weiß, wann der Rest kommen soll. Einhellig haben die OeVP-Führer im Wahlkampf die Erfül lung der 100 Prozent noch heuer versprochen. Karnitz versprach darüber hinaus noch Steuerermäßigungen, Subventionen für die Landwirtschaft, Investitionen, Rentenverbes serungen, kurz alles nur erdenkliche. Er mußte doch im Mai schon Gewißheit haben, daß er nicht einmal die Gelder fü r die Ge hälter der öffentlich Bediensteten habe. Am Samstag fand vor dem Wiener Rathaus eine große Südtirol-Kundgebung statt
. Als einer der Redner führte der Tiroler soziali stische Abgeordnete Nationalrat Zechtl u. a. aus: Heber alle parteilichen und weltanschauli chen Grenzen hinweg sind wir uns im Schmerz über das verlorene Südtirol einig. Die Politik sowohl des faschistischen als auch des demokratischen Italiens hatte und hat of fenbar nur das eine Ziel vor Augen, aus Süd tirol ein italienisches Land zu machen. Fehlgeschlagen sind . die Hoffnungen der Südtiroler, daß nach dem Zweiten Weltkrieg eine neue Politik ihnen gegenüber
mit der Unterwanderung! Schluß damit, daß zweckfremde Industrien aus anderen Teilen Italiens nach Südtirol ver legt werden! In einer Zeit, da der Kolonialis mus zu Grabe getragen wird, wendet man in Südtirol koloniale und halbkoloniale Metho- Hier aber sind wir bei den wahrhaft Schul digen für die schwierige Lage und die Gefährdung der Prosperität unseres Landes. Inmitten der Hochkonjunktur hat man zu Lasten der öffentlichen Hand den Großen jede Begünstigung gewährt; die haben alles eingesteckt und außerdem
miteinander unterhalten. Den deut schen Bürgermeistern in Südtirol befiehlt man dagegen, sich der italienischen Sprache im Amtsverkehr zu bedienen. Auch die soziale Not sagte Nationalrat Zechtl, ist in Südtirol im Steigen. Bauernsöhnen, die auf ihrem eigenen Grund und Boden nicht genug Nahrung fin den, ist es fast unmöglich, irgendwo Arbeit zu erhalten. Viele von ihnen gehen ins Ruhr gebiet, um sich als Bergarbeiter zu verdin gen. Die Bergfeuer vom Brenner bis Salum, vom Reschenpaß bis zu den Dolomiten
künden uns Oesterreichern und der ganzen zivilisier ten Welt von der Not unserer Südtiroler Brü der und Schwestern- Die Selbstbescheidung der Südtiroler und ihre Treue gegenüber den getroffenen Ab machungen wird von Rom weder verstanden, noch geachtet. Deshalb hoffen die Südtiroler mit Recht auf Oesterreich. Italien und Oester reich sind Mitglieder des Europarates; es wäre nicht nur enttäuschend, sondern auch sehr gefahrvoll, wenn keine gerechte Lösung für Südtirol gefunden werden könnte. Italien