Seite 4. »Der Tiroler' Montag, den g. Oktober lg« Aus aller Welt. Wie es gemacht wird. Der Laie macht sich nur schwer einen Be griff von dem Ausmatz an Arbeit, das die Herstellung einer Zeitung erfordert. Wenn die Leser ihre „Leibblätter' neugierig in die Hand nehmen, so kommt es ihnen kaum zum Bewußtsein, Welche Mühe auf die Her stellung auch nur einer einzigen Notiz aufge wendet werden muß. So eine Nachricht nimmt sich unscheinbar aus. wenn sie nicht gerade irgend eine Sensation enthält
, sie wird oft und oft übersehen, und doch ist sie das Produkt einer großen Anstrengung. Diese kleinen Meldungen vom und aus dem täglichen Leben sind notwendig, weil sie der Zeitung, die Wert darauf legt, ihre Lcser so gut als möglich zu informieren, erst ihren wahren Wert gibt. Sie ist auch nicht nutzlos, denn das Publikum liest am liebsten jenes Blcut,- das die meisten Nachrichten d'.ingt. Das weih niemand besser als die Redaktionen der Zeitungen. Daraus ergibt sich die Rivalität und die Konkurrenz zwi
- chcn den Blättern einer Stadl und aus die sen wieder entwickeln sich die großstädtischen Zeitungen. Ein Blatt, das gehört werden will, darf sich nicht darauf beschränken, eini ge gute Artikelschreiber in der Redaktion sitzen zu haben, es genügt auch nicht, wenn ein ausgedehnter telegraphischer und tele- pl>oni,scher Dienst die Nachrichten aus aller Welt übermittelt, die Zeitung muß auch an ihrem Erscheinungsort selbst einen ausge dehnten Insormations- und Nachrichten dienst besitzen
und lebhaft geschrieben werden. Auf diese Weise hat dann die Zeitung eine interessante, wenn auch nicht gleich weltbe wegende „Lokalnotiz'. Solche werden oft am Tage des Erscheinens in unserem Blatte von anderen Zeitungen übernommen. Aus dieser Uebernahmc kann der Eingeweihte — das breite Publikum leider nicht, weil ihm die Kontrolle fehlt — die journalistische Anständigkeit der diversen Zeitungen erken nen. Eine Zeitung, die etwas aus sich hält, wird sich immer bemühen, Originalnachrich- tcn u. eigene
Arbeit einfach als ihr Ei gentum ausgeben. Der Redakteur einer sol chen Zeitung findet in einem anderen Blatte eine interessante Nachricht, schneidet sie ein fach aus und setzt sie seinem Leser vor. Oft rührt sich ja bei ihm das Gewissen, dann arbeitet er diese Nachricht um, kleidet sie in andere Worte und ist zufrieden. Häufig aber tut er nicht einmal das, sondern glaubt mit der Tätigkeit des Schneidens schon das Recht erworben zu haben, sich mit fremden Federn zu schmücken. * Der Daumen. Der Daumen