, in welchem die Grundsätze festgelegt sind, nach denen sich die gesamte Tätigkeit der Partei richten muß. Eine Partei ohne Programm ist ein Leib ohne Seele, ein buntes Gemisch von verschiedenartigen Elementen, das nur durch äußere Zufälligkeiten zusammengehalten wird. Mit dem Wechsel dieses äußeren Kittes ist eine solche „Partei' gleich in ihrer Existenz gefährdet, weil eben das unzerreißbare Band der inneren Ueberzeugung fehlt, die einzig und allein einer Partei den festen Bestand sichert. Das Programm
ist also der Prüfstein für die Parteien, es ist das steinerne Gesetz, nach welchem eine Partei beurteilt wird. Ob das Programm nun geschrieben oder nicht geschrieben ist, darauf kommt es nicht so sehr an, die Hauptsache bleibt, daß die fundamentalsten Parteigrundsätze das Ge meingut aller Parteimitglieder sind, an denen nicht gerüttelt werden darf. Wer davon überzeugt ist, wird es auch begreiflich finden, daß bei Partei bildungen, Umbildungen oder Vereinigungen haupt sächlich die Grundsätze es sind, die in Frage
kommen. Wenn sich .Grundsätze decken, dann müssen sich andere scheinbare Hindernisse, leicht überbrücken lassen. Wir haben nun neulich betont, daß bei der Vereinigung der konservativen Abgeordneten mit der christlich-sozialen Partei das soziale Reichs programm in Frage kam, das kein katholisches Programm ist, daß sich somit die konservativen Abgeordneten von Oberösterreich, Steiermark und Salzburg vom katholisch-konfessionellen Programm, das die Grundsätze der katholischen Kirche in Bezug aus Schule
Ueberzeugung nicht zum Ausdruck bringt. Unter den heutigen Vor kämpfern der christlich-sozialen Partei gibt es Herren, die seinerzeit mit Feuereifer fürschärsere Betonung des katholischen Prinzipes eingetreten sind und heute agitieren sie für ein Programm, in welchem selbst das Wort „katholisch' gar nicht mehr vorkommt, arbeiten sie für eine Partei, die im Parlamente die katholische Fahne nicht mehr entfaltet. Wir geben ja zu, daß sich sür Wien diese prin zipielle Zurückhaltung mit den dortigen Verhält
nissen erklären muß, aber wir glauben, daß eine Partei, die sämtliche Katholiken Oester reichs in sich vereinigen will, gerade als Reichs partei im katholischen Oesterreich denn doch keinen Grund hat, gar so auf die Protestanten, die wir doch in Oesterreich gerade von der bösesten Seite kennenlernten, Rücksicht nehmen sollte. Was will oder glaubt man denn eigentlich mit der gewissen Furcht vor dem Wort „katholisch' heute zu erreichen? Um einen Protestanten zu ge winnen, macht man 100 Katholiken