Flederwisch Verlegt bei Walter Schaefer, Chemnitz. März sprach für die andern: „Wir wissen, daß die Sperre ins Riedtal kommt und daß Herr Preuß unterzeichnet hat. Und daß man uns verkauft und verraten hat!" Heinz sah den Alten lange an. Dann nickte er versonnen vor sich hin: „Können Sie das begreifen, Vater März, daß man so etwas wie dieses Werk hier für Geld, für sinnloses, wertloses Geld verkaufen kann? Ist das hier überhaupt mit Geld zu be- zghlen? Aber auch ich trage ja die Schuld an allem mit, Vater
März. Heute weiß ich es: ich durfte damals nicht hinausgehen, ich durfte dem anderen nicht Platz machen. Für ihn, den Frem den, ist das Werk ein lebloses Ding, mit dem man handeln kann wie mit einem Sack Kartoffeln . . ." Heinz atmete tief auf... „Aber das werde ich mit mir allein abzumachen haben. Was euch betrifft", Heinz sah sich langsam im Kreise um, „wenn ihr es wollt, so bleiben wir zusammen." Der dumpfe Klang der Stimmen war wie eine verwunderte Frage. Heinz Leonhardt aber nickte
ihnen zu. „Ich habe um den Preis gerungen, mit den Städten und mit meinem Schwager. Daß verkauft wurde, habe ich nicht verhindern könen. Der andere war stärker als ich, und das ist ja meine Schuld. Aber dann habe ich doch gesiegt. Mein Schwager wird aus der Kaufsumme befriedigt werden und ver läßt dann unser Tal. Mit dem, was dann noch bleibt, und es bleibt genug, bauen wir, wenn ihr wollt, oben, wo die Sperr mauer stehen wird, das Werk von neuem wieder auf." Die Stimmen schwollen auf zu einem lauten und starken Ruf
. „Das ist nun mein Sieg", fuhr Heinz fort, „daß unser neues Werk als erstes von der Kraft der aufgestauten Wasser leben wird. Und dies ist das zweite: In der Zeit, die zwischen dem Niederreißen des alten und der Vollendung des neuen liegt, wäret ihr brotlos. Aber die Städte haben sich schriftlich ver pflichtet, daß ihr bis dahin beim Bau der Talsperre beschäftigt Verden sollt. Seid ihr's zufrieden?" Ein paar von den Alten griffen nach seinen Händen und drückten sie. Und März sprach aus, was die anderen dachten
: „Wir wußten 's, daß ein Leonhardt das nicht fertigbringen würde, diesen Verrat an dem eigenen Werk. Grämen Sie sich nicht, daß Sie nun noch einmal von vorn anfangen und das Alte aufgeben sollen!' Wie wir hier vor Ihnen stehen, werden wir an Ihrer Seite bleiben. Sie und das Werk und wir — das alles ist doch eins, gehört zusammen. Stimmt's Kame raden?" Nun jubelte die Freude auf, und die Angst zerfloß wie ein Nebel vor der Gewißheit, daß ja alles nicht so schlimm sein würde, wie es vordem ausgesehen