: »Es ist ein heftiger Anfall — ein sehr deftiger Fieberanfall. Die Krankheit hat den höchsten Grad erreicht. Die Krisis wird eintreten. Lno sobald sie im Abnehmen ist, muß er schwefelsaures Chinin haben.' »Was ist das. Herr Doktor?' „Chinin, mein Lieber, ist eine sehr tbenre Arznei, die Jbr euch in Sallanches verschaffen könnt. Zwi schen den beiden Anfällen muß Euer Vater zum Min desten für 3 Franken einnehmen. Zch will d..S Re zept schreiben. Du kannst lesen, Wilhelm?« »J>. Herr Doctor!' »Und du wirst dafür sorgen
, daß er es einnimmt?' »Gewiß.- Als der Arzt gegangen war. sahen sich Wilhelm. Peter und Johann in stummer Verlegenheit an. Ihr ganzes Vermögen bestanv ans anderthalb Franken, und die Arznei mußte doch augenblicklich herbeigeschafft werden. »Hört 'mal», sagte der Peter, „ich weiß ein Mittel, um uns autz den Bergen noch vor Nacht 3 blS4 Fünf frankstücke zu holen?« „Aus den Bergen?' -„Ich entdeckte ein Adlernest in der Kluft eines furchtbaren Abhangs. JnSallancheS'wohnt ein Herr, der die jungen Adler mitAreuden
kaufen würde; und nichts macht mich zittern, als das schreckliche Wagniß sie aus dem Neste zu nehmen. Aber das alles ist nichts, wenn es unsere« Vat«S Leben gilt: Wir müs» sen sie in zwei Stunden haben. „Ich will das Nest auSnehmen'. sagte Wilhelm. „Nein. nein, überlaßt eS mir', rief Johann, „ich bin der Jüngste und der Gewandteste.' „Ich habe daS erste Recht an das Wagniß', rief Peter dazwischen, „denn ich warS, der es entdeckte' „Nun' sagte Johann, „wir wollen daS LooS zie- den. Schreibe drei
Nummern, Wilhelm, lege sie in meinen Hut, und wer eins zieht, wird das Nest auSnehmen ' Wilhelm schwärzte das Ende eines hölzernen Spa nes im Feuer. Herriß eine alte Karte in drei Stücke, schrieb EinS. Zwei, Drei darauf und warf sie in den Hut. - Wie die drei Herzen klopfen! Der alte Bernhard la^ noch immer ,u» Fixber da, unv jeder seiner drei Söhne sehnte sich, sein Leben d'ran setzen zu dürfen, um das deS Baters zu retten. Das LooS fiel auf Peter, der daS Nest entdeckt hatte, er umarmte den kranken
Mann. ^ ^ „Wir werden nicht lange fort sein. Vater', sagte er. „aber wir müssen alle drei gehen.' „Was wollt ihr thun?' „Wir werdcn'S Dir sagen, wenn wir zurück kommen ' Wilhelm nahm einen alten Säbel von der Wand, den Bernhard gebraucht hatte. alS er im Kriege ge- weseu; Johann suchte einen dicken Strick, wie ihn die Bergbewohner zum Fällen der Bänme benutzen; unv Peter kniete. als sie vor das Dorf gekommen waren, bei einem alten hölzernen Kreuze nieder, um ein in brünstig Gebet zum Himmel