Erscheinung der großen sozialdemo kratischen Partei in Deutschland nimmt. Wir lassen hier einige dieser Pressestimmen fernen: „Fränkische Tagespost": ' ' ' V- ' „So groß und folgenschwer die Tage sind, die wir durchleben — ein großes Geschlecht hat die sozial demokratische Partei Deutschlands nicht gehabt. So stark auch die Richtungen innerhalb der deutschen Sozialdemokratie auseinanderstreben, so gibt es doch noch vieles Gemeinsame, erwachsen aus jahr zehntelangem Zusammenwirken, aus zahlreichen
Notwendigkeiten für die Arbeiterklasse in Gegen wart und Zukunft. Aber sowohl in der Leitung der Partei, als in der Fraktion des Reichstages, wie in der sozialdemokratischen Presse vermißt man die Begabung, den Eifer für das Zusammenfassen und für die Ueberwindung der persönlichen Eigen- brödelei und politischen Liebhaberei, durch das Höhere und Sozialistische, durch die machtvolle Ge schlossenheit. Rechthaberei und Mangel an Kame radschaft kennzeichnen heute unsere Partei. Wir wollen schärfere Worte
vermeiden, kommt es uns doch schwer genug an, diese niederzuschreiben. Wir bedauern auf das lebhafteste den Schritt der Minderheit. Noch lebhafter als am 22. Dezember v. I., als wir über den „Streit in >der Fraktion" schreiben mußten. Wir teilen die Empfindlichkeit der Partei gegen jeden Disziplinbruch, wir be dauern aber auch die Ueberspannung der Disziplin, die von der Mehrheit der Reichstagsfraktion an je dem Tag der 20 Monate des Krieges erzwungen werden wollte. Man hätte auch in der Mehrheit
, politischer, wirtschaftlicher Erschütterungen jedes und jeder einzelnen Deutschen gerade im Reichs tage, wo alle übrigen Hemmungen des Ausdruckes aufgehoben sind, alle Anschauungen nach Ausdruck ringen, muß man begreifen. Wir sind überzeugt, daß, wenn der gute Wille aus beiden Seiten gewesen wäre, wenn der kame radschaftliche Geist nicht erstorben wäre, wenn lebendig geblieben wäre die Tradition der Partei, wenn Nachgiebigkeit und Freundschaft gewaltet hätte, daß dann Form und Weg zur Erhaltung
einer einigen Fraktion gefunden worden wäre. Es hat leider nicht sollen sein. Nun wird die Partei, nun werden die Gegner, nun wird das Ausland das Schauspiel erleben, daß sich Sozial demokraten gegen Sozialdemokraten als Gegner im Reichstage gegenüberstehen werden, daß sie die Kraft des Proletariats mindern werden und daß sie in zwei verschiedenen Sprachen zu den Massen reden werden, daß sie den Unfrieden in der Arbei terklasse steigern werden. Solange es aber geht, sollen die Massen alles daran setzen