den Unrat der Straßen entfernen zu müssen. Er wußte, daß auch sein Beruf für das Ge deihen dieser Stadt wichtig war. Nur wenn er in der Paullnenstraße kehren mußte, was gottlob nur einmal in der Woche geschah, stieg jedesmal so etwas wie ein leichtes Schamgefühl in Johann Welisch auf, und das hatte seine Ursache darin, daß dort •ein ehemaliger Schulkamerad Peter Wagner •in Geschäft betrieb. Ein Juweliergeschäft mit Marmorportal und prunkender Auslage. Und so oft Welisch vor diesem Geschäft kehrte, kam
und überlegen lächelnd auf dem Gehsteig auf und fragte in seiner etwas näselnden Stimme: „Na, Welisch, wie geht es?“ Diese Frage klang immer ein wenig höh nisch. Johann Welisch errötete meist ein wenig und pflegte dann mürrisch zu erwidern: „Danke der Nachfrage, Wagner: ich bin zu frieden.“ „Ich auch“, setzte der Juwelier meisten? hinzu und strich sich dabei selbstgefällig über das Bäuchlein, das «in guter Schneider ver geblich mit feinstem Stoff und raffiniertem Schnitt zu verbergen versucht hatte. Welisch
? ? tzt er vor seinem Schreibtisch im Wiener Rathaus. Die harte Arbeit aber zeitigt Früchte: der mühe volle Wiederaufbau der Gemeinde Wien ist heute in aller Welt anerkannt. Deshalb auch hat ihn die Sozialistische Partei als Kandi daten für die Wahl des Bundespräsidenten vorgeschlagen. In Oesterreich ist noch recht viel zu leisten. seinen Kram zum Kauf an bot. War das nicht Peter Wagner? Natürlich, jetzt erkannte er ihn, da er deutlich das Profil des Mannes ge wahrte. Es war keine Täuschung möglich
, ob wohl das Schmeib äuchlein von einst längst verschwunden Es wäre jetzt «in billiger Triumph für Welisch gewesen, vor den herabgekommenen Schulkameraden hinzutreten und ihm wohl wollend auf die Schulter zu klopfen: „Servus, Wagner. Na, wie geht es? Schlecht, wie? Dark dir, ich bin jetzt befördert worden“. Doch de* kleine, von der Arbeit gebeugt« Straßenkehrer tat nichts dergleichen. Er drehte sich bloß hastig um, um von dem andern nicht gesehen zu werden, gerade so, als hätte er etwas zu verbergen