onntag,17. Mäi1914 »Meraner Ieltung' Nr. 62. Seite S „ver Xronprw^'. Dr.Häul Liman! Vor vielen Jahren hat er in Meran gelebt, noch so mancher unserer treuen Kurgäste wird sich seiner , erinnern, so mancher Mere .Geschäftsmann bei Wiedernen nung dieses Namens des publizistisch schon da mals tüchtigen Pädagogen eines begeisterten Alldeutschen-gedenken. Vor uns liegt'sein neuestes,Werk „Ter Kronprinz'.*) Den Untertitel „Gedanken über Deutsch- l a n ds. Zu k u n s t' führt es, und „e i n Buch.der
Abwehr' nennt er es. Es ist ein. Werk, dessen Bedeutung für unser na tionales Leben weit über die Gegenwart hin aus anerkannt werden wird. Denn in ineser mit seiner und doch fester Hand gezeichneten Umrissen einer Gestalt, die den Deutschen des Reiches lieb und wert bleiben soll, 'hat der Verfasser Deutschlands Zukunftskaiser nicht nach byzantinischem Muster, sondern in ehr licher Weise eines treuen deutschen Mannes geschildert, und nicht mit pädagogischer Trockenheit, sondern in der hinreißenden Art
im Volke erwecken, damit nicht das ähende .Gist der 'demagogischen Phrase ihm die Freude an dem Kaiser der Zukunft, an diesem jugendlichen Fürsten zerstöre, der doch einst nur dann sein schweres Werk durchführen kann, wenn das Vertrauen der ganzen Nation ihn begleitet. Das Buch bringt keine Ent hüllungen oder Pikanterien, ös ist auch, wie der Verfasser hervorhebt, nicht mit Wissen und im Auftrag des Kronprinzen geschrieben. Aber es soll das Vertrauen in die Zukunft *) Verlag Wilhelm Köhler, Minden
: Hier ein Prinz nur aus dem Zufall der Geburt, dort ein Prinz aus Gemeland. Die demokratische Unentwegtheit seierte Feste. Und sie prüfte nicht mehr Sinn und Motiv des Widerspruches, sie erhob, auf daH die Situativ» ein Schwert erhalte, ein Werk, das ihr noch eben fragwürdig und bedenklich er schien, zu dei? Höhen eines die Zeiten über dauernden Kunstwerkes, und sie beklagte das deutsche Volk, daß der Wink eines Prinzen ihm die Freude des Genießens selbstherrlich und rücksichtslos raube.' Und nach scharfer
Kritik über das Hcnlpt- mann'sche Werk fährt Dr. Liman drei Seiten weiter dann fort: > . Kühl und ironisch stand der Dichter einem Stoff gegenüber, der ihn bis in das Innerste packen soll, und weil ihm selbst die Wahrheit nicht offenbar wurde und weil er dennoch reden wollte, deshalb kam jenes durch und durch unwahre Werk zustande, in dem nach dem Worte eines ehrlichen Demokraten das deutsche Volk als eine Gesellschaft von Trotteln erscheint, das nicht dem Genius, son dern dem Wunsche entstammt