Seite 4. Nr. 256. ,Neireste Zeitung" GLempsle des Tiroler Handels- und Gewerberates schilderte Hiebei die Entstehungsgeschichte des Bürger lichen Ständebundes und erklärte, warum dieser bei den gegenwärtigen Nationalratswahlen nicht selbständig auf- tritt, sondern gemeinsam mit der Heimatwehr in den Wahlkampf zieht. Weiter erläuterte er an vielen Beispie len, wie sich in unserem Staat eine schleichende Soziali sierung vorbereitet, die noch gefährlicher sei, als der offen auftretende
auf das Arabeskenmuster in dem roten Aubonsson. Wieder hetzten die Gedanken in dem alten, ausgefahrenen Gleis. Die Frau...die Frau... Er ritz sich hoch. Er streckte seinen Zeigefinger aus und winkte. „Zigaretten... eine Abendzeitung..." sagte er dem Pagen. Der Page spritzte nach dem Zeitungsstand. Hän del nahm die Abendzeitung und die Schachtel Queen ent gegen. Er bezahlte, schlug die Zeitung auf und las. Das Donnerstag, den 6. November Slammtz war sofort tot, während der zweite Ar beiter ins Landcskrankenhans
« an einem andern, ohne daß der Wortsinn zum Bewußt sein vordrang. Was stand da? Neues Feilschen um die Beute, Rede Tardteus in der Kammer, Taifun, Brand, ein Mord, Nichts. Dasselbe wie vor sieben Jahren. Skandale, Schnelligkeitsrekoröe. Immer nur dasselbe. Kampf, Haß, Auf und Ab des Lebens, Panik an der Börse, technische Erfolge. Caray, nichts. Zu wenig. Hän del ließ die Zeitung sinken. Er bemerkte gar nicht, daß ein großer, schlanker Herr auf einem Ledersessel links und unweit von ihm Platz ge nommen hatte. Dieser Herr trug
eine Brille, er hatte scharfe, ausgeprägte Züge, sein Gesicht verlies in einen dunklen, kurz geschnittenen Spitzbart. Uebrigens auch dieser Herr ließ durch den Pagen eine Abendzeitung kommen. Er las ein wenig. Aber er war anscheinend müde. Denn er schloß die Augen. Ja, es schien, als ob er schliefe, während er die Zeitung vor die Brille hielt. Es bemerkte niemand — Händel am wenigsten, baß das Zeitungsblatt in der Milte haarscharf dünn und win zig eingerissen war...so dünn und winzig, wie ein spitzer
Fingernagel das Papier durchsticht. Ebenso bemerkte nie mand, daß der Herr im Schlafe manchmal mit den fest geschlossenen Lidern blinzelte. Sicher ahnte keine Men schenseele, daß er dabei durch die kleine Oeffnung in der Zeitung jemand ansah. Wie gesagt, niemand achtete dar auf und Händel hatte keine Anhnung, daß der Mann an seiner Seite jedes Spiel der Muskeln, jeden Ausdrucl seiner Züge unablässig scharf verfolgte. Dann geschah es, daß sich Händel durch den Pagen seinen Hut und Mantel aus dem Zimmer