Familie Lugmüller : Erzählung. Im Gebiet des Großglockners
sie ihn ja, denn der Weg fuhrt nahe am Gstreinhof vorüber. Bertl zog hübsch langsam vorbei und guckte sich die Augen wund, aber von der schönen Rosina war keinZipsel- chen zu sehen. Im Dorfe auch nicht, aber dafür traf er sie bei der Wirtstochter in der Schenkstube im eifrigen Gespräch, das die Mädchen jäh bei seinem Eintritt abbrachen. Munter begrüßte ihn die strahlende Rosl und reichte ihm die Hand, während Kathi unter Scherzworten einer Dirn Auftrag erteilte, das Füßchen Wein aus dem Keller heraufzubringen. Rosl spottete
gutmütig über die Verschwendung, die anscheinend auf dem Webergehöft zu Winkel getrieben werde. Bertl vermochte keine nähere Auskunft zu geben. „Ich versteht auch' nicht; weiß Gott, was dem Weber durch den Schädel gefahren ist!" „Ja, und gleich einen Wein von der noblichsten Sorte! Hat er denn geerbt, der Weber?" fragte schalkhast Rosina. „Ich weiß gar nichts! Bloß das weiß ich, daß er mir das ,Niedersingew vom Fasching her noch immer ver übelt." Bertl muß sich zu Rosl setzen und ein Viertele Schwarz
wein mit ihr trinken und plaudern aus ein Weilchen. Kathi aber verläßt die Stube, um persönlich das Füßchen Zauber wein auf den Karren zu verladen. So lieb nun dem Bertl der Aufenthalt ist, so drängt er doch zum Aufbruch; er will sich nicht unnötig-aufhallen, um den arg pressanten Schaffer nicht zu erzürnen. Rosina kichert vergnügt: „Ich glaub's, daß es dem. Weber pressiert ! Kannst ihm sagen, er soll nur fleißig trinken ! Er ist so viel gut, der Wein ! Und zum nächsten Kirchgang sprichst
bei mir zu, Bertl, ich hab^ auch ein Tröpferl Wein für dich im Keller. Trinkt dein Bauer, , kannst' auch du trinken, aber nur nicht vom Weber seinen Wein; der ist nichts für dich!" - Hürichners Mcherschah 269. , -3 ,