Ar. 137 „Äozner Nachrichten', Donnerstag, 16. Zuli 1^14 beutel und einem Kater wieder in den Zug nach Norden zu steigen, die Zahl der Bergsteiger, die an der Tiroler Stadt so rasch als möglich vorbeifahren und sich nur aus dem Matratzenlager wohl suhlen, ist, wie sich jeder über zeugen kann, der seinen Gebirgssreunden in dem Punkt ein wenig aus den Zahn sühlt, erstaunlich groß. Das köst liche Sterzing kann fast als Sinnbild dessen gelten, was der Durchschnittsreisende von der Tiroler Stadt
zu Ge sichte bekommt: sür den Vorübersahrenden ein Haufen von Dächern, die sich grau und flach über- und hinter einander legen, wie eine Austernbank,- sür den nach dem Ridnaun strebenden Gletschermann ein Ding, wo man übernachtet, frühstückt, zahlt, davonstürmt; für den Ken ner eine stille Märchenwelt, in der man nur offenen Auges und Sinnes herumzugehen braucht, um Fund über Fund zu tun. Aber selbst dem Freunde der Tiroler Stadt wird dieser hübsche Band viel Neues bieten, so lieb und vertraut ihn Bild
geradezu schmerzen. Hier über gibt Luchners Text manchen Wink. Er spricht vom Lande selber, seiner mutmaßlichen oder vermeintlichen Urbevölkerung, von Römern, Goten, Bajuvaren und Langobarden. Er zeigt, wie unzertrennlich Tiroler Stadt und Römerstraße sind, wie all diese Orte natürlich be dingt, notwendig entstände!! organisch gewachsen sind, wie sie sich dem sie schützenden Burghügel anschmiegen, unterordnen, sich um ihn herumlegen wie eine Schleppe; wie sie sich in die Längsfalte des Tals fügen
Aufschluß gäben, dem manch weiterer durch ein hübsches Buch folgen könnte, wie durch Carl von Lutterottis viel Zu wenig bekannte Gedichte in Tiroler Dialekten. Man Muß erst die Unterschiede erfaßt Haben, um die ideale Ein heit, die doch wieder dahintersteckt, zu ahnen. . Die Erbauer dieser Städte hatten die ganze herzhaste - Freude des Südländers an der großen Wand, den Mut Sur breiten, ungegliederten, meist farbigen Mauerflächen und zugleich die ganze herzhafte Freude des Nordländers M der organischen
bestimmter Straßen an bestimmte Gewerbe noch deutlicher kennbar ist, als bei uns. Jedes dieser Elemente, Mauers Fenster, Tor. Erker, Dach,. Laube, verdient für sich betrachtet, in seiner Entwicklung dargestellt und mit Auswärtigem ver glichen zu werden. Gewisse Tiroler Fensterlösungen z. B. kehren nicht nur im alten Zürich, sondern auch in den Hansestädten wieder; der Altan verschwindet im go tischen Stein-Hausbau Tirols fast ganz (das Goldene Dachel ist die glänzendste Ausnahme), um erst im Barock