Der Ausgangspunkt für Simon war die Brixner Freskenmalerei. In dieser selbst gingen damals mancherlei Veränderungen und Stilwechsel vor sich. Gerade in Tesido (Taisten) malte jener bescheiden-liebens würdige Maler, als Sunterschüler wird er meistens bezeichnet, dessen Werke sich auf ein Gebiet verteilen, fast ebenso groß wie später das Simons. Er hat im Brixner Kreuzgang, in Klerant und in Melaun, in S. Candido (Jnnichen) und St. Silvester volkstümliche, sanfte, aber nicht schmächtige Heiligen
von 1484, „Weltkunst", Berlin 1934, Nr. 37 (mit Abb.). Beschreibung dieses für den Dom dekan Benedikt Fieger geschaffenen Flügelaltars im gedruckten Katalog der Sammlung Eich, Lenzburg 1934. Schnörkel erinnert (nicht zufällig verwendet gerade Simon so gerne seine charakteristische Schrift in Buchstaben und Zahlen), die Aus führung ist skizzenhafter, die Modellierung verschmelzt viel weniger, alles ist diesseitig, profan, manchmal bis zur Ironie. Woher das? Derselbe manieristische Realismus findet
sich in Pachers Fresken, beispielsweise an den Bischöfen des Jnnichner Südportals, bei dem Meister des Wiener Altars mit dem Gnadenthron (der einst im Besitz des Kunst händlers Pacully in Paris war"), bei der Wengener Kreuzigung, die Allesch") um das Jahr 1490 ansetzt und dem Meister des Neustifter Katharinenaltars zuschreibt. Gerade dieser Altar zeigt in manchen Teilen, wie in der Geißelung, recht verwandte Züge mit Simon. An einen Lehrmeister solcher Art mühte man also neben dem Brixner Fresken stil
bei Simon noch denken. Nur durch eines unterscheiden sich auch die frühesten Werke Simons in fortschrittlichem Sinne: hier finden wir an keiner Stelle einen anderen Hintergrund als die freie Weite "). Die Szenerie des Obermauerner Marien todes ist ein Platz in einer mittelalterlichen Stadt. Eine Reihe von Giebelhäusern schließt mit einem zweitürmigen Stadttor ab, durch das man Berge und Himmel erblickt. Links steht ein langgestrecktes Haus mit Lauben im Erdgeschoß. Den Marientod widersinnig ins Freie
schwebenden Engel. Und wenn Simon etwa nach dem Muster von Pachers St.-Wolfgang- wunders einen Engel verkürzt zeichnen will, so gelingt ihm das noch nicht recht. Die Falten sind gerade gekehlt und hart, die 11) Abgeb. n. a. bei Semper, a. ct. O., S. 245. 12) Allesch I., Michael Pacher, Leipzig 1931. 13) Dies kann einem in der Brixner Malerei aber auch bei anderen mittelmäßigen Meistern auffallen, z. B. bei Ruprecht Putsch.