können viele der beamteten Konjunkturmeier die Erfahrung machen, daß es auch außerhalb der artille- : rifiischen Kreise etwas gibt, was man ein „Vorprellen" nennt. Es kann geschehen, daß man allzu früh seine Visi tenkarte abgegeben hat und dann zwischen zwei Stühlen zu ! sitzen kommt: Mit der alten Herrschaft hat man sich's un heilbar verdorben, und die neue Herrschaft kommt nicht. Daß sie nicht kommt, wenigstens in dem groben Sinne nicht, 'wie fctie Naivlinge sich's vorgestellt haben, erscheint vor läufig
" Oesterreichs; ist einmal diese Angleichung vollzogen, dann — so meinen sie — kommt bas übrige von selbst. In diesem Sinne fordern sie unausge setzt Neuwahlen in Oesterreich, damit die Nationalsoziali sten das „nach allen Regeln der Demokratie" ihnen zu kommende Recht ausüben können. Dieselben National sozialisten, die bei sich zu Hause alle anderen Parteien, darunter solche mit Millionen von Wählern, mundtot ge macht, aufgelöst, beinahe physisch ausgerottet haben, for dern für ihre österreichischen
und klerikale Rechte steht. Soll man nun wirklich glauben, daß das neue Regime die Massen enttäuscht hat, so daß sich ihre Hoffnun gen heute einer ausgesprochen sozialistenfeindlichen Regie rung, denn das ist das Kabinett Lerroux, zuwenden? Daß das Regime in gewisiem Sinne die Massen enttäuscht hat, wird mckn kaum in Abrede stellen können; es hat enttäuscht, wie jede die Bleigewichte der Vergangenheit nach sich schlep pende Wirklichkeit die beflügelte Hoffnung und Phantasie enttäuscht. Aber nicht daran
kam, hat das Ministerium Azana geschwächt, weil sie zeigte, daß die Sozialisten, die die Hauptstütze des Kabinetts waren, nicht geschlosten hinter ihren Ministern standen. Als dann die neue Krise kam, ist der sozialistischen Partei gar kein An erbieten mehr gemacht worden. Präsident Zamora nimmt seine Aufgabe als Staatsoberhaupt sehr gewistenhast im Sinne der Verfastung, aber als bürgerlicher Ordnungs mann ist ihm ein Kabinett Lerroux sympathischer, als eine Regierung unter sozialistischem Einfluß