dieses lyrischen Talentes günstig gewirkt. Den feinen Beigeschmack von Kränkele!, der bis weilen in Zingerle's Poesie sich unangenehmer Weise fühlbar macht, hat Adolf Pichler, ein weit kräf tigeres, gesünderes Talent, vermieden, obwohl er die selben poetischen Stoffe aus der umgebenden Welt und dem Volksschatz in sich verarbeitet hat. Auf seine anderweitige wissenschaftliche Bedeutung ist hier reicht weiter einzugehen. Wir haben es hier mit dem Dichter zu thun, welcher gleichfalls vor nicht langer seit
m»t einer Sammlung von Gedichten, deren größerer Theil schon früher in den besten Journalen und Wochenschriften Oesterreichs und Deutschlands abgedruckt war, in die lyrische Bücherwelt eingetreten ist. Pichler besticht weniger durch Colorit nnd Ab wechslung der Klänge, dnrch moderne Sprünge in den Tonarten, dafür hat er eine schlichte, aber feste Zeichnung, eine echt dichterische Einfachheit, die sich in einfache aber kräftige Form kleidet. „Das Nest des Tiroleradlers', „Der Alpensee', „Hymne' sind im Lyrischen
, — „Die alte Zither', „Ein Fest', „Der Riese', „Der Sakristan', „Schwanenlied der Sibylle' im Erzählenden das Auszuzeichnende. Je der Vers ist hart, klar und rosig angeglüht wie Glet schereis, über jede Scene breitet sich die lauschige Ruhe der Alpenwelt. Die Legenden sind ein kleiner Cyclus evangelischer Geschichten in einfacher, aber eben darum charakteristi scher Holzschnittmanier. Jedenfalls ist Pichler unter den gleichzeitigen Lyrikern seines Landes der inten sivste. — Einzelne sentimentale
und Lieben.' Es findet sich darin viel Natnrschilderung und Natnrbummelei, wie bei Adolf Pichler, aber im mer ist sie gesund, natürlich bei Letzterem künstlerisch reiner. Es wird der Natnr nirgend etwas zuge- muthet, was ihrem Wesen zuwiderliefe, — ein Miß brauch, der durch Redwitz, Geibel, Roquette recht beliebt und modern geworden ist. Die Natur und die Liebe zu besingen wird ja den Dichtern nicht verboten, und wer kein echtes, warmes Liebeslied, keinen frohen Natnrlaut mehr anhören kann, der gehe