Sckte 4. Nr. 17. ,&tT Südtiroler' Innsbruck, 1. September 1928. England. Südttrol und die „Morning-Post^. Wir haben bereits in früheren Folgen unseres Blattes zur Artikelserie der „Morning-Post', einem führenden Tag blatt Englands, ausführlich Stellung genommen. Bekannt lich hat ein Korrespondent, der Südtirol bereist haben null, in 5 Artikeln versucht, die M!einung Englands über das Schicksal der Deutschen in Südtirol hinwegzutäuschen. So glaubte er u. a. feststellen
zu können, daß, von 200.000 Südtirolern 70 o/o völlig zufrieden sind, in Frieoen und Wohlstand unter dem Schutze der italienischen Nation leben zu dürfen. Den Rest machen die sogenannten „Un zufriedenen' aus, die ein Häufchen von höchstens 8000 Personen gegen 40 Millionen geeinigter und geschlossener Italiener bilden und wenn man bedenkt, daß diese Un zufriedenen alle Vorteile und Privilegien der italienischen Staatsbürgerschaft in absoluter Gleichheit (man erinnere sich an die „nur' 27 Ausnahmsgesetze für Südtirol
für gewisse Zugeständnisse der italienischen Regie rung an Südtirol eintritt. Wie er von österreichi schen und italienischen Journalisten erfahren haben will, würde die Südtiroler „zuftieden' sein, - wenn man ihnen die deutschen Grabinschriften, den obligatorischen oeutschen Sprachunterricht und deutsche Kirchenpredigten gewährte. Er glaube, daß diese Forderungen um so leichter erfüllt werden könnten, als ja einerseits Bundeskanzler Dr. Seipel die italienischen Hoheitsrechte in Südtirol voll und ganz
Verpflichtungen hinsichtlich der Bchand- lrmg der Südtiroler — Gewährung der in den anderen Friedensverträgen den Minderheiten gewährleisteten Min- ßestrechte — übernommen, die erfüllt werden müssen. Diese Mindestrechte aber gehen über die Zugeständnisse der ,Morning Post' um ein bedeutendes hinaus. Die „Morning Post' hofft daher umsonst, daß bei Erfüllung der Zugeständnisse die Frage aus der Welt geschaffen wird. Tyrannenherrschast in Südtirol. Das führende Londoner Tagblatt „Daily-Expreß' ver öffentlichte
kürzlich folgenden an die Hauptschriftleitung über die Lage in Südtirol gerichteten Brief: Als Engländer, der fast zwei Jahre sowohl in Nord- wie in Südtirol lebte, möchte ich den „Daily Expreß' in seinen Schilderungen von der unerträglichen Gewaltherrschaft durch Italien in Südtirol unterstützen. Die unglückliche österreichische Bevölkerung Südtirols leidet an einer Bedrückung, die in der Neuzeit ihres gleichen nicht findet. Der Schmerz des Volkes besteht nicht so sehr darin