67 risultati
Ordina per:
Rilevanza
Rilevanza
Anno di pubblicazione ascendente
Anno di pubblicazione discendente
Titolo A - Z
Titolo Z - A
Giornali e riviste
Bozner Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZZ/1902/06_06_1902/BZZ_1902_06_06_2_object_351885.png
Pagina 2 di 8
Data: 06.06.1902
Descrizione fisica: 8
, nur noch ärgeres Unglück über die arme, lhnedies nicht allzu starke Partei herein. Und wieder ist es einer ihrer „Besten' und wieder ein Angestellter der Stadt, der Magistratsbeamte Karl Schmid, den das „Mißgeschick' ereilte. „Unser Schmid', wie der sromme Kammerrat und Magistratsrat P mit Stolz den Magi- stratsbeamten Schmid zu nennen pflegte, ist plötzlich „verschwunden'. Anfangs mochte man wohl denken, der Gute habe, „einem unwiderstehlichen inneren Triebe' folgend, eine Pilgerfahrt in das gelobte Land

unternommen und habe in seinem frommen Eifer bloß vergessen, seine „Vorgesetzten und Freunde' davon zu verständigen; doch leider nur zu bald wurde es mit erschreckender Deutlichkeit klar und bekannt, daß „unser Schmid' von der Staatsan waltschaft wegen Kontrahierung betrügerischer Schul den in der Höhe von über 80.000 Kronen und wegen Wechselfälschung steckbrieflich verfolgt werde. Und wahrlich, der gute Schmid hatte das Schul- denmachen meisterhaft verstanden; der frommen und wohlhabenden Frau

N. zum Beispiel, die sogar ihrem eigenen Gatten, einem Gewerbetreibenden, im Vorjahre ein Darlehen zu seinem Geschäfte verwei gerte, wußte er ein paar Tausend zu entlocken und selbst den bedeutendsten Sparern und stadtbekann testen Knausern verstand er größere Gelddarlehen herauszupressen. Viele geriebene „GeschästS- Katholiken' und die schlauesten christlichsozialen Bierversilberer, wie z. B. Herr W., wußte „unser Schmid' gehörig auszubeuten und selbst wo kaum jemand ein Geld vermuten konnte, so bei armen

Angestellten und Dienstboten, verstand Schmid ein solches zu finden. Was aber an der Sache besonders schlimm ist, Schmid hatte „Parteidisziplin' gehalten und bei nahe ausschließlich seine „frommen Brüder' herein gelegt, das allerschlimmste war aber allerdings, daß gleichzeitig mit den Betrügereien Schmids auch be kannt wurde, daß der Fromme dieses gestohlene Geld nicht etwa nach dem Vorbilde des heiligen Crispin zu „guten Werken' verwendete, sondern leichtfertig mit Weiberu vergeudete, die er sich trotz

seiner Frömmigkeit neben — seinem ehelichen Weibe zu leisten verstand. Wie rein „äußerlich' und „bloß formell' aber die Scheidung zwischen den modernen „SezessionS- Klerikalen', den Christlichsozialen einerseits und den „unverfälschten Schwarzen', den Altklerikalen an dererseits ist, trat auch zum Leidwesen der letzteren in dieser Sache in ganz unliebsamer Weise zutage; unter den geprellten Gläubigern des Christlichsozialen Schmid befanden sich nicht nur engere Parteigenossen desselben, sondern auch bewährte

1