darstellt, was in den letzten Jahren von Engländern über Südtirol geschrieben wurde. Es ist dies der Aufsatz, den wir in den Folgen 5 und 7 unseres Blattes auszugsweise veröffent lichten. Tolomei wirft dem englischen Verfasser insbeson dere vor, daß er sich in Innsbruck über Südtirol unterrichtet habe, anstatt in Südtirol selbst. Wir konnten allerdings feststellen, daß Mister Morrow einige Wochen in Südtrrvl war Und nicht bloß die wichtigsten Städte besuchte, son dern auch das Landleben ansah. Er konnte
dies um so leichter tun, als er die deutsche Sprache ausgezeichnet be herrscht, so daß er in der Lage war, auch mit den Ein heimischen Fühlung zu nehmen. Mister Morrow hat also, wie man sieht, nicht bloß das Buch von Herford, Fingeller und Stolz studiert, wie Tolomei meint, sondern seine Ein drücke sind unmittelbare gewesen. Dieses Studium der deutschen Literatur nimmt Tolomei Herrn Morrow be sonders übel: nicht bloß Dr. Stolz habe seine Lebens aufgabe der Geschichtsforschung für Südtirol gewidmet
, sondern in gleichem oder höherem Maße er selbst in den vielen Bänden des „Archivio dell' Allo Adige' (bekannt lich die gröbste Geschichtsfälschung, die die Welt gesehen hat) und diese Arbeit habe Mister Morrow gänzlich ignoriert (allerdings begreiflich). Südtirol sei vor und nach der Einverleibung italienisches Land gewesen, die Bauten (insbesondere Bauernanwesen) hätten den römischen Cha rakter wie die im Val Cadore oder Veltlinertal r (!) mit Ausnahme der miserablen germanischen Häuser der Aera Perathoner
. (Einem Menschen, der den jedem Laien in den Augen springenden Unterschied zwischen dem Bauernhause „Der Südtiroler' Innsbruck, 16. April 1929; in Südtirol und im benachbarten Trentino (oder Cadore und Veltlin) nicht sieht oder sehen will, ist eben nicht zu helfen.) Tolomei nimmt dann zu den Ausführungen Mor- rows über die lokalen Autonomien, über Andreas Hofer, die 14 „famosen' Punkte Wilsons Stellung und spicht im weiteren Verlaufe seiner Abhandlung auch über die Absicht Italiens, Südtirol zu italianisieren
. In Wirk lichkeit sei man noch weit entfernt von der Kolonisierung Südtirols mit Italienern. Es sei unrichtig, daß deutsche Gebete untersagt worden wären (und in Salurn?), daß die deutschen Familiennamen in größerer Zahl italianisiert, daß der Gebrauch der deutschen Muttersprache untersagt wurde (tat sächlich wird in allen Aemtern nur die italienische Sprache zugelassen, den Schulkindern wurde vielfach auch außer-.MO der Schule der Gebrauch der Muttersprache verboten uff.); Südtirol sei eben heute