, ja. wenn sie im Gegenteile zugibt, daß Hausierer und Marktfahrer die unter schwerem Steuerdruck seufzende seßhafte Kaufmannschaft durch unreelle Konkurrenz schädigt, so darf es nicht Wunder nehmen wenn selbst die ruhigsten Leute, wenn die loyalsten Personen in Südtirol an dem Staate, dem sie nunmehr angehören irre werden und ausrufen: „Wir sind in diesem Staate rechtlos, wir sind nur Staatsbürger dritten Ranges und Josephinismus. In Österreich ... Josephinismus! Das war das Schlagwort, womit schon lange vor dem Kriege
es sich die unterdrückten Südtiroler eben gefallen lassen, daß man es ihnen Tag für Tag in die Ohren schreit, sie seien vom österreichischen Josephinismus glücklich befreit. Ja, Südtirol ist vom Josephinismus befreit, . . . und darum vermutlich müssen unsere Seelsorger jeweils beim Ortskarabiniere anfragen, ob eine Prozession die Mauern des Gotteshauses verlassen darf, und neustens haben es sich an manchen Orten die Karabinier i schon herausgenommen, zu bestimmen, ob der Seelsorger noch die Ortsschule betreten darf
oder nicht. Südtirol ist vom Josephinismus befreit, und darum werden unsere Priester mit einem Netze von Spionen umgeben, und solche, die nicht hier geboren sind, werden erbarmungslos ausgewiesen, weil nicht mehr die kirchliche, sondern die staatliche Obrigkeit zu entscheiden hat, wer hier die Lehre Christi predigen darf. Südtuol ist vom Josephinis mus befreit, und darum Hai sich die Staatsgewalt herausge nommen, zu dekretieren, in welcher Sprache der Religions unterricht zu erfolgen habe. (Das Dekret wurde
zurückgenommen aber schon daß es erscheinen konnte, ist eine nie dagewesene' Ungeheuerlichkeit!) Südtirol ist vom Josephinismus befreit, und sagt man es den Obern unserer Klöster jetzt schon ins Gesicht, sie seien nicht mehr Eigentümer ihrer Häuser und müßten sich auf alles gefaßt machen. Südtirol ist vom Josephinismus befreit, und ist ein Südtiroler Seelsorger (der Pfarrer von Salurn) von Faschistenfäusten mißhandelt wor den, und jene kirchlichen Behörden von Trient, die sich nicht genug der Festigkeit
rühmen konnten, womit sie früher dem angeblichen österreichischen Josephinismus entgegengetreten seien, haben auf dieses fluchwürdige Attentat keine andere Antwort gefunden, als den Mißhandelten durch einen natio nal gesinnten Italiener zu ersetzen, wobei ausdrücklich zuge standen wurde, daß dies auf Wunsch weltlicher, faschistisch gesinnter Kreise geschehe. Südtirol ist vom Josephinismus befreit, und darum konnte es in demselben Dorfe geschehen, daß bei Gelegenheit einer Prozession eine Frau wegen