anhaftete, ist gewichen; langsam kehrt das durch Jahrzehnte ge wohnt gewesene Vertrauen wieder. Der allmähliche Wandel. Es war einmal eine Zeit, in der der Soldat poli tisch entrechtet war. Mochte er auch in seinem In nersten mit dieser oder jener politischen Partei sym pathisieren — als Soldat stand er parteilos über den Parteien, darum befaß er auch das Vertrauen aller, und er hat dieses Vertrauen im Weltkrieg glänzend gerechtfertigt. Dann kam eine Zeit, in der man in dem österreichischen Soldaten
von den Marodeuren gereinigten neuen Wehrmacht. Ja, es gibt sogar Wehrmänner, die — solange sie Soldaten sind — gar keiner poli tischen Partei dienen wollen, sondern einzig und allein dem Vaterlande, zu dessen Schutz und Schirm sie da sind. So hat unsere bewaffnete Macht in den jüngsten Jahren in jeder Beziehung eine gründliche Erneue rung erlebt; das wissen nicht nur die im Soldaten- kleide, dessen freuen sich auch die Bürger. Die Unzufriedenen. Eine Partei allerdings ist mit dem Wandel durchaus
nicht einverstanden. Ihr, der Partei der Austerlitz, Deutsch, Körner und Genossen, ist es ein Greuel, daß wir als „bewaffnete Macht" nicht mehr eine rote Parteigarde auf Staatskosten haben, auch nicht eine uniformierte Vereinigung zu allem bereiter Desparados nach Art der Volkswehr unseligen Angedenkens. Weil es nun nicht recht möglich ist, daß diese mit der sittlichen Erneuerung der Armee Unzufriedenen gegen die ihrer Bevor- mundungimmermehrentgleiienden Ar mee selbst losziehen, verabsäumen sie keine Gelegen
setzen, weil die Erfahrung sie gelehrt hat, daß Herr Vaugoin nicht, wie es ihm der Sinn des Amtseides gebietet, ohne Ansehung der Partei, also objektiv, seine Gewalt gebraucht, ist eben, weil er zum Ge spött seiner Untergebenen wird, unmöglich. Wenn es den Christlichsozialen wirklich, wie Herr Seipel immer beteuert, um Staatspolitik und nicht um Parteipolitik zu tun wäre, so müßten sie selbst jetzt zur Ueberzeugung gekommen sein, daß im Interesse einer ruhigen Entwicklung unseres Heerwesens
in Heeresangelegenheiten und vor dem A u s l a n d e, auf das sich die „Arbeiter zeitung" beruft, mehr bloßstellt, als ab und zu eine Entgleisung von Wehrmännern, die sich verhetzen ließen. Welche Bezeichnung verdient eine sonst ernst zu nehmende Zeitung, die über den obersten Leiter der Heeresangelegenheiten schreibt: „Seitdem die Republik besteht, gab es noch kei nen Minister, der die ihm anvertraute Amtsgewalt so plump, so brutal, so schamlos offen in den Dienst seiner Partei gestellt hätte. Darum gibt und gab es auch keinen Minister, welcher Partei auch immer