„Abkanzelung', die jedenfalls manches Wahre enthält und deshalb von uns mitgetheilt werden soll: „Nach Tirol schickt der Volksbot' heut' einen schönen Gruß, will aber gleich was dran anbinden. Als er vor zwei Jahren und «m vorigen Sommer wieder im Tiroler Land war hat er droben •gat Manches gesehen und gehört, was ihm gar' wohl gefallen hat, aber auch Einiges, was ihm nicht gefallen hat. Der Tiroler red't halt frisch und derb von der Leber weg; wie dießKatz' um den Heißen Brei herumzugehen
, das ist seine Sach' nicht. Darum ge-- sällt's dem Tiroler natürlich auch, wenn's Andere eben so machen und Ränke und Schwänke sind ihm verhaßt. Er hält treu und fest an seinem Gott und seinem Glauben, an seinem Kaiser und feinem Land, ist munter und fröhlich, kann's Kopfhängen nicht lei ten, ist brav im Feld und wacker und fleißig daheim, und all' das gefällt dem Volksboten recht wohl. Aber eben aus seiner Gerad heit wird ihm in der neueren Zeit auch oft eine Schlinge zu Drehen gesucht, und der Volksbot' hat's
schon gemerkt, daß öfters Einer hineintappt, weil er sich auf die Feinspinnerei nicht versteht und Andere, die erheuchelte Offenheit zum Schild aushängen, für -eben so offen und ehrlich hält, als er selber ist. Gehr's im Land oder in der Gemeinde nicht recht zu, so red't der Tiroler frei dar über, und wenn Lindere das auch thun, so studirt er gerad' nicht, ob nicht Falschheit dahinter stecken möcht', weil er selber nicht falsch *) Laut einer gestern hier eingelaufenen telegraphischen Nachricht
!'' Schluckt Der in der Schlinge das auch noch, so ist er so gut wie reif, und der dickste Unglaube, die gröbste Religionöverächterei kann ihm nun als Evangelium des „neuen und wahren Lichts' einge- bläut werden. An Solchen aber, die das brave Tiroler Volk zu dem Unglaubenslicht bringen möchten, fehlt's leider auch in Tirol keineswegs; die Jnnsbrucker Zeitung ist eben ihr Werkzeug, und wenn man Unglaubenspriester finden will, so darf man sich nur unter den mittlern und niedern Beamten um schauen
; unter Denen gibt's leider mehr als zu viel, die am Glau ben ganz bankerott sind. Also — gut aufgepaßt, Tiroler, und den Kopf nicht in die liederliche Schlinge gesteckt! — UebrigenS paßt dieselbige Kappe nicht bloß in Tirol, sie paßt nur zu viel fach auch in'Bayern, und darum mag sich eben jeder seinen Theil davon nehmen. Innsbruck, 20. Jänner. Bei der jüngst stattgehabten Ge neral-Versammlung des hiesigen Handelsgremiums fand die Ergän zungswahl an die Stelle jener Mitglieder statt, welche aus dem Gremium