, Freitag den Zt. Jänner 1902 Der gesicherte MWe. ^Original - Korrespondenz des Pusterthaler Bote.) Wien» 28. Jänner. Der Thronfolger Herr Erzherzog Franz Ferdinand, ist Gegenstand einer militärischen Auszeichnung seitens des russischen Kaisers geworden, und begibt sich nach Petersburg, um Nikolaus U. seinen Dankfürdieselbe abzustatten Formell handelt es sich um eine Etiquette-Reise ; jedermann steht aber auf den ersten Blick, daß derselben eine große politische Be deutung zukommt. Die Reise
würde nicht stattfinden, wenn unsere Beziehungen zu Rußland nicht die denkbar besten wären. Solange das aber der Fall ist, find alle die Gefahren, die aus dem Orient drohen, mehr Schein als Wirk lichkeit. Mögen die kleinen Leute in Belgrad, Sophia und Cettinje treiben was fie wollen, mag es selbst in Make donien und Albanien zu Unruhe» kommen, solange die Höfe und Cabinette von Wien und Petersburg einig find, werden derartige Vorgänge immer nur Verdrießlichkeiten, aber keine Gefahren sein. Man wird die einzelnen
Zwischensälle, welche auf tauchen mögen, immer im gemeinsamen Einverständniß gemeinsam behandeln und gemeinsam lösen. Mit anderen Worten, wenn Oesterreich und Rußland einig find, kann es wohl Orient-Verdrießlich keiten, aber keine Orient-Gefahr und keinen Orient-Krieg geben. Vielfach glaubt man, daß es im Frühjahr auf der Balkanhalbinsel zu allerlei Aus- Brüchen kommen werde. Die Reise des Herrn Erzherzogs Franz Ferdinand nach Petersburg aber ist eine Bürgschaft dafür, daß alle diese Ausbrüche lokalisiert