1 Ehrisiophorus. Krählung aus dem Tiroler Volksleben von M. v. B u o l. 3 . Zwei Jahre waren vergangen. Jakob Stainer hatte sein Ziel erreicht auch ohne Hilfe der Base. Und nun sollte er Primiz halten. Aber in aller Stille wollte er das tun. Nicht drü ben in Sand, in der großen, prächtigen Pfarrkirche, sondern im arknen Moritzenkirchlein, wo er als Knabe so gern gebetet hatte. Doch wenn's nur eine stille Messe war, die Leute taten doch das ihrige, um den jungen Geistlichen zu feiern. Der Mesner
von Moritzen schleppte Blumenstöcke zusammen, um den Altar zu zieren, und der Schullehrer von Sand, der das Jaggele schon als Abe-Schützen ge bannt und geschätzt hatte, ließ die alte Orgel knar ren und knurren. Das bravste Moritzener Schul- maidlein hatte man als geistliche Braut geziert. Auch der Böllerknall fehlte nicht: das Pulver spen deten die Schulkameraden des Primizianten zu ihrer eigenen Unterhaltung. Und obwohl es nur ein schlichter Werktag war, konnte das Kirchlein die Andächtigen kaum fassen
in der Moritzenkirche zum Betläuten erschien und Chri- stoph die Kirche verließ, die seine Herberge gewe? sen war, da fiel ihm plötzlich ein, daß es wohl das klügste wäre, sich zu allererst an den alten Dechant zu wenden und von ihm zu erforschen, wie es mit der Mutter stehe, und ob er ihr unter die Augen treten dürfe. Noch war's freilich zu früh, in den Widum zu gehen. Und so wanderte Christoph hinaus in die breiten Felder, die sich zwischen Sand und Mo ritzen ausdehnen. Schön war's in dieser stillen Morgenstunde
, dann Gruppen von Schnitterinnen, plaudernd und lachend. Einige wunderten gerade Wer den schmalen Feldweg daher, den Christoph ging. Sie sahen ihn verwundert an. Eine sagtet „Grüß Gott!" Er kannte sie nicht, die das sagten Sie war wohl eine Feldnmgd und von auswärts ins Tal gekommen. Gegen sieben Uhr läuteten die Glocken am Pfarrturm von Sand. Von ferne stehend sah Chri stoph die AWächtigen herbeikommen. Eine halbe Stunde, dann traten sie wieder aus der Kirche. Und nun kam er zögernd näher und ging