es auch, wie gerade die von Tag zu Tag mehr gefühlte Unerträglichkeit der Lage Nordtirols die Anschlußbewegung ganz besonders gefördert hat und heute als geradezu zwingendes Argument hiefür angerufen wird. Damit kommen wir von selbst zum zweiten Teil der gestellten Frage: Was muß das Ziel der tirolischen Gebietspolitik sein? Was muß diese anstreben, was vor der ganzen beteiligten Welt verlangen, bis es erreicht ist? Da gibt es nun viele, die den einseitigen nordtiro- lischen Interessenstandpunkt einnehmend
geographischen Lage hervor- roächst, mit einem Schlage gründlich beseitigt. Zch begreife und' würdige auH' emeü sdliHsn Gedankengang; aber ich mache die Schlußfolgerung nicht ohne weiteres mit; ich sage anders: das Ziel der nordtirolischen Gebietspolitik, unser ganzes Streben in dieser Hinsicht muß zunächst und vor allem andern dahin gehen, den Zusammenschluß der drei von einander teils staatlich, teils räumlich getrennten Stücke des Landes zu erreichen; mit anderen Worten: unsere Gebietspolitik muß
parallel, sondern geradezu in einer Linie. Ist dieses Ziel erreicht, dann sind auch die tausendjährigen Bande wieder in Kraft, welche Nord-, Süd- und Osttiröl miteinander umschlungen haben, es ist wieder ein Land geschaffen, das an Vielseitigkeit und wirtschaftlicher Entwicklungs möglichkeit seinesgleichen suchen kann. Gegenüber der Frage der Wiedergewinnung Südtirols muß für den Tiroler jede andere, auch die Frage des Anschlusses an das Deutsche Reich, in den Hinter grund treten. Ist Tirol
der Anschlußbewegung so hoch gehen, der Süden aber über den Brenner heraus treues Festhalten am tirolischen Standpunkt fordert: heute muß die Anschlußfrage nicht nur wegen der Not lage Nordtirols, sondern wegen der Not des ganzen Landes als tirolische Frage und darum vom tiro lischen Standpunkt aus beurteilt werden; es muß Klarheit werden über die Frage: wie verhält sich die Anschlußbewegung zum obersten Ziel jeder echt tirolischen Gebietspolitik, zur Wiedergewinnung des deutschen Südens, zur Wiedervereinigung