Beilage zum „Tiroler Wlksblatt' Nr. 45. Voze«, Samstag, dso S. Juni 1891. Roth i« Sicht. In Deutsch-Südtirol kann man oft hören : daS Jahr 1875 war doch ein Jubeljahr! Die Bauern meinen, der Jahrgang 1875 sei besonders reich gesegnet ge wesen mit Früchten aller Art, weil ein JubiläumSjahr war. Bleiben wir heute auf dem materiellen Stand punkte stehen. Laut streng geführter Wirthschaftsbücher machte eine Herrschaft Anno 1875 eine Weinlese von 1400 alten Ihren, Anno 1876 in denselben Weingärten
oder Mortitschen, oder Auswüchse an Daumen oher Füßen, und^ die wunderscltenen Geschiebe oder grünen Scheine, die man kaum in jeder Bergl, richtiger in einem ganzen Weinberge sehen oder finden kann, trügen den Beschauer, weil sie am alten Holze wachsen und somit unfruchtbar sind. l Heuer gibt es in Deutsch«Südtirol keine Weinlese und damit kein Aeld. Wahr, aber traurig noch mehr ist, daß die zweite Hauptfrucht des Landes, der Mais, oder Kukurutz, ebensalls, wie es allen Anschein hat, ausfallen
bitten werden und bitten müssen. Palliativmittel reichen nicht aus. Südtirol braucht, um es mit einem Wort zu sagen: Millionen Gulden. Der Staat muß uns helfen, sonst gehen wir Alle zu Grunde. Wie soll und kann der Staat helfen? Ferne sei jede Beschönigung, wenn an dieser Stelle nur angedeutet wird, daß die Bevölkerung von Dentsch- Südtirol immer treu war; dieselbe Bevölkerung wird stets dankerstattend treu bleiben. Die Staatshilfe stellt Schreiber dieser Zeilen, natür licher Weise ganz unmaßgeblich
, auf zweifache Art sich vor, nämlich: a) Mittel, von denen die bekannt sehr dichte Be völkerung von Südtirol als solche die Masse der Arbeiter — und der Staat zugleich den Nutzen ziehen kann, und b) Mittel, welche der Staat dem loyalen Besitzer oder Bauer an die Hand gibt. In ersterer Beziehung wagt man einige Projekte auszuwerfen. Zwei Gemeinden allein in Deutsch-Südtirol, Kaltem und Eppan, Pflegen in einem Jahre sür eine Million Gulden Wein zu Verfrachtern Im Jahrgange 1891,92 wird Handel und Wandel
- gesellschaft, desto mehr aber den Staat und die in Noth gerathende Bevölkerung von Deutsch-Südtirol inter- 5 essiren. DaS ist der strategisch nothwendige Ausbau des ^ wälschtirolischen Straßennetzes in seinem Centrum, oder die Vereinigung der FleimSthalstraße mit der Tonal- straße, oder die Verbindung der Punkte GlNund-Kaltern- Eppan. Dies gäbe ein Verdienst sür die armen Arbeiter im Etschthale, das wäre ein Strahl von Glück für jene Grundbesitzer, welche alle Erzeugnisse von ihren Gütern an der Etsch