hatte, sich von ihm zu trennen, ob sie ihn dadurch nicht unglücklicher machte, als wenn sie eingewilligt hätte, die Seine zu werden. Aber als sie dann Tante Elisabeths Brief gelesen hatte, schwan den diese Zweifel wieder und sie wurde etwas ruhiger. Tante Elisabeth schrieb: „ZTCmt liebes, armes Aind! Wie sehr bin ich erschüttert über Ihre Flucht und die traurige Veranlassung dazu. Wie leid tut es mir, Sie nicht zurückholcn zu dürfen — nein Dich — Dich, mein liebes Aind. Ich kann Dich jetzt nur mit dem trauten Du nennen
, denn warst Du meinem Herzen schon vorher teuer, jetzt umfange ich Dich mit wahr haft mütterlicher Liebe. Aber ich darf Dich nicht nach Saßneck zurückholen, Norbert darf nicht fahnenflüchtig werden. Deine Tapferkeit hat verhütet, daß er getan hat, was nicht wie der gut zu machen war. Er wird ruhiger werden, wenn sich sein Schmerz ausgetobt hat. Laß Dich nicht beirren, mein Aind, bleibe stark. So traurig es ist, daß Ihr entsagen müßt — ein volles Glück wäre euch doch nicht beschie- den gewesen. Norbert hängt mehr
können, daß cs Dir an nichts fehlt, daß Du gut und sicher aufgehoben bist. Und ich will nicht, daß Du in Abhängigkeit lebst. Erlaube mir, daß ich Dein Schicksal in meine Hände nehme, so weit es in Ülenschenmacht steht. Ich will mich selbst bemühen, einen friedlichen, geschützten Aufenthalt für Dich zu finden. Und sind wir erst alle ruhiger geworden, dann werden wir uns Wiedersehen. Wer weiß, was die Jahre bringen, vielleicht wohnst Du doch noch eines Tages mit mir im Witwenhäuschen. Wein Herz wird Dir immer offen stehen. Laß
mich meine Hand über Dich halten, wie ich es Deiner Mutter versprochen habe. Bedenke, daß auch Norbert ruhiger sein wird, wenn ich ihm sagen kann, daß Du Dein Geschick in meine Hände gegeben hast und daß Du sorglos und sicher lebst. (Fortsetzung folgt.)