liegen die Dinge anders. Hier haben die Christlich-Sozialen in ihrem ^Vereine, wie sie offen zugeben mußten, kein Dutzend Land tagswähler. Um so unverständlicher war daher die Aufstellung eines eigenen Kandidaten. Walser er- Feindesliebe. Graf Von Kreuz lag seit mehreren Monaten an einer unheilbaren Krankheit schwer danieder. Von den heftigsten Schmerzen gepeinigt, erkannte er, daß ihm vielleicht bald die Stunde seiner Auslösung schlagen werde. Wiewohl er nun mit seltener Gott ergebenheit
den Taglöhner Joseph. So hieß der Kranke, von welchem der Geistliche mit dem Grafen gesprochen hatte. Welche Veränderung war in der dürftigen Wohnkammer des armen Mannes vorgegangen. Joseph lag in einem mit frischem Linnen über zogenen Bette; auf einem neuen Tischchen neben dem Bette stand ein mit Arznei gefülltes GlaS. Tränen in den Augen erzählte der Kranke, dies alles habe Graf Kreuz gesendet; der edle Wohl täter habe sich verpflichtet, den Arzt und die Heil mittel zu bezahlen, sowie aus die Dauer
in herzgewinnender Weise bei: „Erkennen Sie, lieber Freund, hierin die unendliche Milde des himmlischen Vaters! Gott zeigt ihnen in zeitlichen Dingen, daß er an Sie denkt. Er wird auch ihrer in der Ewigkeit nicht vergessen, wenn Sie nur durch einen reumütigen Empfang der hl. Sakramente in seine stets offenen Vaterarme eilen wollen.' Joseph brach in ein lautes Schluchzen auS. „O,' rief er, „Graf Kreuz müßte mir fluchen, denn ich — ich habe vor achtzehn Jahren seinen einzigen Sohn ermordet und ausgeraubt. Niemand
, selbst nicht meine Frau, weiß um dieses Geheimnis. Dem weltlichen Richter bin ich entgangen, aber der Richter in der eigenen Brust hat mich seither un aufhörlich verfolgt und mir keine frohe Stunde gegönnt.' „Graf Kreuz, seine Gattin und Tochter,' Hub der Geistliche tief erschüttert an, „äußerten wieder holt vor mir und anderen Personen, daß sie dem Mörder ihres Sohnes und Bruders aus ganzem Herzen vergeben haben. Ich will indessen, wenn Sie eS wünschen, zur gräflichen Familie hineilen und ihnen dann die Versicherung