Aber für den Augenblick ist unstreitig die politische Seite dieses Korruptionsfalles viel wichtiger als die Auf hellung der Fäden, die da von Herrn Steinegger und sei nem großen Protektor gesponnen worden sind. Man beachte nur: Herr Steinegger war, bis er sich nach dem Zusammenbruch seiner Partei als Nationalratskandi dat an noch aussichtsreicher Stelle aufdrängen konnte, ein ganz kleiner Postbeamter, von nicht sehr hervorragender Qualifikation. Hätte der Mann nicht sein Nationalrats mandat
unerhörter Weise zu pro tegieren. In keiner einzigen Partei wäre eine solche Pro tektionswirtschaft möglich; jede Partei, die auf sich selbst etwas hält, müßte einen Mann, der seine politische Stel lung zu einer solchen Stzkbstbegünstigung ausnützt, glatt weg aus ihren Reihen weisen. Ja, wir wagen die Be hauptung, daß sich in keiner Partei ein Mann finden würde, der eine solche Protektion überhaupt in Anspruch nehmen könnte. Nur bei den Christlichsozialen ist ein Steinegger denkbar und möglich
. Denn die Partei ist als Ganzes eben auf die Politik eingestellt, die in der Protektion des Ab geordneten Steinegger so herrlich zum Ausdruck gekom men. Die christlichsoziale Partei besitzt kein wirtschafts politisches Programm. Me ihre Teile vertreten die er- denNichsten, zueinander oft im schvoffenen Widerspruche stehenden Sonderinteresien, und wenn eine gemeinsame Linie sichtbar wird, so höchstens dazu, wenn es gilt, Aus- beuterinteressen gegen das arbeitende Volk zu verteidigen. Das politische Programm
der Partei ist ebenso voll von inneren Widersprüchen. Und so ist sie, wenn man von ihrem Bestreben, das öffentliche Leben zu verklerikalisteren, ab- sieht, eine Partei, die die Macht nur anstrebt, um die Machtmittel eben schonungslos zu Parteizwecken zu miß brauchen. Bedenkenlos haben die Christlichsozialen die Geistlichen zu Staatsbeamten gemacht und für sie einen schönen Gehalt ausgeworfen, damit eben die Partei in je- !dem Dorfe einen oder mehrere absolut verläßliche Agitato ren hat. Bedenkenlos
benützt die christlichsoziale Partei ihre Machtstellung bei allen Beamtenernennungen, beden kenlos benützt sie ihren ganzen Einfluß, um notleidenden klerikalen Parteiinstituten Milliardengeschenke zuzuschan zen, wofür ja die Geschichte der Sanierung der Agrarbank für die Alpenländer ein geradezu klassisches Zeugnis gibt. Und nun kommt als neuer Zweig der Tätigkeit der Christ lichsozialen die Erhebung ihrer eigenen Abgeordneten. Der Fall Steinegger, seine Erhebung von der elften in die vierte