.»A«rr«l5. Von ller Mens» 21. März. (Zollfreie Gedanken.) Anläßlich einer kleinen Geschäfts reise in die altehrwürdige Bischofsstadt Brixen besuchte ich dort ein oft genanntes Gasthaus oder, um deutsch zu reden, ein Hotel, um dort mein bescheidenes Mittagsmahl einzunehmen. Weil ich gewöhnlich allein reise, ist es meine Gewohnheit, in den Gasthäusern, die ich besuche, die auf liegenden Zeitungen zu durchmustern. In be sagtem Hotel gab es deren eine schöne Reihe an der Wand: „Jnnsbrucker Nachrichten', „Neue Tiroler
Stimmen' als Tagesblätter; dann der „Burggräfler', das „Tiroler Volksblatt', die „Tiroler Laudzeituug' uud ein sogenannter ,, Volksvereinsbote'. So schön beisammen habe lch euch noch nie gefunden, dachte ich mir, und da sie müßig an der Wand hingen, nahm ich sie. alle zu mir, breitete sie schön bedächtig vor mir aus und schickte mich an, deren Inhalt ge mütlich zu durchkosten, denn die Bedienung läßt in Hotels, oft mehr, als gebührlich ist, auf sich warten. — Die „Junsbrucker Nachrichten' warf
ich bald weg, die gehören nicht für einen ordentlichen Christenmenschen. Die „Neuen Tiroler Stimmen' waren bald fertig, zwei und eine halbe Seite. Mehr zu schaffen gaben mir aber die übrigen vier. Saftig und kräftig, dachte ich. Wer wird denn aber der Feind sein, gegen welchen in diesen Blättern so zünftig gewettert wird? Frei maurer, Sozi oder gar der berüchtigte Herr Wahrmund? Man möchte es fast meinen, wenn man das Schimpfen und Jammern liest über be vorstehende schlimme Zeilen und schwere Ver
. Wer hat recht? Jetzt hatte ich genug! Ich hängte die Blätter wieder der Reihe nach an die Wand und schaute, ob nicht auch ein gegnerisches Blatt zu finden wäre. Doch, da in einem dunklen Winkel hängt die „Brixener Chronik', eine 20jährige, alte Bekannte. „Kellnerin! Ist der „Allgemeine Tiroler Anzeiger' nicht da?' — „Nein, den halten wir nicht.' — „Adieu, da komme ich nicht mehr.' Der Wirt aber, denke ich mir, ist entweder ein „billiger Denker' oder ein Schalk. kruneck, 20. März. (Von der Feuer