werden, mit oder ohne die Deutschnationalen eine Regierungsmehrheit im Reichstag zu erlangen, geht doch die allgemeine Erwartung dahin, daß ihnen höchstens ein gewisser Zuwachs in Stimmen ein — auch so schon vorhandenes — Anrecht auf Mitbestim mung unter den gegebenen Verhältnissen bringen wird. Es ergibt sich also dann die zweite Frage: Welche Folgerungen werden Reichspräsident und Reichsregierung aus diesen unge klärten parlamentarischen Verhältnissen ziehen? Ein plötzlicher Bruch mit den bisherigen verfassungsmäßigen Methoden
Direttorinlnläne im Reich. Die Berliner Zeitung „Der Deutsche", ein christlich- ! nationales Blatt", bringt einen sensationellen Bericht über an-! gebttche Direktorialpläne, die' in den Kreisen herrschen sollen, > die den Sturz Brünings inszeniert haben. j Wie „Der Deutsche" behauptet, sollen diese Pläne ungefähr ^ so aussehen: Das Kabinett soll in Zukunft vomRe.ichstag völlig unabhängig gemacht werden, zu deutsch: demi Reichstag soll das Recht, die Reichsregierung oder einzelne Minister
denke man an eine Erweiterung der Macht des Reichspräsidenten, insbesondere eine Aenderung des Artikels 43- der Reichsverfassung, der dem Reichstag das Recht gibt, Die 1 Absetzung des Reichspräsidenten durch Volksabstimmung durchzusetzen. Auch eine Aenderung der Bestimmungen über die Reichspräsidentenwahl sei geplant. Ein vom Reichs präsidenten aus überparteilichen Persönlichkeiten gebildeter „Geheimer Rat" soll den Nachfolger des Reichspräsidenten be stimmen dürfen. Der zweite Kandidat wäre
vom Reichstag zu benennen und dem Volke bliebe das Recht, zwischen beiden zu entscheiden. Da an eine Durchsetzung dieser Reform, die als verfassungsändernd eine Zweidrittelmehrheit beanspruchte, im Reichstag nicht zu denken sei, wolle man den Weg des Volksbegehrens gehen, eines Volksbegehrens, das in diesem Falle von Reichspräsidenten selben zu stellen wäre. Zur Begründung aber aller dieser Projekte, so heißt es im „Deutschen" weiter, würde von ihren Befürwortern angeführt, daß es darauf ankomme
, durch eine solche Direttiorialregierung die Gefahr einer nationalsozialistischen Partei dikta t u r abzuwenden. Angeblich sei auch Hitler mit den Plänen einverstanden. Er lege weniger Wert auf eine Führung der Reichspolitik, als vielmehr auf die Macht in Preußen und den übrigen Ländern. Soweit die Mitteilungen des „Deutschen". Daß man in manchen Kreisen, die hinter dem neuen Kabinett stehen, sich mit der Absicht trägt, eine Art Direktorialregierung einzusetzen, falls sich Herausstellen sollte, daß auch mit einem neuen Reichstag