in Innsbruck und Trient — stand doch auch des letztgenannten Künstlers Wiege auf diesem Boden! Wiener - Briefe. XXIII. Wien, im Jänner 1885. Gott sei Dank! ^>cr Jahreswechsel mit allen seinen Abgeschmacktheiten und Beschwerlichkeiten, die sich die Menschen bereiten, ist vorbeigegangen; alle alten Bekannten und Unbekannten, als Quartiersraueu, Bettler, Briefträger, Zeitungsträger, Laternenanzünder, Straßenkehrer und Canalränmer, haben wir beim Scheiden des alten Jahres noch einmal gesehen nnd — verwünscht
. „Ja, ist denn Eure Gesellschaft wirklich so?' wird man fragen, „das ist in der That ein Capua der Geister', wie Grillparzer, der denkmallose Wiener Dichter gesagt hat! Darauf entgegne ich entschieden Nein! Die „Locistä üe Visnae', die der berüchtigte Comte Paul Vasili in der verbotenen „Nouvelle Revue' herabgesetzt hat, ist ganz anders, sie hat einen Kern und ist gesund wie die Wiener Frauen. Wir haben geistreiche Vorträge gehört, Hans v. -Zü!ow hat uns entzückt, das weltliche deutsche Lied um 1500 haben wir hervorgezogen
; cS ist gefährlich postick lällieütu» zu sein Und vor die Kritik hilizuircirn mit einem Helden, der sich übertölpeln lässt und an der eigenen Dummheit zugrunde geht. Mir scheint, die deutschen Dramatiker gehen lieber nach Wien, als die Wiener nach Deutschland, nur Karl Weiß hat sich mit seinem dreiactigen Lustspiele „Der Andere' nach Berlin gewendet. Der Consum der Wiener Schaubühne muss großentheilS vom Auslande ge deckt werden, und so wird demnächst auch Sardou'S „Theodors', die in Paris so gefallen
giengen im Karltheater vier Einacter über die Bühne, alle an einem Abende, nämlich das Lust spiel „Amor im Schnee' von BudinSky, „Herzogin Martin' von Meilh^ic, „Am Hochzeitsmorgen' von Karl Lanfs, die gerade nicht sehr unschuldige Stücke sein sollen, und endlich der Gelegenheitsscherz „Am Congo' von dem sattsam bekannten Fenilletonisten S. Schlesinger; eigentlich ein toller FaschingSschcrz, der sobald wieder abgesetzt und durch etwas Wiene risches ersetzt wurde. Die Wiener scheinen
sie mir nur noch eine kurze Bemerkung. In dem Drängen der neuen Zeitrichtung geht uns das Verständnis und der Geschmack für die alte ver loren. Das wurde mir niemals deutlicher Bewiesen, als jüngst bei einer Volkssänger-Production, bei der die neuesten Juxe und Couplets ungeheuer beklatscht wurden, während der Veteran der Wiener Volks sänger, Karl Kampf, der schon 54- Jahre „kämpst', mit seinem „Fechtbruder' von einigen Geldschnäbeln auSgepfiffen wurde. Freilich tragen unsere modernen Fechtbrüder nicht mehr das Costüm