K Uebr. Ausland 36.000 K Sr. 99 Srntsbrnä, Mittwoch Den 2. Mai 1929 31. Fahrg. Heerschau des sozialistischen Proletariats in Tirol. Unserer Partei in Tirol wird seit einiger Zeit von den Gegnern mit inbrünstiger Andacht das Grablied gesungen. Ortsgruppenweise fielen unsere Mitglieder von der Partei ab und zögen in hellen Scharen und mit fliegenden Fahnen ins Lager der bürgerlichen Reaktion. Die Führer werden auf den Aussterbeetat gesetzt und behauptet, der Nachwuchs versage. Kurz, die Partei sei
innerlich vermorscht, ihr endgültiger politischer und organisatorischer Zusammenbruch stündlich zu erwarten. So schreibt eS die bürgerliche Presse, und der denkfaule Spie ßer erzählt es am Stammtisch nach. Und doch war das Sprichwort, daß die Totgesagten am längsten leben, niemals zutreffender wie in der „Sterbe- stunde" unserer Partei. Nein, die Sozialdemokratie ist nicht tot, nicht im Sterben, sie ist mehr denn je m -er Entfaltung ihrer Kräfte begriffen, der So zialismus marschiert. Er marschiert
nicht nur in der ganzen Welt, er marschiert auch in der Hoch burg des Klerikalismus, in Tirol. Der Boden ist zwar hart und steinig, aber für die zähe, unver- drosiene Aufklärungsarbeit unserer braven Ver trauensmänner gibt es kein Hindernis. In alle Taler, alle Ortschaften, in die finstersten Winkel des Landes dringt die werbende Kraft des sozialisti- Aheu Gedankens und in vielen Orten, wo unsere Partei durch Jahrzehnte nicht Fuß sasien konnte, macht sich heute sozialistisches Wirken bemerkbar. Nichts rann
ab, daß die über wiegende Mehrheit der arbeitenden Menschen im r ldemokranschen Lager steht. Den Rednern, die die Bedeutung des L Mai sprachen, wurde mit Andacht gelauscht und Beifallsstürme bekun deten, wie sehr den Versammelten aus dem Herzen gesprochen wurde. Daß unsere Partei nicht nur lebt, sondern ihr auch die Zukunft gehört, bewiesen nicht zuletzt der Aufmarsch der sozialistischen Jugend und die sport lichen Vorführungen am Nachmittag im Colosieum. Die Kaders unserer Partei, die Jugendorganisation
und der Arbefter-Turn- und Sportverein, bieten uns Gewähr, daß der sozialistische Nachwuchs wür dig in die Fußftapsen der alten Genossen tritt, die die Partei durch ihre unermüdliche Organisations- nnd Aufklärungsarbeit zur Blüte brachten. In unserer sozialistischen Jugend schlummern Kräfte, die nur der Weckung bedürfen, um sie zum Stutzen der Partei zu entfalten. Die turnerischen Leistun gen, die sinnig erdachten Reigen und Gesellschafts übungen, die gestern von den Turnern, den Kin- dersreunden