Freitag, den 15. Oktober 1920. „T i r o l e r B a u e r n - Z e i t u n 9" Mc'r. 42. Seite 5. De profundis. Wir erhalten von unserem Vertreter in Süd tirol den Wortlaut zweier Veröffentlichungen, welche anläßlich der Annexion und der damit ver bundenen Traucrkundgebungen in den Südtiroler Blättern erscheinen. Me erste ist von den drei deutschen Parteien Südtirols gezeichnet, wäh rend die zweite als eine offizielle Stellungnahme des deutschen Verbandes in Südtirol gilt. Weit über menschliches
möchte. Ist es möglich, daß ein solcher Hohn auf Recht und Gerechtigkeit trnd sei es auch nur für die kurze Spanne eines Men schenalters, einer wirklichen, einer höheren Ge rechtigkeit Stand halten könnte? Wir sowenig wie die verblendeten Urheber dieser schmachvol len Verträge glauben es. Und so ist unser Weg vorgezeichnet, jetzt und so lcnrge unser schweres Leid dauern mag. Wie heute in dieser Schicksalstunde, der furchtbarsten, die Tirol je erlebt, werden wir auch in Zukunft nie aufhören, unsere
. Die Geschichte lehrt, daß die schwersten Prüfun gen, die ein Volk zu tragen hat, ihm zum Heile werden. Auf uns soll diese Prüfung wie ein Stahlbad und wie ein Jungbrunnen wirken, aus dem wir einst zu neuer Kraft erstehen werden. Wir sind ein Volk mit Erinnerungen erhebend und begeisternd, wie kaum bei einem Anderen. Wir wissen, daß Tirol auch in vergangenen Zei ten Leidenstage erlebte, daß es heldisch alles Un gemach ertrug und — überwand. In diesen Er innerungen, die uns Trost und Vorbild
, bei dieser Feuerprobe unseres nationalen Willetts, bei dieser höchster: Anspannung unserer sittlichen Kraft wird Gott mit unserer gerechten Sache seit:, wie er einst mit unseret: Vätern war. Drum weg mit Kleinmut und Bangen! Die Blicke zukunftswärts gerichtet! Der Deutsche Verband in Südtirol. Südtiroler! Mit den: heutigen Tage ist die Einverleibung Südtirols in das Königreich Jtaliet: vollzogene Tatsache. Damit ist dav alte Land Tirol in zwei Teile zerrisset:. Südtirol ist das Opfer des Frie densvertrages geworden
zu der nach Tausenden zählenden Met:ge je eit: Vertreter der Parteien sprach. Ein Massenchor sang ergreifende Lieder, deren letz tes ausklattg mit den Worten: „Ade mein Land Tirol". M. Heinrich Haidegger, der namens der Ti roler Volkspartei sprach, führte aus: Mag die Annexion einstweilen das Land abtreten, die Her zet: könnet: nicht anttektiert werden. Wir ver trauen auf den Herrgott, er wird für Südtirol wieder die Stunde der Befreiung schlagen lassen. Unser Tiroler Treuschwur aber sei: Nit lugg lasset