Frieden. Innsbruck, °1S. Dezember. Fast scheint es, als ob das heurige Weihnachten der Menschheit das schönste Geschenk bringen sollte, das derzeit denkbar ist: den nach langer düsterer Kriegszeit von aller Welt heißersehnten Frieden. Von überall her hören wir Worte des Einlenkens, neuestens sogar von England. Das Aufsehen, daß dort Lord Lansdownes versöhnlicher Brief machte, ist noch nicht gewichen und nun nimmt gar der eng lische Botschafter in Petersburg, der bekannte Herr Bu- chancm das Wort
und erklärt, England werde Rußland wegen eines allfälligen Sonderfriedens nicht gram sein und sei sogar bereit, mit einer gefestigten russischen Regie rung die Bedingungen eines gerechten und dauerhaften Friedens zu prüfen. Aehnlich hat der französische Botschaf ter in Petersburg gesprochen. Es fehlt nun nicht an Stimmm, welche davor warnen, diese Aeußerungen allzu echt zu nehmen. Ja teilweise wird sogar behauptet, daß die Ententevertreter nur so sprechen, weil sie hoffen, gegett die gegenwärtige wahrhaft
. Die Hungerrevolte in Petersburg rief jedoch gegen die Be rechnung des Zarismus und zur Ueberraschung der Libera len eine wirkliche Revolution hervor, die sich immer radika ler entwickelte. Jetzt wünscht das dolschewikifche Rußland den allgemeinen Frieden, ist aber allem Anscheine nach auch zu einem eventuellen Sonderfrieden bereit. Mehrere Anzeichen deuten darauf hin, daß dieser ent schlossene Schritt doch zu b a l d i g e n, allgemeinen Friedensverhandlungen führen kann: Lord Lansdownes Friedensbrief