stand kürzlich folgender Satz zu lesen: ,,Ein Söldner dient dort, wo er am besten bezahlt und verpflegt wird, aber ein Soldat im wahren Sinne des Wortes kämpft unter seiner Fahne, wenn er sie auch nkht liebt, aber weil er auf sie geschworen hat." In diesen Worten ist ein Stüde Gedankengut der Vergangenheit enthalten, jener Vergangenheit, die uns nichts als Unglück beschert hat. Wenn''wir nun wollen, daß wenigstens zukünftigen Generationen ein besseres Los beschieden sei, so müssen
wir aus der Vergangenheit lernen und uns von jenen Vorstellungen befreien, die — weil falsch — ein unseliges Erbe darstellen. Aus diesem Grunde können diese Worte nicht unwidersprochen bleiben. ,,Einen Soldaten im wahren Sinne des Wor tes" gibt es nicht und hat es nie gegeben. Was es in Wirklichkeit gibt, das ist ein Soldat preußi scher Prägung, ein Soldat amerikanischer Prä gung und so weiter. Das Militär ist eine von Menschen geschaf fene Einrichtung. Die Einstellung des einzelnen zu dieser Einriditung ist von Nation
zu Nation verschieden. Wer Gelegenheit gehabt hat, Ar meen anderer Völker kennen zu lernen, wird dies bestätigen können. Es ist dem Preußentum Vorbehalten gewesen, aus dem Soldatentum ein höheres sittliches Gesetz zu machen. In dem zitierten Blatte hätte es daher .anstatt „Soldat im wahren Sinne des Wortes" richtig heißen müssen, ein Soldat im preußischen Sinne des Wortes. Denn die Auffassung, daß ein Soldat für seine Fahne kämpft, ganz gleich, ob er sie liebt oder nicht, und logischerweise ganz gleich
— und aber auch in die Katastrophe von 1945 geführt hat; der aus dem Volk der „Dichter und Denker" die „Nation von Nürn berg" gemacht hat. Nur durch diese Form des blinden Gehorsams, der der Person galt, dem „Führer" und der den Menschen zur Sturheit erzieht, ist es möglich geworden, daß eine Anzahl junger und normal erzogener Menschen zu Ver brechern im gemeinen Sinne des Wortes geworden sind, oftmals wider ihre bessere Ueberzeugung. Wir Österreicher haben diese Auffassung nie vertreten. Sie ist an uns — allerdings nicht erst