?' „Warum nicht, liebe Anna! Es ist ein kurzer Thrä- nenschauer, der i« Tropfen der Freude sich verwan delt und was ich sinn' ist ein gottgefälliges Werk. Denk Dir einmal, wir nehmen einen Vuben des Hansirers zn uns; bleich, abgemagert, mit Lappen bedeckt und bloßfüfsig führen wir ihn da herein und er schaut hungrig nnd scheu um sich, hat Furcht vor uns Fremden. Du nun käminst seine Haare, nähst ihm ein dlühweißeS Hemd und ich meß' ihm Schuhe an. kauf' ihm Socken dick und warm, wir beide setzen
zum fröhlichen Schuster rückend, indem es die Hand auf feinen Arm legte: „Dein Ged anke, Gottfried, hat mich um alle meine Rnhe gebracht, bis in acht Tagen wird's mir zulange: warum sollen wir aufschieben, was wir gleich thun können? Sag' mir lieber, ob Du schon ein Kind im Sinn hast, das Dir gefiele, das Du zu uns nehmen möchtest?' „Allerdings, und zwar eines von der Singerin ihren eils Kleinen. Sie ist nicht mehr jung, ist seit einem Monat Wittwe, sie hat eine kleine Wirthschaft und die meisten Kinder
auf den Beinen, rüstete sich zur Abreise und trank die Morgensnppe, welche ihm die sorgliche Hausfrau reichte. In bester Laune scherzten beide noch heute über „Bub' und Dirndl' und Anna machte sich allerlei um Gott fried zu thun, ob er warm genug gekleidet sei, ob er nichts vergessen habe und nahm zehnmal Abschied, eben so oft ihn zurückhaltend — sie sollte ihn ja drei lange Tage hindurch nickt sehen: eine kurze Spanne Zeit für Gleichmuth und leichten Sinn, eine Ewigkeit — für ein treues Fraueuherz. Endlich
als eS sonst ihre Art war, blieb sie aber heute nachdenklich und sprach oft mit sich selbst — Gott frieds Plan ging ihr nicht mehr aus dem Sinn; er gefiel ihr immer mehr und es schien ihr unendlich lang, daß sie drei Tage zuwarten sollte, bis er zur Wahrheit geworden. Da es nun einmal sein Wunsch war, so wollte sie ihn je eher — je lieber erfüllen und mit Eins überkam sie der Gedanke: Wie wär' es, wenn ich ihn überraschen wollte? wenn er heimkäme nnd fände schon ein Dirndl oder einen Buben — wie erfreut