Der historische Ernst der Situation, die letzte Anstrengung des tiroler Landsturmes im Kampfe gegen Franzosen und Bayern ist in diesem Bilde mit einer. nicht zu nberbietenden Eloquenz des Ausdrucks veranschaulicht. Den abziehenden tapferen Greisen, welche die Heimat mehr lieben als ihr Leben, sehen nur Kinder, Frauen und Verwundete zu. Die Macht einer großen sittlichen Idee zeigt sich im „letzten Aufgebote' in geradezu er schütternder Weise ausgeprägt. Dieses Bild ist einfacher und. edler

in der Composition. ernster und ergreifender in der Wirkung der Ausdrucksmittel, kurz vollkommener nicht zu denken. Ein anderes edles historisches Genrebild von Fr. Defregger ist „Die Heimkehr der Sieger'. Die rüstigen Landsturmsoldaten, welche ihr Leben und ihr Vaterland gerettet hatten, sind mit ihren Wasfenthaten vollständig zufrieden. Der Fahnenträger der in ein tiroler Dorf einziehenden Landschützen sieht seine Liebste und jauchzt auf, während der Anführer der Freiwilligen schaar ernst dareinblickt

anderen Gestalten des lebensvollen -Bildes. Man sieht es gerade diesem Gemälde an, daß die Schöpfung eines Malers ungleich lebendiger eine Situation zu versinnlichen vermag, als das Wort eines Dichters. Die Hauptgestalt von zwei werthvollen historischen Genrebildern Defreggers ist Andreas Hofer. Das erste Gemälde zeigt diesen Helden auf der Höhe seiner Macht. Der Obercommandant der tiroler Landesvertheidigung sitzt — ; umgeben von seinen Säuerlichen Rathgebern und Mitkämpfern — in einem Prunkgemache

der kaiserlichen Residenz in Innsbruck und empfängt in Hemd ärmeln Abgeordnete des Kaisers, welche ihm ein Decret überreichen. Die Rocklosigkeit des wackeren Beschützers von Tirol bildet einen wirksamen Contrast zu der steifen Feierlichkeit der Wiener Delegirten. Ein Bild edlen Styls ist auch „Hofers Tod'. Mit tiefer Ergriffen heit nehmen die Mitgefangenen Tiroler von ihrem Commandanten Abschied. Hofer, eine markige Gestalt, ist der einzig Gefaßte und Ruhige inmitten der ~ verzweifelnden Landsleute und geht

vor. welcher seinem Vater, der wie ein Hrim- thurse der nordischen Sage hoch und breit gebaut ist. von einem Tapferen der tiroler Volkswehr bewaffnet vorgeführt wird. Man muß wissen, daß der Knabe Speckbacher aus Vaterlandsliebe die feindlichen Kugeln dort aus gesucht hat, wo sie aufschlugen, damit sie wieder gegen den Feind verwendet werden, um sich für dieses Bild zu intereffiren, dessen Stoff an sich — wie er im Gemälde erzählt wird — keiner intensiveren Theilnahme begegnen kann. Durch eine gelungene Stoffwahl

, Lebendigkeit und Unmittelbarkeit, mit welcher sie charakterisirt wird. . Da schlägt immer die Kunst ihre Hellen Augen auf, wenn es der Maler versteht, innere Vorgänge durch Haltung und Bewe gung der Körper sowie durch Mienenspiel und G eberden sprä che auszudrücken. In diesem Bilde Defreggers geschieht es. Auch in dem Gemälde: „Die Faustschieber' wird eine Volksübung geschildert, in welcher die tiroler Ge- birgssassen ihre Muskeln von Eisen auf die Probe setzen. Bald darauf führte Defregger

in seinen Genrebildern Scenen aus dem Familienleben der tiroler Landlente vor, Scenen, in welchen irgend ein ge meinverständlicher, das Mitgefühl des Beschauers erfassender Vorgang ge schildert wird. Damit betrat unser Künstler jenen Boden, auf welchem er rasch bekannt und beliebt wurde. Auch da stellte es sich heraus, daß die Wahl der Vorwurfes allerdings viel bedeute und daß jene frivole Malerregel nichts tauge, welche da behauptet, daß an dem Gegenstände eines Bildes nie etwas liege