Tirol und die Tiroler im Jahre 1809 : ein Beitrag zur Charakterschilderung unserer Tage
Künsten und Wissenschaften ha ben die Tiroler noch keine Alkare erbaut. Natür liche Anlage haben sie; nur an Auebildung fehlt es. Man findet manches Gcnie unter den Bauern. Peter Honig , ein Bauer, machte sich durch seine Spezia!karte von Tirol bekamt, die er blos mit Hülfe seines Genies verfertigte zauch ein Paar Globen brachte er zu Stande. Bursche und Mäd chen äussern in ihren Gesprächen und Antworten viel Mutterwitz, lieben in Reimen sich auszu drücken und singen gern; ihre Liederchen
, die von ihren Liebschaften und andern Vorfällen handeln, dichten sie selbst. Gewerbfleiß herrscht in Tirol. Es hat Sei ben- Sammt- Band - und Strümpfmanufakturen, Messing - Stahl - und Dralhfabriken, kederberei- tungen, Teppichwebereien, Glashütten, Eisenham mer , Sensen - und Messerschmieden, Kattundruk- kereien :c. Artige Erwerbszweige entspringen aus Verfertigung der beliebten Iiegem'ederhandschuhe, der Hüte, Geigen und allerlei Strickwerk; aus dem Figurenschneiden aus Zirbelnußholz (im Thale Greven), aus Marmor
- und Alabastctflgurenar-- Keit. In den südlichen Gegenden ist die Seiden- kuiwr zu Hause, wo jahrlich bei 5000 Zentner gewonnen wird. Den eigentlichen Handelsgewinn aber zieht das Land durch die starken Waarendurch- gange zwischen Deutschland und Italien. Den entschiedenen Einfluß, den die reine gesunde Luft in Tirol auf den Menschen hat, äus sert sie auch auf das Thier- und Pflanzenreich dieses Landes. Die schönen ftuchtbaren Thaler liefern dem Landmanne goldene Emden. Felder, Wiesen, Gärten, alles schmückt
die Natur mit Pracht, Reichthum und Segen. Rur an den Ein wohnern selbst liegt die Schuld, daß Tirol, ob gleich voll Gebirge, noch nicht hinreichend angè- B 4
