so eindringlich erleben läßt, wie der Invalidendom in Paris. Aber nun kann es geschehen, daß sich der Wanderer seiner Versunkenheit entrafft, und daß sich sein Blick zum Hochaltar erhebt, und daß er das Kreuz wahrnimmt, das dort aufgerichtet ist, und den gemarterten Leib dessen, der daran ver blutet. Christus und Napoleon! Beide im selben Raum, der eine unten im Prunksarg, der andere oben am Kreuz, dem Verbrechergalgen. ' Das Zwingt zum Nachdenken. Auch er, der Gekreuzigte, hat einst den Kaiser traum geträumt
; das Endziel ein Thron oder ein Kreuz: ein Lauf nach der Dornenkrone oder nach der Goldkrone; er für die Menschheit oder die Menschheit für ihn: und je nachdem ein Leben tur Gott oder für den Dämon dieser Welt — das war der Scheideweg, an dem er in jener Stunde iland. And das war nicht ein bloß platonisches Für und Wider. Wenn Jesus von Nazareth die Kraft des Geistes und der Beeinfluffung, die ihm isgen war, dazu ausgebeutet hätte, um auf irgend ane Weise zu Macht und Reichtum, zu Menschen- ueherrschung
, schöp- fungsgemäke Leben. -ön Königtum der Selbst überwindung und der Selbstaufopferung im Dienst einer neuen Menschheit, eines neuen Reiches! Aber hätte dieses Kliiligium'mit einer anderen 'Erhöhung enden dürfen, als mit der ans Kreuz? Hätte der Christus, wenn er wirklich der Christus blieb, treu bis in den Tod. anders gekrönt werden können, als mit dem Dornenkranz? Das mußte doch die Kurve seines Lebens werden: ein Abstieg von den Höhen der Anfangserfolge in die Tiefe der Schmach, der Ausstoßung
war eine eigentliche Kreuzigung fremd. Man muß stch darüber wundern, waren doch die Juden allseitig von Völkern umgeben, bei denen die Kreuzigung in Gebrauch stand, ja zeitweilig waren fie von diesen sogar unterjocht Erst den durch Enthauptung, Erdrosselung oder Steinigung bereits Hingerichteten Verbrecher konnte die Erhöhung am Kreuze treffen. Dieses rein jüdische Kreuz war ein einfacher Barun stamm. Mit der Eroberung des Landes durch Rom drang auch die römische Gerichtsbarkeit ein. Das ergibt sich schon allein