Briefe aus und über Tirol geschrieben in den Jahren 1843 bis 1845 : ein Beitrag zur näheren Charakteristik dieses Alpenlandes im Allgemeinen und der Meraner Gegend insbesondere
aber im zwei Haupttheile zerfallen, von denen der eine den Süd- abhang des Brenner-Passes oder das Thal des Eisack, und der andere den Nordabhang oder das Sill-Thal umfafst ■— Was nun zunächst das Ei sack-Thal betrifft, so hat der obere Theil mit seinen Zuflüssen aus dem Pflersch-, Ridnau- ner- und Pfitscher-Thale, den Charakter des Hochgebirges, und die, in der Gegend von Sterzing sich vereinigenden Wildbäche kühlen hier die tobende Gewalt ihrer Gletscherwasser in einer sumpfigen Wiesen-Ebene
— dem Sterzinger Moose — welches sie in Serpentinen durchziehen. Dann folgt der mittlere Theil: ein rauhes, unfreundliches Querthal, ohne gröfsere Seitenthäler, mit gröfstentheils waldbe deckten Steilabfällen. In der Gegend von ßrixen, da wo die Rienz mit dem Eisack sich vereinigt, tritt uns eine zweite, er weiterte Thalfläche entgegen, deren Wiesengrund auf eine frü here Anstauung schliefsen läfst. Und eine solche Anstauung hat offenbar stattgefunden, bevor sich der Flufs seinen Ausweg durch die enge Spalte
gebahnt hatte, welche den untern Theil des Ei sack-Thals charakterisirt. Dieser untere Theil, der bedeutendste an Längen-Ausdeh nung (von Bötzen bis Klausen rechnet man 3| Meilen, und bis Brisen 5 Meilen), ist zugleich der interessanteste, ja vielleicht der merkwürdigste im ganzen Tiroler Alpengebirge. — Ich will es versuchen, die Eigenthümlichkeiten dieser drei Abschnitte nä her zu schildern. Die Lage von Bötzen habe ich schon früher*) charakterisirt. Die Ebene, welche sich auch noch auf dem linken