort auf den Weg mache, um Theresens Aufenthalt zu erfahren und im Verein mit ihrem Vater alles zu tun, um die Aermste aus der Gefangenschaft frei zu bekommen. Er macht sich zurecht — geht — ohne noch einmal nach den Kindern zu fragen — nur von Regina nimmt er Abschied, nnt einer Innigkeit, die sie.nie in ihm vermutet hätte. In der Küche hantiert brummend, jedes Schluchzen hisnunterwürgend, die alte treue Johanna. Sie hat schon

den Doktor, den Julius, auf den Armen gewiegt. Jesus Maria! Was war das für eine selige Zeit! Und jetzt?! Ist denn das überhaupt für möglich zu halten! Wenns einer erzählte, man glaubte es ihm nicht! Nun auch dies liebe seiue Fräulein in Ketten?! Sie achtet in ihrem grollenden Schmerz der Kinder weiter nicht. Agnes hockt an dem urväterlichen Eßtisch inmitten der Küche, hat die Aermchen auf den Tisch und den Kopf hineingelegt und schluchzt leise. Und der Bub, der Theo? Mit bangen Augen lauscht

19
Newspapers & Magazines
Der Südtiroler
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/DERSU/1931/01_10_1931/DERSU_1931_10_01_2_object_7915539.png
Page 2 of 8
Date: 01.10.1931
Physical description: 8
den mißliebigen Personen ver botene Dinge erst ins Haus geschleppt wurden, um sie dann auf diesen Fund hin verhaften zu können . . ." „Doktor — Doktor — eilen Sie . . .!" drängte jetzt der Kranke in fiebernder Hast. „Machen Sie, daß der Hoch- würdige freikommt . . .! Ist eine Kaution zu stellen, stelle ich sie . . .! Nur schnell! Julius drückt ihm die Hand, verneigte sich gegen die Damen geht. „Daisy, gib ihm Blumen mit für den Hochwürdigen — da, aus dem Glase: Nelken: rote und weiße ... .!" Des Kranken

hagere Hände streckten sich aus — Mary springt hinzu, greift die Nelken vom Tisch — eilt Julius nach. „Unmöglich," wehrt der, schon fast in der Tür, die hinter dem Eßzimmer zur Treppe führt. „Die Haushäl terin, die dem Mesner das Essen in den Gewahrsam schickt, hat einen Strauß weiße und rote Nelken dazu getan — sie ist zur Verantwortung gezogen, weil weiß und rot die Tiroler Farben sind . . ." ruft er nochmals grüßend und verschwindet. „Weiß und rot — Tiroler Farben — wehen — wehen über mein Land

mit dem prachtvollen > Schloß wirkte erschütternd. Und der Friede, der auf seinem ! verfallenen Antlitz, von seiner weißen, ausgeprägten Stirne i förmlich leuchtete, strömte Trost in die Seelen derer, die kamen, ihm die letzte Ehre zu erweisen. Und das waren ihrer viele. Auch Vertreter der höheren Geistlichkeit waren darunter und alle die, denen er in der Zeit seines Hierseins wohlgetan. Und Freunde von Mary. Keßlers, Dollingers, Julius mit seiner Frau. Fast jeder von ihnen gezeichnet als Märtyrer der deutschen

20